| Pressemeldung | Nr. 077

Vertrauen auf Gott – Solidarität mit den Menschen

Bibelarbeit von Erzbischof Zollitsch auf dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat heute bei einer Bibelarbeit auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag zu größerer Gerechtigkeit in der Gesellschaft aufgerufen. Ausgehend vom Wort aus dem Lukasevangelium, „Die Witwe fordert ein Mindestmaß an Gerechtigkeit“ (Lk 18,1-8) erinnerte Erzbischof Zollitsch an den Auftrag Jesu, der den Menschen ermutige, Rücksicht im Leben zu nehmen. Dabei helfe Gott selbst, der den Menschen zum Dialog einlade, so Zollitsch.

„Das Gebet ist unser direktester und persönlichster Kontakt zu Gott. Unser Gott ist ein Gott, der uns Menschen zugewandt und für uns da ist. Er ist für uns ansprechbar und hört, was wir ihm zu sagen haben. Er ist ein menschenfreundlicher und fürsorglicher Gott, der uns Menschen liebt“, sagte Erzbischof Zollitsch. „Gott ist nicht fern geblieben. Er nimmt uns wahr und hört unser Rufen.“ Darauf habe auch Papst Franziskus aufmerksam gemacht: „Gebet und Erhörung des Gebetes folgen keinem Automatismus. Der Vater gibt seinem Kind, worum es bittet, falls es ihm nützt! Und darin ist er ein guter Vater.“ Erzbischof Zollitsch betonte, dass die Rückbindung an Gott befreie: „Ich muss nicht immer der Schnellste, Beste und Größte sein. Ich muss nicht ständig die Anderen übertrumpfen, um mich selbst zu verwirklichen. Sondern ich darf so sein, wie Gott mich geschaffen hat. Ich darf auch mal schwach sein; ich darf auch mal Fehler machen und ich muss nicht ständig Höchstleistungen bringen. Gott nimmt mich so an, wie ich bin. Er ist ganz offen für mich, denn er kennt mich. Im Lesen der Heiligen Schrift, aber vor allem auch im Gebet gibt uns Gott die Möglichkeit, ihm zu begegnen und ihn kennenzulernen. Wir treten ein in einen Dialog mit Gott. Je häufiger wir im Gebet den Dialog mit Gott suchen, umso vertrauter wird uns seine Stimme. Wir lernen Gott immer besser kennen.“

In seiner Bibelarbeit mit mehreren hundert Teilnehmern forderte Erzbischof Zollitsch die Gläubigen auf, sich um Recht und Gerechtigkeit in der Gesellschaft und damit für die Mitmenschen zu bemühen: „Damit dienen wir den Menschen und zugleich Christus. Unser Dienst am Menschen wird durch die Botschaft Christi zum Dienst für Gott, zum Gottes-Dienst.“ Christliches Engagement ohne Rückbindung an Gott drohe zu Aktionismus zu werden, der ohne die sinnstiftende Basis des Glaubens schnell wieder an Kraft verliere. „Reines Vertrauen darauf, dass Gott schon alles richten wird, verfehlt aber in gleicher Weise die Bestimmung des Menschen. Persönliches Engagement für eine Sache, das Beten zu Gott und das Vertrauen auf seinen Beistand gemeinsam ermöglichen uns, unsere Welt zum Besseren zu wandeln. Und oft ist das erhoffte Eingreifen Gottes auch bitter notwendig“, so Erzbischof Zollitsch. Konkret stelle sich – wenn in einem Gleichnis über Gerechtigkeit gesprochen werde – die Frage, wie vielen Christen auf der Welt die Zusage Jesu Mut mache, dass Gott seinen Auserwählten zu ihrem Recht verhelfen werde: „Noch nie zuvor in der Geschichte wurden so viele Christen bedrängt und verfolgt wie in unseren Tagen. Nahezu täglich liest man in der Presse von neuen gewalttätigen Übergriffen auf christliche Gemeinden und von staatlichen Repressionen. Christen werden immer häufiger Zielscheibe von Gewalt und Terrorakten. Der arabische Frühling, der nach Freiheit und Demokratie strebte, ist vielerorts zum Herbst und teilweise sogar zum bitteren Winter umgeschlagen. Radikale muslimische Kräfte gewinnen die Oberhand. Vor allem die Christen in Ägypten, aber auch in afrikanischen Ländern und im Vorderen Orient, wie z.B. in Syrien, bekommen dies zunehmend zu spüren. Sie sind machtlos und wehrlos gegen die zunehmende Anfeindung in ihrer lang angestammten Heimat; sie sind machtlos gegen Vandalismus und ansteigende Gewalt. Sie können sich selbst nicht mehr gegen die zunehmende Gewalt wehren und wenden sich in ihrer Not im Gebet an Gott. Sie bitten darum, dass er Einhalt gebietet und das Leid von ihnen abwendet.“

Erzbischof Zollitsch appellierte an die Solidarität der Christen weltweit. „Die Politik, jeder einzelne Politiker bei uns ist dazu aufgerufen, auf die Staaten einzuwirken, die Menschen nicht vor Übergriffen aufgrund ihres Glaubens schützen oder gar um ihres Bekenntnisses zu Christus willen verfolgen. Jeder einzelne Christ ist durch die Botschaft von der Nächstenliebe dazu aufgerufen, unsere Mitchristen durch unser gesellschaftliches und politisches Engagement und unser Gebet zu unterstützen. Das gemeinsame Füreinander-Eintreten, die solidarische Unterstützung untereinander war ein Kennzeichen der frühen christlichen Kirche. Und so können auch wir heute unsere christlichen Brüder und Schwestern unterstützen, indem wir versuchen, alles uns Mögliche zu tun, um politisch auf die Missstände einzuwirken; und wir können sie unterstützen, indem wir die Sorgen und Nöte der bedrängten Christen auch in unserem Gebet vor Gott tragen“, so Erzbischof Zollitsch.

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