Unter dem Motto „Versöhnung – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“ kommen vom 23. bis 29. Juni 700 offizielle Vertreter der christlichen Kirchen aus allen Teilen Europas zusammen, darunter zahlreiche Bischöfe und Kirchenoberhäupter. Außerdem werden mehrere Tausend weitere Gäste aus Ost und West in Graz erwartet. Es handelt sich um das erste große Christentreffen in Europa nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs.

Die erste Europäische Ökumenische Versammlung hatte 1989 in Basel stattgefunden. Seitdem hat sich Europa stark verändert. Die Öffnung der Grenzen war Anlaß zu großen Hoffnungen, sie führte jedoch auch zum offenen Ausbruch von ethnischen und sozialen Spannungen. In dieser Situation rufen die Kirchen in Europa zur Versöhnung auf. In einem in Graz zu beschließenden Dokument wollen die Delegierten die Grundlagen und Perspektiven des christlichen Eintretens für Versöhnung sowie die jeweils nächsten Schritte auf diesem Weg benennen.

Gemeinsamene Morgengebete und Bibelarbeiten sind fester Bestandteil des Programms. Sie verweisen auf den religiösen Ursprung christlichen Versöhnungshandelns. Außerdem stellen sich in Graz beispielhafte Versöhnungsinitiativen vor. In Dialogforen geht es um Versöhnung innerhalb und zwischen den europäischen Völkern, um gewaltfreie Formen der Konfliktbewältigung, um die Suche nach der sichtbaren Einheit zwischen den Kirchen, den Dialog mit den Religionen und Kulturen, den Einsatz für soziale Gerechtigkeit und unsere Verantwortung für die Schöpfung.

In verschiedenen Ländern bereiten sich Christen auf die Zweite Europäischen Ökumeni-sche Versammlung vor. Im Juni 1996 kamen die deutschen Delegierten zu einer nationalen Versammlung in Erfurt zusammen. Unter anderem wird die Deutsche Kommission Justita et Pax vom 17.–20. März eine Tagung durchführen zum Thema „Die Völker Europas auf dem Weg zum vereinten Europa. Annäherungen an die Gesellschaften Mittel- und  Osteuropas“.