| Pressemeldung | Nr. 183

Tschechische und Deutsche Bischofskonferenz bekräftigen Weg der Versöhnung

„Die Opfer in den Mittelpunkt der Erinnerung stellen“

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Reise des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am 18. November 2010 nach Prag anlässlich des 20. Jahrestages der Briefwechsel zwischen der Tschechoslowakischen und Deutschen Bischofskonferenz. Bild: Gottesdienst in der Wenzelskapelle des Veitsdomes. Erzbischof Robert Zollitsch (l). und Dominik Duka OP, Erzbischof von Prag umarmen sich beim Friedensgruß.

Unter dem Leitwort „Schritte auf dem Weg der Versöhnung“ haben heute die Vorsitzenden der Tschechischen und der Deutschen Bischofskonferenz die positive Entwicklung im Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen gewürdigt. Bei seinem Besuch in Prag sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch: „Versöhnung berührt die Tiefenschichten der Beziehungen und wagt sich an die Verwundungen und Brüche der Identität. Gefordert ist die Bereitschaft, die Opfer in den Mittelpunkt der Erinnerung zu stellen, Leiden anzuerkennen und sich auf ihre Perspektive einzulassen.“

Im Mittelpunkt des Besuchs stand eine Feierstunde zum 20. Jahrestag des historischen Briefwechsels zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der damaligen tschechoslowakischen Bischofskonferenz, der eine Initiative des Prager Erzbischofs František Kardinal Tomášek vorausging. Erzbischof Zollitsch lobte die Annäherung zwischen Tschechen und Deutschen als eine ehrliche Aufarbeitung historischer Konflikte: „Dazu gehörte auch, dass beide Seiten ihren Blick mit ausgeprägter Schärfe auf die Tätergeschichte der eigenen Staaten und Völker richteten, anstatt Ausflucht zu suchen in der Beruhigung, die der eigene Opferstatus bereit hält.“

Der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, Prags Erzbischof Dominik Duka OP, würdigte die Rolle der Kirche bei der Versöhnung der Länder: „Die von dem kirchlichen Milieu aus getanen Versöhnungsschritte fanden ein Echo zum Teil auch in einigen Bürgerinitiativen und trugen in den vergangenen Jahren zu einer bedeutenden Besserung der Beziehungen zwischen unseren Ländern und Völkern bei.“ Nach der Verarbeitung der gemeinsamen Geschichte, müssten nun „gemeinsame Themen gesucht werden, die wichtig für die weitere Entwicklung des ganzen europäischen Hauses sind“, sagte Duka weiter. Das „betreffe die Erhaltung der christlichen Kultur und der Identität unseres Erdteils unter Beibehaltung von Toleranz und Ablehnung von Xenophobie und Rassismus. Solidarisch mit den sozial Benachteiligten und allen Leidenden soll der christliche Weg zu Lebensalternative und Lebenszeugnis werden“.

An der Feierstunde, zu der beide Konferenzvorsitzende in Zusammenarbeit mit der Ackermann-Gemeinde eingeladen hatten, nahmen zahlreiche Vertreter aus Deutschland und der Tschechischen Republik teil. Martin Kastner MdEP, Vorsitzender der Ackermann-Gemeinde in Deutschland betonte die guten nachbarschaftlichen Beziehungen: „Gemeinsam sollten wir an dem Ziel einer versöhnten Nachbarschaft in Europa weiterarbeiten, damit man in naher Zukunft über Deutsche und Tschechen sagen kann: Die beiden Völker haben ihre Lektion aus den Verwirrungen des 20. Jahrhunderts gelernt und pflegen eine vorbildliche Zusammenarbeit.“ Der erste Vizepremier und Außenminister der Tschechischen Republik, Karel Schwarzenberg, erläuterte in seinem Festvortrag Schritte zur Erneuerung der deutsch-tschechischen Nachbarschaft und skizzierte eine Bilanz nach 20 Jahren.

Erzbischof Zollitsch würdigte die Arbeit der Ackermann-Gemeinde. Nach der Vertreibung hätten sich viele Katholiken schon früh dazu entschieden, Brücken der Verständigung zwischen der alten und der neuen Heimat zu bauen, statt die verlorene Heimat zurück zu verlangen: „Genau dies ist bis heute die selbstgestellte Aufgabe der 1946 gegründeten katholischen Ackermann-Gemeinde.“ Zollitsch lenkte auch den Blick auf die Zukunft: „Die gemeinsame Gegenwart und Zukunft unserer Völker heißt Europa. Europa lebt aus einer gemeinsamen Kultur, die sich in einer Vielfalt von religiös-konfessionellen, regionalen und nationalen Prägungen ausdrückt.“ Dabei seien die Gestaltungskräfte des Christentums hinsichtlich der kulturellen Evolution in Europa deutlich zu beachten. „Nicht weniger entscheidend aber ist das konkrete Zeugnis, das wir als Kirche und Christen heute in unseren Gesellschaften ablegen“, so Zollitsch.

Während seines Besuchs in Prag traf der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auch mit Vertretern der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Prag zusammen. Zudem standen Gespräche in der Konrad-Adenauer-Stiftung und in der Deutschen Botschaft in Prag auf dem Programm.


Hinweis:

Die Ansprache von Erzbischof Dr. Zollitsch bei der Feierstunde am 18. November 2010 aus Anlass des 20. Jahrestages des Briefwechsels der Deutschen und der Tschechoslowakischen Bischofskonferenz und die Erklärung von Erzbischof Duka vom gleichen Tag geben einzeln und zusammengenommen die gemeinsame Auffassung der Deutschen und der Tschechischen Bischofskonferenz zur Gestaltung des friedlichen Miteinanders zwischen den Ländern wider. Sie können diese Dokumente hier herunterladen.

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