| Pressemeldung | Nr. 041

Verabschiedung von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch aus dem Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz

Rede von Bischof Norbert Trelle, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

 

 

Heute Morgen war die Stunde der Wahl eines neuen Vorsitzenden unserer Konferenz, jetzt ist – im Rahmen dieses schönen Abends, den uns das gastgebende Bistum Münster und sein Bischof schenken – die Stunde des Dankes und der Verabschiedung unseres bisherigen Vorsitzenden.Sechs Jahre lang hast Du, lieber Robert, die Deutsche Bischofskonferenz als Vorsitzender geleitet. Nach Deiner Bischofsweihe im Jahr 2003 hattest Du Deine Mitarbeit in der „Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste“ zugesagt und auch den Vorsitz im Verwaltungsrat des Verbandes der Diözesen Deutschlands übernommen. Die Verbindung beider Engagements ist schon für sich ein aussagekräftiges Statement über Deine Person: Als früherer Direktor des Collegium Borromaeum in Freiburg hat Dich immer bewegt, dass tüchtige Kandidaten für das Priesteramt gewonnen werden können. Als langjähriger Personalverantwortlicher des Erzbistums kam die Sorge auch um die anderen geistlichen Berufe hinzu, aber auch die Aufgabe, eine gute und präzise Verwaltungsarbeit zu leisten.

Ich glaube, das Zusammengehen von geistlicher und theologischer Wachheit, bodenständiger Kirchlichkeit, großer diözesaner Erfahrung und administrativer Sorgfalt hat vor sechs Jahren viele damalige Wähler bewegt, Dir ihre Stimme zu geben. Du hast Dir dann rasch den Ruf eines fairen und bis in die Zeitplanung sehr korrekten Vorsitzenden erwerben können. Du bist den Mitarbeitern ein gerechter und guter Vorgesetzter gewesen und hast die Möglichkeiten des Bonner Sekretariats und des Katholischen Büros in Berlin zu nutzen gewusst.

Bei Deiner Wahl, lieber Robert, hast Du Dir – genauso wie wir – nicht träumen lassen, welche bewegten Jahre Dir bevorstanden. Es begann mit der öffentlichen Debatte über die so genannten. Pius-Brüder, die bereits das Potential zu viel Aufgeregtheit hatte. Dann folgte 2010 die Aufdeckung der Vielzahl von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Viele von uns erinnern sich der Frühjahrs-Vollversammlung, zu der wir ja in Dein eigenes Bistum gekommen waren. Es fehlten uns die analytischen und sprachlichen Mittel, diese Aufdeckungen zu fassen. Wir waren zutiefst getroffen und beschämt. Unter Deiner Leitung ist es gelungen, binnen ganz kurzer Zeit einen Handlungsplan zu erarbeiten, dessen Realisierung der Kirche viel Anerkennung eingetragen, vor allem aber erstmals die Opfer ins Zentrum gerückt und damit angemessene Verantwortungsübernahme gezeigt hat. In diesen turbulenten Wochen, während derer Du Dich  wie viele von uns  selbst mancher Beschuldigung stellen musstest, hast Du viel Bitteres erleben und die Grenzen erfahren müssen, die einem Menschen, einem Bischof und unserer Konferenz im öffentlichen Leben gesetzt sind.

Es gab dann noch viele knifflige Themen, wie zum Beispiel die Fortentwicklung des kirchlichen Arbeitsrechtes. Du hast ja selbst den Vorsitz der Bischöflichen Arbeitsgruppe zum Arbeitsrecht übernommen, um auf diesem Gebiet wegweisend wirken zu können. Du bist, lieber Robert, immer für das offene Wort und das geduldige Gespräch in der Bischofskonferenz quer über alle Unterschiede hinweg eingetreten. Du hast Dich um die Mitbrüder gekümmert – und dies nicht nur bei der Weihe oder Amtseinführung bzw. beim Ausscheiden aus dem aktiven Dienst. Ich glaube, auch Dein Engagement in den Limburger Turbulenzen beweist Deine wache und menschlich zuverlässige Art.

Viele von uns hat die offene und unerschrockene Art beeindruckt, wie Du auf Fragen und auf Menschen zugegangen bist, gerade auch unter schwierigen Bedingungen. Du hast ein sehr positives Verhältnis in der Ökumene, besonders gegenüber den Kirchen der Reformation, noch weiter stabilisiert und ausgebaut. Dein unverkrampftes Verhältnis zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken – namentlich zu seinem Präsidenten Alois Glück – hat uns geholfen, in schwieriger Zeit zu bestehen. Der Mannheimer Katholikentag „Einen neuen Aufbruch wagen“ ist dafür ein sehr gutes Beispiel.

Du hast den Impuls zum Dialogprozess auf Ebene der Bischofskonferenz gegeben. Darüber waren, das darf man wohl offen sagen, nicht alle Mitbrüder nur begeistert. Aber, der Weg der Begegnung hat sich als richtig herausgestellt. Auch wenn dabei viele „heißen Eisen“ angesprochen werden, die wir insgesamt lieber nicht besprechen, weil sie im Blick auf die Lehre und Tradition der Kirche wirklich brenzlig sind und unsere pastoralen Entscheidungen verlangen. Vielleicht bist Du heute Abend diesbezüglich nicht nur von Fans umringt, wohl aber von Mitbrüdern, die die wertvollen und kirchlich hilfreichen Aspekte des Prozesses voll anerkennen.

