| Pressemeldung | Nr. 099

Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und der Polnischen Bischofskonferenz am 24. September 2005 in Breslau

Grußwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann

Es gilt das gesprochene Wort!
Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!
Verehrter Herr Botschafter!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir erinnern uns heute jener historisch herausragenden Briefe, die die polnischen und die deutschen Bischöfe kurz vor dem Ende des II. Vatikanischen Konzils in Rom ausgetauscht haben. Mit ihrem an die deutschen Mitbrüder gerichteten Wort: „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ haben die polnischen Bischöfe am 18. November 1965 ein neues Kapitel in der Geschichte unserer Völker aufgeschlagen. Auch heute, 40 Jahre danach, empfinden wir diese Botschaft nach allem, was vorausgegangen war, als unerhört, ja geradezu unglaublich. Wir wissen inzwischen noch besser als damals, welch großen Mut die polnischen Bischöfe angesichts der damaligen politischen Verhältnisse in ihrem Land mit dieser Geste bewiesen haben. Deshalb bewegt die deutschen Bischöfe bis zum heutigen Tag ein Gefühl der Ehrfurcht vor der Größe dieses wahrhaft christlichen Zeichens. „Mit brüderlicher Ehrfurcht“, heißt es im Antwortschreiben der Deutschen Bischofskonferenz vom 5. Dezember 1965, „ergreifen wir die dargebotenen Hände. Der Gott des Friedens gewähre uns auf die Fürbitte der regina pacis, dass niemals wieder der Ungeist des Hasses unsere Hände trenne!“. In diesen Worten liegt ein bleibendes Vermächtnis für unsere Zeit. Deshalb unterzeichnen wir heute – zum zweiten Mal nach 1995 – eine Gemeinsame Erklärung unserer beiden Bischofskonferenzen. Mit ihr würdigen wir das Werk unserer Vorgänger und bekennen uns zu dem Geist der Versöhnung, der sie leitete. Zugleich richten wir unseren Blick auf die gemeinsame Zukunft, die Polen und Deutsche in einem geeinten Europa verbindet. Unsere Gemeinsame Erklärung spricht über die Aufgaben, die sich der Kirche in Polen und Deutschland in unseren Tagen stellen. Angesichts mancher Irritationen, die in jüngster Zeit das Zusammenleben unserer Völker beschwert haben, legen wir zum einen ein unmissverständliches Bekenntnis zu der gemeinsamen Verpflichtung ab, uns auch weiterhin mit aller Kraft für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen einzusetzen. Wir mahnen die gesellschaftlichen Kräfte in unseren Ländern und die politisch Verantwortlichen, ihrer Verantwortung für ein friedliches und freundschaftliches Miteinander gerecht zu werden. Dem Ungeist des Aufrechnens, der die Menschen gegeneinander aufbringt, erteilen wir eine unmissverständliche Absage.

Zum anderen bringen wir mit unserer Erklärung den Willen der Katholiken in Deutschland und Polen zum Ausdruck, gemeinsam die großen geistlichen und geistigen Traditionen des Christentums in das zusammenwachsende Europa einzubringen. Es geht um den Austausch unserer Glaubenserfahrungen, um die gegenseitige Bereicherung unserer einen Kirche und um das gemeinsame Zeugnis im Lebensraum der europäischen Gesellschaft und Kultur. Wir wollen gemeinsam dazu beitragen, dass christliche Werte das Zusammenleben in der Europäischen Union und im gesamten Europa mitprägen. Verstärkt wollen wir vor allem auch beim Lebensschutz und bei den Fragen von Ehe und Familie zusammenarbeiten. So helfen wir, dass unser Kontinent immer mehr zu einem Raum der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Achtung vor der Würde eines jeden Menschen wird.

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