| Pressemeldung | Nr. 067a

Statement von Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg) beim Pressegespräch zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Hermannstadt vom 4. bis 9. September 2007

Sehr geehrte Damen und Herren,
vom 4. bis 9. September 2007 fand in Sibiu/Hermannstadt unter dem Motto „Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa“ die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3) statt. Veranstalter waren der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) von katholischer Seite und die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) als Zusammenschluss evangelischer, anglikanischer und orthodoxer Mitglieder.

Als Leiter der Delegation der 84 von der Deutschen Bischofskonferenz Delegierten berichte ich über die Veranstaltung, gebe einige Einschätzungen, auch über die Zukunft der Ökumene in Europa.

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung ist einerseits in der Tradition ihrer beiden Vorgängerinnen 1989 in Basel und 1997 in Graz zu sehen und war andererseits von vorne herein anders angelegt. Die EÖV3 verstand sich als ökumenischer Pilgerweg mit verschiedenen Stationen, die die unterschiedlichen christlichen und spirituellen Traditionen widerspiegeln sollten: Von Rom im Januar 2006, schwerpunktmäßig katholisch, über Wittenberg im Februar 2007, schwerpunktmäßig evangelisch zum Abschluss nach Sibiu/Hermannstadt mit einem orthodoxen Schwerpunkt. Dass wir uns in einem neuen EU-Land trafen und überdies in Sibiu/Hermannstadt als Kulturhauptstadt Europas, gab der Veranstaltung zusätzlich Farbe. Die multikonfessionelle Tradition der Stadt und der Region Siebenbürgen spiegelte sich schon am Eröffnungsabend in den lokalen orthodoxen, katholischen und lutherischen Repräsentanten und im dreisprachigen Grußwort des Bürgermeisters Dr. Klaus Johannis, in Rumänisch, Ungarisch und Deutsch.Basel und Graz hatten je einen „Kairos“. Basel verbindet sich mit der Wende noch im selben Jahr, bei der Versammlung in Graz im Juni 1997 präsentierte sich zum ersten Mal das neue Europa der nun offenen Grenzen, in dem aber auch „Haarrisse“ erkennbar wurden, die Jugoslawienkriege, das neue Selbstbewusstsein der orthodoxen Kirchen. Versöhnung war deshalb ein beherrschendes Thema. Eine Frucht von Graz war die 2001 in Straßburg unterzeichnete Charta Oecumenica als Bezugsgröße und Referenztext der Ökumene in Europa. Vielleicht hat ein solcher Kairos in Sibiu/Hermannstadt gefehlt. Setzt man das in Rechnung, löst sich von einigen im Grunde unrealistischen Erwartungen, dann lassen sich einige positive Eindrücke nennen.Wir insgesamt 2100 Delegierten haben in Sibiu/Hermannstadt in einem Zelt getagt. Ich deute dies zeichenhaft für die ökumenische Situation. Die gegenwärtigen ökumenischen Konfliktlinien zumal im Verständnis von Kirche und ihrer Einheit wurden nicht verdeckt, sie wurden auch in der Versammlung deutlich. Dennoch bleiben wir gemeinsam unterwegs. Künftiges ökumenisches Engagement setzt Begegnung der kirchlichen Traditionen und die Erfahrung der Reichtümer der Spiritualität voraus. Von besonderer Bedeutung war in Sibiu, dass die ostkirchliche Tradition – auch diese in ihrer keineswegs immer spannungsfreien Pluralität – wirklich als ein dritter Partner neben der katholischen und der evangelischen Tradition erkennbar wurde und bei allen Veranstaltungen sichtbar präsent war.

Behandelt wurden drei Themen mit jeweils drei Schwerpunkten: Das Licht Christi und die Kirche mit den Schwerpunkten Einheit, Spiritualität, Zeugnis. Das Licht Christi und Europa mit den Schwerpunkten Europa, Religionen, Migration. Das Licht Christi und die Welt mit den Schwerpunkten Schöpfung, Gerechtigkeit, Friede, also den Themen des „konziliaren Prozesses“. Trotz der Qualität vieler Beiträge, zum Teil sehr namhafter Repräsentanten der Kirchen - ich nenne nur den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, den Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper, den EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Wolfgang Huber, den Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats Metropolit Kyrill, den rumänischen Staatspräsidenten Traian Bacescu, den Präsidenten der Europäischen Kommission Manuel Barroso - kann keines der Themen als abgearbeitet und gar als erledigt angesehen werden.

Die Delegierten haben großes Engagement und hohe Kompetenz gezeigt. Leider waren die Meinungsbildungsprozesse wegen der hohen Anzahl von Teilnehmenden und der wenigen Möglichkeiten zur Arbeit in kleineren Gruppen schwierig. Man hatte wenig Zeit, Impulse aufzunehmen und zu diskutieren. Die wenigen jungen Leute unter den Delegierten haben eine eigene Botschaft aus einer Vorab-Zusammenkunft eingebracht, die von der Versammlung als Anhang zur offiziellen Schlussbotschaft gewürdigt wurde.

Die Schlussbotschaft nennt die Schwierigkeiten auf dem ökumenischen Weg beim Namen, vor allem beim Verständnis von Kirche und von der sichtbaren Einheit der Kirche, ermutigt zur Fortsetzung des ökumenischen Weges und nennt praktische Wege und Formen. Es wird auf die bereits erfolgten Taufanerkennungen und deren sakramentale wie ekklesiologische Bedeutung hingewiesen. Deutlich wird die Notwendigkeit missionarischen Engagements unterstrichen. Bei den Themen „Europa“ und „Welt“ findet sich eine Reihe von Handlungsappellen und Konkretionen (u. a. die Milleniumsziele der UN, ein von CCEE und KEK initiierter Konsultativprozess zu Fragen von Klimawandel und ökologischer Gerechtigkeit).Das Resultat der EÖV3 lässt sich nicht allein an der Schlussbotschaft messen. Sie war ein wichtiges Begegnungsforum für Christen verschiedener Kirchen und Traditionen aus Ost und West. Wir alle waren Teil eines Lern- und Erfahrungsprozesses, der weitergehen muss. Die EÖV3 in Sibiu/Hermannstadt ist deshalb nicht der Abschluss eines Weges, sondern Etappe eines den Christen und den christlichen Kirchen in Europa weiterhin dringlich aufgegebenen Weges: Europa gemeinsam als Christen mitzugestalten. Ein weiterer Schritt auf diesem Weg in Deutschland wird eine gemeinsame Veranstaltung mit den Delegierten der EKD am 10. November 2007 in Kassel sein, bei der es um ein Fazit der EÖV3 und um Impulse für die künftige ökumenische Arbeit gehen wird.

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