| Pressemeldung | Nr. 63

Pressegespräch zur Vorstellung des Wortes der deutschen Bischöfe "Katechese in veränderter Zeit" am 23. September 2004 in Fulda

Statement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann

Es gilt das gesprochene Wort!
Mit ihrem Wort "Katechese in veränderter Zeit" wollen die deutschen Bischöfe wieder verstärkt ein kirchliches Handlungsfeld ins Gespräch bringen, das für das Selbstverständnis der Kirche unverzichtbar ist: Die Katechese.Mit "Katechese" ist der kirchliche Dienst der Weitergabe des Glaubens gemeint. Es gehört zum Wesen der Kirche als Glaubensgemeinschaft, den Glauben, aus dem sie selber lebt, weiterzugeben. Die Katechese ist mit dem gesamten Leben der Kirche eng verbunden. Wenn wir uns neu auf die missionarische Dimension der Kirche besinnen, kann dies also nicht ohne Konsequenzen für die katechetische Praxis bleiben. Das katechetische Wirken der Kirche wendet sich sowohl an die Menschen, die bereits zur christlichen Glaubensgemeinschaft gehören, als auch an diejenigen, die noch auf dem Weg des Christwerdens sind und in die Gemeinschaft der Kirche hineinwachsen wollen.Die katechetische Praxis in unseren Gemeinden und Diözesen erfolgt meist eher im Hintergrund. Ich denke z.B. an die vielen Frauen und Männer, die ehrenamtlich als Katecheten tätig sind und jedes Jahr Erstkommunionkinder und Firmlinge unterrichten. Die Selbstverständlichkeit und weitgehende Geräuschlosigkeit katechetischen Wirkens kann leicht dazu führen, dass die Katechese im Bewusstsein der Verantwortlichen in der Kirche, aber auch vieler Kirchenmitglieder, an Bedeutung verliert. Über Katechese spricht man nicht - oder kaum.Es kann aber nicht übersehen werden, dass herkömmliche Wege der Katechese an ihre Grenzen gekommen sind. Gesellschaftliche Entwicklungen haben zu veränderten religiösen Einstellungen und Verhaltensweisen geführt; vielfach dominiert eine plurale, individualisierte Religiosität. Die christliche Botschaft ist eine unter vielen. Kinder werden nicht länger automatisch mit ihrer Geburt in ihre Kirche "hineingetauft" wie überhaupt der Anschluss an eine Kirche nicht mehr selbstverständlich ist.Das hat Konsequenzen für die Weitergabe des Glaubens: Die traditionellen Überlieferungswege von Generation zu Generation - in Familie, Schule und Gemeinde - haben zwar weiterhin ihren unverzichtbaren Wert. Aber sie müssen neu bedacht werden, da sie Kinder und Jugendliche kaum noch zu einer dauerhaften christlichen Identität zu führen vermögen. Wir befinden uns heute in einer Übergangsphase hin zu einer neuen Kirchlichkeit. Die veränderte gesellschaftliche Situation stellt auch die Katechese vor neue Herausforderungen. Der Text "Katechese in veränderter Zeit" will dazu einen Beitrag leisten. Der Text wendet sich vor allem an Verantwortliche und Multiplikatoren für Pastoral und Katechese, aber auch an alle Christen, die in unterschiedlicher Weise - haupt- oder ehrenamtlich - ihren persönlichen Beitrag zum katechetischen Wirken der Kirche leisten. Das Bischofswort zeigt inhaltliche Perspektiven und Anregungen zur Wahrnehmung und Reflektion katechetischer Praxis auf.
In seinen Kernaussagen entwirft der Text das Profil einer missionarischen Katechese:
Das katechetische Wirken konzentriert sich nicht mehr nur auf Kinder und Heranwachsende, sondern verstärkt auch auf Menschen aller Lebensphasen. Der Erwachsenenkatechumenat, d.h. der Glaubensweg ungetaufter Erwachsener in die Kirche, wird zum Leitbild der gesamten Katechese. Daraus ergibt sich das Profil einer prozesshaften, erfahrungsorientierten, zugleich evangeliumsgemäßen Katechese.Das persönliche Glaubenszeugnis von Katechetinnen und Katecheten ist für das katechetische Lernen unverzichtbar; es bedarf einer entsprechenden Auskunftfähigkeit und Sprachfähigkeit im Glauben.Verstärkt soll auch christliche Kunst und Kultur als Medium der Glaubensvermittlung genutzt werden. Gerade die christliche Kunst - bildende Kunst, Architektur, Musik, Literatur - kann tief bewegende Erfahrungen im Glauben vermitteln. Von besonderer Bedeutung sind die Kirchen selbst, die - insbesondere jene mit einer reichen künstlerischen Ausstattung - über eine große Symbolkraft verfügen.
Ebenfalls wichtig ist die Einbeziehung der modernen Massenmedien wie Computer, Hörfunk und Fernsehen. Sie sind aus dem Alltagsleben der Menschen nicht mehr wegzudenken und haben für viele Menschen eine wichtige Orientierungsfunktion. Deshalb muss Kirche auch in diesen Medien vorkommen.Mit Hilfe solcher Kriterien einer "missionarischen Katechese" sollen die bestehenden Handlungsfelder der Katechese kritisch reflektiert werden, um deutlicher ihre Chancen und Grenzen bestimmen zu können. Mit anderen Worten: Es soll nicht alles abgerissen und neu gebaut werden; aber das bestehende "Haus der Katechese" soll unter einem anderen Blickwinkel angeschaut, "neu vermessen" und gegebenenfalls "umgebaut" werden. Die bunte Vielfalt katechetischer Praxis, die auch regional sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen vor Ort sowie die Unübersichtlichkeiten unserer Übergangssituation machen es unmöglich, eine schlechthin richtige Antwort auf die Herausforderungen der Katechese zu geben. Deshalb versteht sich dieser Text nicht als Richtlinienpapier im Sinne eines "Katechetischen Direktoriums". Unser Ziel ist es vielmehr, zu einer breiten Reflektion über und einer vertieften Aufmerksamkeit für die Katechese einzuladen. Die aufgezeigten Impulse wollen erprobt und bedacht werden, um einen umfassenden Austausch möglichst vieler Beteiligter anzustoßen.

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