| Pressemeldung | Nr. 121

Statement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zur Pressekonferenz anlässlich des Renovabis-Kongresses

"Heute den Glauben entdecken - Neue Wege der Evangelisierung in Europa": 16. Internationaler Renovabis-Kongress in Freising

Es ist mir eine Freude und Ehre, heute vor den Teilnehmern des Renovabis-Kongresses sprechen zu können. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, meine Anerkennung für die herausragende Arbeit von Renovabis erneut zum Ausdruck zu bringen.

Der Renovabis-Kongress greift eine höchst aktuelle Debatte auf. Letztes Jahr gründete Papst Benedikt XVI. einen neuen Päpstlichen Rat, als dessen Mitglied auch ich mich intensiv der Neuevangelisierung Europas widme. Die 13. Generalversammlung der Bischofssynode, die im Oktober in Rom stattfindet, hat sich dieses Thema ebenfalls zur Hauptaufgabe gemacht. Das vom Heiligen Vater ausgerufene „Jahr des Glaubens“ beginnt am 11. Oktober 2012, dem 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils, und hat die Neuentdeckung und Vertiefung des christlichen Glaubens und damit des Evangeliums zum Ziel.

Seit Jahrhunderten gestaltet das Christentum Kultur in Europa mit und beeinflusst den Alltag. Das jüdisch-christliche Erbe durchdringt das gesamte Leben – von Gesellschaft und Politik über Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit bis hin zu Familie und Bildung. Trotz aller Unterschiede zwischen katholischem, protestantischem und orthodoxem Europa ist es im Rahmen zunehmender Entkirchlichung von großer Bedeutung, sich auf die gemeinsamen Wurzeln zu besinnen und aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen.

Bewusst titelt die heutige Veranstaltung mit „Neuen Wegen der Evangelisierung in Europa“ in der Mehrzahl, da es in den Ortskirchen nicht nur den einen Weg gibt, sondern unterschiedliche sozio-kulturelle und gesellschaftlich-politische Rahmenbedingungen und damit einhergehend eine große Vielfalt von Erfahrungen und Ansätzen evangelisierender und missionarischer Pastoral. Glaube findet heute zudem eher im privaten Umfeld und oft zu wenig im öffentlichen Raum statt. Wie können wir auch kirchenferne Menschen in einem säkularen Zeitalter erreichen? Die Kirche stellt sich diesen Herausforderungen und arbeitet mit Hochdruck an der Gestaltung neuer Wege der Evangelisierung. Dazu dient auch der von uns deutschen Bischöfen vor zwei Jahren begonnene Gesprächsprozess. In zwei Wochen werden wir zu einer zweiten großen Dialogveranstaltung in Hannover zusammenkommen, um den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Bereits die Apostelgeschichte bezeichnete die frühen Christen als Anhänger eines „neuen Weges“, die sich zu Christus als „Weg, Wahrheit und Leben“ bekannten. Dies stand mit ihrem Handeln in Einklang. Der „neue Weg“ war eine Zusammenfassung der religiösen und sittlichen Lebensart. Auch heute gilt es, selbstkritisch zu prüfen, ob das pastorale und missionarische Handeln diesem Weg entspricht und wir den Europäern durch unser Zeugnis und Handeln eine Begegnung mit Christus ermöglichen.

Zusammen mit dem deutschen Hilfswerk Renovabis unterstützen wir deutschen Bischöfe die Ortskirchen Mittel- und Osteuropas bei der Glaubensweitergabe – nicht indem wir Ratschläge vorgeben, sondern im direkten Dialog auf Augenhöhe. Umgekehrt ist uns die Vermittlung der Erfahrungen in Deutschland wichtig, da wir Weltkirche zu jeder Zeit als globale Lern-, Solidar- und Gebetsgemeinschaft verstehen. Papst Benedikt XVI. sagte ermutigend mit dem Motu proprio „Porta fidei“, mit dem er das „Jahr des Glaubens“ ausrief, die Tür des Glaubens, die in das Leben der Gemeinschaft mit Gott führe, stehe immer offen.

Erfolgreiche Beispiele – wie die während des Weltjugendtages 2005 in Köln entstandene Nightfever-Initiative oder Angebote der City-Pastoral und Urlauberseelsorge, Theologische Kurse, Glaubenskurse, Wege erwachsenen Glaubens – öffnen die Tür des Glaubens ebenso wie die Filmbeiträge der Stadtmission in Polen und das Glaubensmobil des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken, die später gezeigt werden. Es reicht im diakonischen und caritativen Dienst nicht aus, über Gutes zu sprechen, sondern Kirche wird an ihrem Handeln gemessen – so wie auch der Apostel Petrus vom rechten Christentum auf dem Weg der Wahrheit sprach. Es geht heute darum, den Menschen die Liebe Christi einladend und glaubwürdig zugänglich und erfahrbar zu machen, die sie oft zunächst in der sozialen Dimension erleben. Hierfür benötigen wir Christen ein Gespür für die spirituellen Sehnsüchte und die sozialen Realitäten.
Das Meistern der Herausforderungen der Globalisierung und Säkularisierung sowie die Neuevangelisierung gelingen nur als hörende, dienende und pilgernde Kirche, die die Angst vor Veränderungen in Europa überwindet.


Hinweis:

Die Ansprache des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zur Eröffnung des 16. Internationalen Renovabis-Kongresses finden Sie untenstehend zum Herunterladen.

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