| Pressemeldung | Nr. 106

Vorstellung und Diskussion der Enzyklika „Laudato si‘“ mit Weihbischof Dr. Bernd Uhl und Prof. Dr. Ottmar Edenhofer

„Franziskus fordert ökologische Spiritualität“

Anlässlich der Vorstellung der Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus haben die Katholische Akademie in Berlin und das Kathedralforum St. Hedwig gestern Abend (18. Juni 2015) zu einer Vorstellung der Enzyklika und anschließender Diskussion eingeladen mit Weihbischof Dr. Bernd Uhl (Freiburg), Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Ökologische Fragen“ der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, und Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgen­forschung und Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change. Moderiert wurde die Veranstaltung von Christopher Schrader (Wissenschaftsredaktion Süddeutsche Zeitung).

Weihbischof Uhl charakterisierte die Enzyklika von Papst Franziskus als eine klare Positionierung, die nicht als selbstverständlich angesehen werden dürfe. „Franziskus fordert ökologische Spiritualität, ein neues Denken, ein neuer Geist, Verantwortung für die Geschenke Gottes. Wir müssen Beschützer des Werkes Gottes sein“, so Weihbischof Uhl. Der Papst zeige mit seiner Enzyklika Wege auf, wie Lösungen geschehen können. Um diese Lösungen müssen wir ringen und das sei ein Prozess der länger andauern könne. Darüber hinaus müsse eine Technikfolgenabschätzung passieren: „Wir müssen uns immer wieder fragen, welche Folgen technischer Fortschritt für die Menschen und die Umwelt hat. Denn Technik muss auch menschengerecht und menschenwürdig sein.“ Dass Laudato si‘ technikfeindlich sei, wies er deutlich zurück: „Fortschritt wird nicht abgelehnt: Wir müssen ihn nur in die richtige Richtung lenken.“ Denn schließlich hätten wir eine Verantwortung Gott gegenüber, das Geschenk der Schöpfung zu bewahren. „Und diese Verantwortung haben wir nicht nur Gott gegenüber, sondern auch aus Nächstenliebe gegenüber der gegenwärtigen und kommenden Generationen. Wir müssen uns fragen: Wie können wir unseren Nachkommen ein geordnetes Haus übergeben.“

Prof. Dr. Edenhofer machte gleich zu Beginn deutlich, dass es nicht angemessen sei, die Enzyklika auf eine „Umwelt-“ oder „Klimaenzyklika“ zu reduzieren. „Der Papst beklagt, dass die Grenzen der planetarischen Belastbarkeit bereits überschritten sind, ohne dass das Problem der Armut gelöst sei.“ Die Grenzen der Belastbarkeit seien überschritten, weil die reichen Länder zu viel konsumierten, ohne jedoch den Reichtum mit armen Ländern in ausreichendem Maße zu teilen. „Die Enzyklika ist revolutionär“, so der Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgen­forschung, „der Papst hat mit der Enzyklika den Mut, den Status der Atmosphäre als globales Gemeinschaftseigentum in das kollektive Bewusstsein der Menschheit zu heben.“ Außerdem sehe die Enzyklika die Lösung der globalen Krise auf der Ebene der internationalen Kooperation, der nationalstaatlichen Politik und auf der kommunalen und der individuellen Ebene. Darüber hinaus sehe der Papst die Notwendigkeit, das Armuts- und das Klimaproblem gleichzeitig zu lösen. „Die Enzyklika fordert den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Religion.“ Zum Schluss betonte Prof. Dr. Edenhofer: „Der Papst gibt in seiner Enzyklika nur wenige konkrete Empfehlungen. Das sollte man nicht als Schwäche auslegen, sondern als Stärke. Der Papst achtet die Kompetenz- und Gewissensfreiheit der Gläubigen und aller Menschen guten Willens, auf deren Kreativität und Tatkraft er setzt.“

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