Lieber Robert, Du hast Dich von Anfang an sehr um ein gutes Verhältnis mit Rom und insbesondere mit Papst Benedikt XVI. bemüht. Wir erinnern uns daran, dass Du nach jeder Vollversammlung in Rom warst, um den betroffenen Dikasterien und möglichst oft auch dem Heiligen Vater selbst Informationen zu geben und Hintergründe zu erläutern. Du hast den Kontakt mit den Kurialen, mit den Ordensleuten in Rom und der wissenschaftlichen Welt gepflegt, auch mit den Botschaftern und Mitarbeitern in der Deutschen Botschaft. Das ist wichtig, denn eine konstruktive und verständnisvolle Beziehung mit Rom ist nur möglich, wenn man sich kennt und Vorurteile und falsche Perzeptionen überwinden kann.

Der Weltkirche hast Du aber auch auf einer Reihe von Auslandsreisen Deine Aufmerksamkeit geschenkt: in den Nahen Osten, ins Heilige Land, nach Afrika und nach Lateinamerika, wohin Du auch viele Kontakte schon vom Erzbistum Freiburg aus hattest.

Höhepunkt Deiner Amtszeit ist gewiss der Besuch des Heiligen Vaters in den Bistümern Berlin, Erfurt und Freiburg gewesen: ein Sommertraum besonderer Art, der die Deutschen und den Papst aus Deutschland einander näher gebracht und überwältigend gezeigt hat, welche Strahlkraft der Glaube und die Kirche auch heute in das Leben vieler Gläubiger, aber auch vieler Distanzierter hineintragen. Dafür danken wir Dir ganz besonders!

Ich komme damit zu Deiner Präsenz im politischen und gesellschaftlichen Leben. Ich glaube, dass ich Dir nicht Unrecht tue, wenn ich sage, dass Du wohl nicht der Mann der Empfänge und prunkvollen gesellschaftlichen Anlässe bist. Das würde Deiner Wesensart widersprechen. Aber wir alle wissen, wie rasch und wie stabil Du das Vertrauen der führenden Persönlichkeiten in unseren Verfassungsorganen erworben hast, angefangen vom Bundespräsidenten und der Kanzlerin bis hin zu den Richtern des Bundesverfassungsgerichts. Man hat Dich gerne getroffen und auch gerne in Freiburg besucht. Man hat Dich geehrt und gewiss auch verehrt. Du hast eine Reihe wichtiger Vorträge gehalten, sowohl im politischen Bereich beim Berliner Michaelsempfang oder in Brüssel als auch bei unseren Vollversammlungen im Herbst. Ausgezeichnet hat diese immer wieder der enge Bezug zur Heiligen Schrift, zur kirchlichen Gegenwart und zur Lehre der Päpste. Die Ermutigung aus dem Geist des Evangeliums ist Dir wichtig.

Immer aber, lieber Robert, bist Du Dir treu geblieben als Mann der Bescheidenheit und einer tiefen Frömmigkeit, für die Du in Deiner Schönstattgemeinschaft wichtige und richtige Impulse erhalten hast. Du bist ein bodenständiger Mensch, der trotz  einer schweren und schwierigen Kindheit und Jugend und teils tief verwirrenden Erfahrungen nicht den Optimismus verloren hat – einen Optimismus, zu dem – wenn man das so aneinanderreihen darf – sowohl der gute Badener Rotwein als auch das Gebet beitragen.

Lieber Robert, die deutschen Bischöfe danken Dir für die viele Kraft, Kreativität und menschliche, aber auch geistliche Mühe Deiner Zeit als unser Vorsitzender. Du musstest immer wieder auch Angriffe auf Deine Person ertragen und manches über Dich lesen, was unwahr und ungerecht gewesen ist. Oft musstest Du den Kopf für uns alle hinhalten, wenn die Kirche in der Kritik war. Wir sind Dir dankbar, dass Du dies ausgehalten und uns auf diese Weise oft genug entlastet hast. Du bist in würdiger Weise in die Reihe der früheren Vorsitzenden getreten – von Kardinal Döpfner, Kardinal Höffner und Kardinal Lehmann. Du hast dem Amt Deine eigene, spezifische Prägung verliehen. Die Kirche in Deutschland ist Dir sehr dankbar!

Dank verlangt immer nach konkreten Zeichen. Wir haben erfahren, dass Du zwar ein fleißiger „Altsprachler“ warst in der Schule, der sechs Jahre lang Griechisch gebüffelt hat. Aber, in Griechenland warst Du bis heute nicht. Wir möchten Dir gerne für Dich und eine Begleitperson eine Reise nach Griechenland schenken – ein Programm, das Du selbst bestimmen kannst und das gewiss die großen religiösen Orte des Christentums Damals und Heute auch zum Inhalt haben wird. Diese Reise möge zu Deiner Entspannung beitragen, Dich die Quellen erleben lassen, aus denen wir geistig und religiös schöpfen – und manchen Ärger, den wir Dir bereitet haben, in ein milderes Licht rücken.

Vielen, vielen Dank!


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