| Pressemeldung | Nr. 008a

Pressestatement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, anlässlich des Zukunftsgesprächs zwischen Bischöfen und Gemeinschaften des geweihten Lebens am 01.02.2007 in Würzburg

„Gemeinsam dem Evangelium dienen“ – Die Gemeinschaften des geweihten Lebens in der Kirche

Es gilt das gesprochene Wort!

Das heutige Zukunftsgespräch zwischen Bischöfen und Gemeinschaften des geweihten Lebens hier in Würzburg steht unter dem Thema Gemeinsam dem Evangelium dienen. Erstmalig kommen auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz Bischöfe und Repräsentanten aus den Orden und Säkularinstituten in so großer Zahl zu solch einer Zukunftskonferenz zusammen. 25 Bischöfe und gut 100 Frauen und Männer, die in den Gemeinschaften des geweihten Lebens verantwortliche Aufgaben wahrnehmen, sind heute hier versammelt. Ich freue mich besonders, dass zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch Bischöfe und Ordensleute aus den beiden Nachbarländern Österreich und Schweiz gehören.

Das heutige Zukunftsgespräch ist im Kontext und gewiss als Höhepunkt eines Gesprächsprozesses zu sehen, den Bischöfe und Orden in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam durchgeführt haben. Den Anfang machte ein Studientag am 16. Februar 2005 während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Stapelfeld bei Cloppenburg. 40 Jahre nach Verkündigung von „Perfectae caritatis“, dem Dekret des II. Vatikanischen Konzils über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens, haben sich die Bischöfe mit dem Vorstand der Ordensobern-Vereinigungen über „Entwicklung und gegenwärtige Sendung der Gemeinschaften des geweihten Lebens“ in der Kirche in Deutschland beraten. Bischöfe und Orden verständigten sich dabei auf vier Themenfelder von beiderseitigem Interesse, für die Perspektiven der Zusammenarbeit entwickelt werden sollten.

Die Deutsche Bischofskonferenz lud im Anschluss an den Studientag Fachleute aus den Gemeinschaften des geweihten Lebens wie aus den Bistümern zu vier Fachgesprächen ein: (1) „Orden und Ortskirche“, (2) „Dienst an der Heiligkeit aller im Gottesvolk“, (3) die „sozial-karitativen Einrichtungen der Orden“, (4) „Berufungspastoral“. In den Fachgesprächen wurden konkrete Probleme erörtert und Vorschläge erarbeitet, wie Austausch und Zusammenarbeit in den verschiedenen Feldern der Seelsorge, der Caritas und der Bildung einer Diözese gefördert werden können. Es ging u. a. um Fragen, wie das Profil einer karitativen Ordenseinrichtung auch dann gewahrt werden kann, wenn immer weniger Ordensleute in der Einrichtung tätig sind, oder wie das spezifische Charisma eines Ordensmannes als Pfarrer in einer Pfarrei deutlicher werden kann. Neue Wege des sozialen Engagements wurden ebenso diskutiert wie die Kooperation von Ordensleuten mit anderen kirchlichen oder karitativen Trägern. Die Situation des Nachwuchses in den Gemeinschaften des geweihten Lebens, die Herausforderungen der Ordensausbildung durch die moderne Individualisierung und die Verantwortung der gesamten Ortskirche für alle Berufungen kamen zur Sprache. Auf dem Studientag und in den anschließend durchgeführten Fachgesprächen wurde eine neue Qualität der Beziehungen zwischen Bischöfen und Gemeinschaften des geweihten Lebens eröffnet. Die bisherigen Formen der Kontaktgespräche haben sich bewährt und auf dieser Grundlage gelang es, gemeinsame Themen vertiefter und verbindlicher anzugehen. Das heutige Zukunftsgespräch baut darauf auf und stellt die in den Fachgesprächen entwickelten theologischen und pastoralen Perspektiven öffentlich vor.

Begleitend erscheint ein Wort der deutschen Bischöfe mit dem Titel Gemeinsam dem Evangelium dienen – Die Gemeinschaften des geweihten Lebens in der Kirche. Das Wort der deutschen Bischöfe, das in einem ersten Vorabdruck vorliegt, fasst die Erfahrungen und Ergebnisse aus dem bisherigen Gesprächsprozess zusammen und will Anregungen geben, diesen Prozess für die vielfältigen Beziehungen zwischen Ortskirche und Gemeinschaften des geweihten Lebens fruchtbar zu machen. Gelungene Beispiele aus der Praxis zeigen, wie die Zusammenarbeit mit den Orden in den Pfarreien und Verbänden und in den verschiedenen Einrichtungen der Diözesen weiter entwickelt werden kann. Ebenso gibt es Vorschläge, wie sich die Gemeinschaften des geweihten Lebens ihrerseits verstärkt in die Ortskirche einbringen können. Dabei kommen unterschiedliche Themen zur Sprache, wie beispielsweise Angebote von „Kloster auf Zeit“, die Gründung eines Pastoralrates in einer karitativen Einrichtung, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser in den gemeinsamen Sendungsauftrag einzubringen, die Bedeutung von Fragen des Ordenslebens in der theologischen Ausbildung, die Suche nach gemeinsamen Antworten auf aktuelle soziale Nöte, die Tätigkeit von beruflich hoch qualifizierten Ordensfrauen in Kirche und Gesellschaft.

