| Pressemeldung | Nr. PRD-064

Stunde der humanitären Hilfe

Erklärung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz zum Militäreinsatz gegen den internationalen Terrorismus

Der Deutsche Bundestag hat am 16.11.2001 der Möglichkeit einer Beteiligung der Bundeswehr an den militärischen Operationen gegen den internationalen Terrorismus zugestimmt.
Diese Zustimmung wurde ihm möglich, nachdem die Bundesregierung wichtige Präzisierungen vorgenommen hat, die von vielen, auch in der Kirche, für unabdingbar erachtet worden sind. Wir begrüßen in diesem Zusammenhang vor allem, dass eine regelmäßige Unterrichtung des Bundestags über die weitere Entwicklung zugesagt wurde. Für den Fall eines Einsatzes deutscher Soldaten außerhalb Afghanistans ist zu verlangen, dass der Bundestag erneut entscheidet.

Die Diskussion unter den Abgeordneten und in der Öffentlichkeit hat deutlich werden lassen, dass es in unserem Land keine einheitliche Bewertung der Militäroperationen und einer Beteiligung Deutschlands gibt. Das gilt auch für die Kirche, in deren Reihen Befürworter und Gegner des militärischen Einsatzes und der Entsendung deutscher Soldaten in die Krisenregion manches Mal hart miteinander gerungen haben. Wir können aber feststellen, dass die Diskussionen in unseren Gemeinden und Verbänden stets von großer Ernsthaftigkeit und von Respekt vor Andersdenkenden geprägt waren. Vor allem hat sich bestätigt, dass in unserer Kirche ungeachtet konkreter Bewertungsunterschiede zu den aktuellen Problemen ein fundamentaler Konsens über die Fragen von Krieg und Frieden besteht. Die Grundaussagen der kirchlichen Friedensethik und auch die Bewertungskriterien für den Einsatz militärischer Mittel, wie wir sie in unserem Wort "Gerechter Friede" vom September 2000 dargestellt haben, erwiesen sich als ein fester gemeinsamer Grund, auf dem die katholischen Christen und mit ihnen viele andere stehen.

Die Deutsche Bischofskonferenz bejaht eine aktive Rolle unseres Landes bei der Gestaltung der internationalen Beziehungen. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung einer Weltordnungspolitik, die darauf gerichtet ist, dass alle Menschen frei von Not, Unterdrückung und Gewalt leben können. Auch bei der Lösung akuter Krisen ist der Beitrag Deutschlands gefordert. Es gehört jedoch zu den fundamentalen Gemeinsamkeiten, die alle Christen in unserem Land verbinden, dass militärische Maßnahmen nur als äußerstes Mittel und auch ausschließlich dann in Frage kommen, wenn einem völkerrechtswidrigen Angriff oder schwersten anhaltenden Menschenrechtsverletzungen anders nicht wirksam begegnet werden kann.

Die Herrschaft der Taliban in Afghanistan scheint erstaunlich schnell zusammengebrochen zu sein. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass dem Land noch Jahre blutigen Guerillakrieges und Konflikte zwischen den verschiedenen Gruppen und Ethnien bevorstehen. Das derzeitige Machtvakuum muss deshalb möglichst schnell und unter dem Dach der Vereinten Nationen gefüllt werden. Wir begrüßen, dass der Sicherheitsrat sich für die Entsendung einer internationalen Friedenstruppe ausgesprochen hat. Ihre Aufgabe wird darin bestehen, einen politischen Prozess abzusichern, der auf die umgehende Bildung einer legitimen Regierung zielt, an der möglichst alle Ethnien beteiligt sind.

Nach glaubwürdigen Schätzungen der Europäischen Union sind im bevorstehenden Winter sechs Millionen Menschen in der Region vom Hungertod bedroht. Alle politischen und militärischen Konzepte sind deshalb daran zu messen, dass nicht nur die Terrornetzwerke in der Region ausgeschaltet werden, sondern auch die drohende humanitäre Katastrophe abgewendet wird. Eine wesentliche Aufgabe der internationalen Friedenstruppen müssen die Sicherung der Transporte der in den Nachbarländern Afghanistans lagernden Hilfsgüter in die Notstandsgebiete und die Gewährleistung einer gerechten Verteilung sein.
Wir rufen die Katholiken in unserem Lande auf, die humanitären Bemühungen durch großzügige Spenden zu unterstützen und damit einen Beitrag zum Frieden und zum Wiederaufbau eines seit Jahrzehnten geschundenen Landes zu leisten. Gerade auf diese Weise können wir helfen, dass die verbreitete Fehlwahrnehmung, die im Kampf gegen den Terrorismus einen Konflikt der Zivilisationen oder gar der Religionen sieht, überwunden wird. Für die Katholische Kirche in Deutschland trägt CARITAS INTERNATIONAL auch in Afghanistan die Verantwortung im Bereich der Not- und Katastrophenhilfe.

Wir danken Papst Johannes Paul II. für seine Initiative, Vertreter der Weltreligionen für den 24. Januar 2002 zu einem Friedensgebet nach Assisi einzuladen. Vor allem Christen und Muslime sollen dabei vor der Welt bekunden, dass die Religion niemals ein Motiv für Konflikte, Hass und Gewalt sein darf.

Spenden bitten wir zu richten an:

CARITAS INTERNATIONAL
Stichwort: "Flüchtlingshilfe Afghanistan"
Konto-Nr. 202 753
bei der Postbank Karlsruhe
BLZ 660 100 75

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