| Pressemeldung

Sorge um die katholische Kirche in China

Verhaftungen, Hausarreste und Verurteilungen treffen derzeit die Kirchen und Religionsgemeinschaften in China besonders hart. In einem Schreiben an Bundesaußenminister Joschka Fischer hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann, seine Sorge angesichts dieser Entwicklung zum Ausdruck gebracht und darum gebeten, "die politischen Kontakte der Bundesregierung zu nutzen, damit die Repressionen gegen Christen in China ein Ende finden". Gleichzeitig müsse das Menschenrecht auf Religionsfreiheit eingefordert werden.
Lehmann weist darauf hin, dass die katholische Untergrundgemeinschaft und die protestantischen Hauskirchen zunehmend als illegale Gruppen unterdrückt würden. Das staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten habe im September die schon vorhandenen Beschränkungen der Religionsfreiheit noch verschärft. Zudem würden von den chinesischen Behörden immer wieder Bischofsweihen ohne päpstliche Erlaubnis erzwungen. Die chinesischen Gläubigen dürften ohne offizielle Genehmigung keine Kontakte zum Ausland unterhalten. Die politische Kampagne werde von den offiziellen staatlichen Medien massiv unterstützt.

Hintergrund: Zur Lage der katholischen Kirche in China

1. In der Volksrepublik China hat sich die Lage für Kirchen und Religionsgemeinschaften seit über einem Jahr dramatisch verschlechtert. Die Meldungen über restriktive Maßnahmen überstürzen sich geradezu. Es wird über Verhaftungen, Hausarreste, Verurteilung religiöser Amtsträger berichtet. Gefängnis und Folter seien an der Tagesordnung. Viele religiöse Gruppen werden als gesellschaftsgefährdende "böse Kulte" verboten und aufgrund neuer restriktiver Vorschriften in die Illegalität bzw. Untergrundexistenz hineingedrängt.

2. Die Restriktionen seitens des Staates treffen in besonderem Maße die christlichen Kirchen und Gruppierungen. So werden die katholische Untergrundkirche oder die protestantischen Hauskirchen als illegale Gruppen zunehmend verfolgt. Zudem wurde am 26. September 2000 ein neues Dokument des staatlichen Büros für Religiöse Angelegenheiten veröffentlicht, das die schon vorhandenen Restriktionen noch verstärkt und u. a. Ausländern weiterhin streng verbietet, in China missionarisch tätig zu sein und religiöse Materialien einzuführen (außer zum persönlichen Gebrauch). Die chinesischen Gläubigen dürfen nach diesen Vorschriften ohne offizielle Genehmigung keine Kontakte zum Ausland unterhalten. Besonders betroffen davon sind die katholischen Bischöfe - auch der "offiziellen" Kirche -, die Kontakte zum Heiligen Stuhl haben oder suchen (z. B. im Vorfeld einer Bischofsweihe).

3. Die Situation der katholischen Kirche in China hat sich seit Beginn dieses Jahres zugespitzt vornehmlich durch die von den chinesischen Behörden immer wieder erzwungenen Bischofsweihen ohne päpstliche Erlaubnis und durch die Heiligsprechung von 120 chinesischen Märtyrern am 1. Oktober 2000. Die Heiligsprechung der chinesischen Märtyrer, die der Papst der Weltkirche als "ein Vorbild im Mut und in der Konsequenz im Glaubensleben", die "dem edelmütigen chinesischen Volk zur Ehre gereichen", vorstellte, wurde von den chinesischen Behörden nicht als religiöser Akt, sondern als Zeichen der Fortführung der "kolonialistischen und imperialistischen Politik Roms" bezeichnet.

Der Vatikan verletze dadurch die "Gefühle des chinesischen Volkes und die Würde der chinesischen Nation" schwer. Durch die Patriotische Vereinigung der Chinesischen Katholiken übt man in diesem Zusammenhang auch auf die Bischöfe und Priester der offiziellen Kirche massiven Druck aus, damit diese die Heiligsprechung, den Papst und den Vatikan in einem "anti-imperialistischen Geiste" öffentlich kritisieren. Untergrundbischöfe und -priester werden in diesem Zusammenhang verhaftet und noch größerer Kontrolle unterworfen. Allen Bischöfen und Priestern wurde es verboten, die Heiligsprechung öffentlich zu erwähnen und die neuen Heiligen in irgendeiner Weise zu ehren. Auch die Diözese Hongkong wurde angewiesen, die Heiligsprechung nicht zu feiern. Die politische Kampagne gegen die Heiligsprechung, den Papst und den Vatikan wurde von den offiziellen chinesischen Medien massiv unterstützt. Ideologische Seminare für Bischöfe, Priester und Seminaristen dauern immer noch an. Wo es bisher keine Patriotischen Vereinigungen gab, werden Bischöfe der offiziellen Diözese gezwungen, solche zu gründen. Weigert sich ein offizieller und möglicherweise von Rom anerkannter Bischof, derartige "Wünsche" zu erfüllen, werden seine Wirkungsmöglichkeiten radikal beschnitten: keine Besuche in der Diözese, keine Priesterweihen, keine ausländischen Lehrer im Priesterseminar, keine Auslandsreisen. [ sind in China heute, Nr. 5/2000, zu finden.]

4. Die Lage der katholischen Kirche in der Volksrepublik China ist inzwischen so prekär, dass die Verantwortlichen sowohl der "offiziellen" Kirche wie der Untergrundkirche um die Zukunft der Kirche bangen. Die staatlichen Restriktionen gefährden auch ernsthaft das in den letzten 20 Jahren entwickelte China-Engagement der Weltkirche.

5. Angesichts dieser neu entstandenen Situation der Kirche in China ist es für die Weltkirche und die Lokalkirchen selbstverständlich, ihre Solidarität mit der Schwesterkirche in China auszusprechen, indem man für sie betet und keine Möglichkeit des geschwisterlichen Kontaktes im Hinblick auf die volle Freiheit und Versöhnung ungenutzt lässt. Auch die deutsche Ortskirche ist in dieser Situation aufgerufen, ihre Brückenrolle, die sie schon seit vielen Jahren auf vielfältige Weise wahrnimmt, nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern zu intensivieren.

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