Das erwähnte Wort der Bischöfe baut auf die grundlegenden theologischen Aussagen des II. Vatikanischen Konzils und nachkonziliarer Dokumente zur Sendung der Gemeinschaften des geweihten Lebens in der Kirche auf. Die Schrift Gemeinsam dem Evangelium dienen will nicht nur Ordensleute ansprechen. Die Bischöfe wenden sich mit diesem Wort auch an die Priester und die pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, an die vielen ehrenamtlich Engagierten in den Gemeinden und Verbänden, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in kirchlichen Einrichtungen, zu denen auch die Ordenseinrichtungen gehören, an die Religionslehrerinnen und Religionslehrer in den Schulen wie an die theologischen Fachleute in den verschiedenen Ausbildungsinstituten.

So soll deutlich werden, dass hinter dem pastoralen Anliegen der Schrift Gemeinsam dem Evangelium dienen die theologische Konzeption der Communio-Ekklesiologie steht: Kirche bildet eine Gemeinschaft von Gemeinschaften. In erster Linie bezieht sich der Titel „Gemeinschaft von Gemeinschaften“ auf die vielen Ortskirchen, die in der Weltkirche vom gegenseitigen Austausch leben. Aber es gibt in der Kirche auch noch andere Gemeinschaftsbildungen, die – wie es Papst Johannes Paul II. einmal ausdrückte(1) –- zum charismatischen Charakter der Kirche gehören. So tragen die Gemeinschaften des geweihten Lebens auf ihre Weise zum Gemeinschaftssinn der Kirche bei, bauen Kirche mit auf, gehören zu ihrer Einheit, tragen ihre Sendung mit. Diese Communio-Sicht von Kirche verpflichtet jedoch nicht nur die Gemeinschaften des geweihten Lebens, sondern auch die vielen anderen Gemeinden und Gruppierungen in der Kirche, sich für alle Berufungen mitverantwortlich zu zeigen. Dazu aber ist es notwendig, dass man voneinander weiß, etwas von den Sorgen, aber auch von den Aufbrüchen in den Gemeinschaften wie in den Gemeinden versteht, und dass man auch gemeinsame Planungen und Projekte in Angriff nimmt. Das ist das eigentliche Anliegen des heutigen Zukunftsgesprächs und auch unserer Schrift Gemeinsam dem Evangelium dienen: Sie will den Communio-Charakter der Kirche stärken und helfen, den Blick über den Rand der eigenen Gemeinschaft oder Gemeinde hinauszuwagen. So regt die Schrift konkrete Formen des Austausches und der Zusammenarbeit sowohl zwischen den Gemeinschaften des geweihten Lebens selbst wie auch zwischen ihnen und den verschiedenen ortskirchlichen Gliederungen an.

Das Neue an diesem Wort ist, dass es in enger Abstimmung mit Verantwortlichen aus den Orden und Säkularinstituten entstanden ist. An dieser Stelle danke ich der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste (IV) mit ihrem Vorsitzenden Bischof Dr. Felix Genn (Essen) und der Deutschen Ordensobernkonferenz mit den beteiligten Frauen und Männern für die Erarbeitung dieses Textes.

Zeitnah zu dem Wort der deutschen Bischöfe Gemeinsam dem Evangelium dienen werden wir eine Arbeitshilfe herausgeben. Darin sollen die Vorträge und weitere wichtige Ergebnisse des heutigen Tages veröffentlicht werden. Damit liegen für diözesane wie überdiözesane Gespräche und Begegnungen mit den Gemeinschaften des geweihten Lebens sowohl die theologischen Grundlagen wie zahlreiche pastorale Anregungen vor.

Unser Zukunftsgespräch sowie das Wort Gemeinsam dem Evangelium dienen stellen demnach keinen Schlusspunkt auf einem gemeinsamen Weg dar; sie bilden vielmehr eine Station der Rückschau und Ausschau. Und beide setzen Maßstäbe für künftige Beratungen zwischen Bischöfen und Gemeinschaften des geweihten Lebens: gebotene Transparenz in der gegenseitigen Information über geplante Veränderungen in der Pastoral, Caritas, Bildung oder beim Personal; wechselseitige Verlässlichkeit in den Absprachen gemeinsamer Vorhaben; und bei aller Unterschiedlichkeit der Ämter und Berufungen eine gemeinsam getragene Sorge um die missionarische Sendung der Kirche.

Schon heute kann ich sagen, dass der Gesprächsprozess zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und Gemeinschaften des geweihten Lebens auch nach dem Zukunftsgespräch weitergeht. Neben den regelmäßigen Kontaktgesprächen auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz mit der Deutschen Ordensobernkonferenz haben wir thematische Kontaktgespräche in Blick genommen. Diese antworten dem gewachsenen Bedarf nach eingehender Beratung mit Fachleuten zu konkreten Themen, etwa aus dem Bereich der Liturgie, der Verkündigung, der Pastoral, der Caritas oder der Bildung, die eine gemeinsame Abstimmung zwischen Bischöfen wie Gemeinschaften des geweihten Lebens erfordern. Diesem Anliegen soll die Einrichtung der thematischen Kontaktgespräche zwischen Bischöfen, Orden und Mitgliedern aus den Säkularinstituten dienen.

Bischof Dr. Felix Genn, der Vorsitzende der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste, Sr. Aloisia Höing, die Erste Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, und Frau Dr. Christa Franzen von der Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute in Deutschland werden Ihnen gern für weitere Fragen zur Verfügung stehen.


1) Johannes Paul II., Jedes Charisma ist der ganzen Kirche geschenkt. Ansprache bei der Begegnung mit den kirchlichen Bewegungen am 30. Mai, in: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Der Apostolische Stuhl 1988. Ansprachen, Predigten und Botschaften des Papstes. Erklärungen der Kongregationen. Dokumentation, Köln 2001, 559.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz