| Pressemeldung | Nr. PRD 053b

Pressegespräch zur Vorstellung der Arbeitshilfe "Christen und Muslime in Deutschland" am 23. September 2003 in Fulda

Pressestatement von Bischof Dr. Franz Kamphaus, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz

Es gilt das gesprochene Wort!
Bereits vor zwei Jahrzehnten gab die Deutsche Bischofskonferenz die Arbeitshilfe "Christen und Muslime in Deutschland - Eine pastorale Handreichung" heraus. Im Zeichen der wachsenden Bedeutung der muslimischen Präsenz für Kirche, Staat und Gesellschaft in Deutschland erschien sie bereits 1993 in einer zweiten, überarbeiteten Auflage. Sie erfreute sich reger Nachfrage und ist daher längst vergriffen.

Inzwischen hat sich die religiöse Landschaft in Deutschland weiter verändert. Der Islam begegnet uns nicht nur immer häufiger in den Schlagzeilen der Medien. Er begegnet uns auch in unserer Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern. Heute leben rund 3,5 Mio. Muslime in Deutschland, doppelt so viele wie noch vor 15 Jahren. Im gleichen Maße, wie sie sich auf ein dauerhaftes Leben in Deutschland einrichten, fordern sie die allen Menschen in unserem Land grundgesetzlich verbürgte Religionsfreiheit ein.

Daraus ergeben sich nicht nur für Staat und Gesellschaft, sondern auch für die Kirche neue Herausforderungen. Ihnen gerecht zu werden, dazu will die heute vorgelegte Arbeitshilfe einen Beitrag leisten. Es handelt sich daher nicht um eine Neuauflage, sondern um eine völlige Neubearbeitung. Schon der verdoppelte Umfang lässt erkennen, dass es sich um einen inhaltlich erweiterten Ansatz handelt. So werden Sie in der Arbeitshilfe z. B. eine sorgfältige Entfaltung des vielschichtigen Dschihad-Begriffes und Kriterien und Informationen entdecken, die den Leser zu der gebotenen Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus führen. Die Aufnahme neuer inhaltlicher Schwerpunkte ist jedoch keinesfalls nur den Ereignissen des 11. Septembers geschuldet. Vielmehr geht es darum, alle Aspekte in den Blick zu nehmen, die für ein gelingendes Zusammenleben von Christen, Muslimen, Andersgläubigen und Nichtgläubigen in unserem Land von Bedeutung sind.

Unsere Arbeitshilfe wendet sich zunächst vor allem an die kirchliche Öffentlichkeit: Pfarrer, Gemeinden, Religionslehrer und alle, die im Rahmen ihrer Tätigkeit für die Kirche mit Menschen muslimischen Glaubens in Berührung kommen. Es geht um die Vermittlung von grundlegenden Informationen, um den Abbau von Vorurteilen, um die Verbesserung der Voraussetzungen für eine beide Seiten bereichernde Begegnung. Daher gibt die Arbeitshilfe in ihrem Teil I einen dem Stand der Forschung entsprechenden Überblick über den Islam in Deutschland, über seine historische, theologische und politische Vielfalt. Dargestellt werden die wesentlichen Glaubensinhalte des Islam und die Glaubenspraxis der Muslime. Dabei werden den islamischen jeweils die christlichen Glaubensinhalte vergleichend gegenübergestellt.

Angesichts der angedeuteten Veränderungen der gesellschaftlichen Realitäten haben wir diesen theologischen und pastoralen Ansatz erweitert. Als sich die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor zwei Jahren mit dem Thema "Islam in Deutschland" befasste, hatte sie auch die Erarbeitung kirchlicher Positionsbestimmungen im Dreiecksverhältnis Kirche, Gesellschaft und Islam angemahnt. Diesem Auftrag sucht die Arbeitshilfe insbesondere in ihrem Teil II ein Stück weit gerecht zu werden. Hier kann sich der Leser - nach Stichworten geordnet - mit wichtigen Einzelfragen vertraut machen, die zumeist im Zusammenhang mit der konkreten Ausübung der islamischen Religion in Deutschland stehen. Ich nenne nur die Stichworte Moscheebau, Muezzinruf, islamische Friedhöfe, Schächten oder die Frage nach der Einrichtung von islamischem Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen.

Um manche Fragen im Zusammenhang mit der religiösen Praxis der Muslime in Deutschland wird in unserer Gesellschaft derzeit noch gerungen. Gerade wo Lösungen noch ausstehen, sucht die Arbeitshilfe einen Beitrag zur Willensbildung im innerkirchlichen und auch im gesamtgesellschaftlichen Rahmen zu leisten. Der Dienst, den sie in dieser Hinsicht dem Leser leistet, liegt darin, dass sie die wesentlichen theologischen, politischen und rechtlichen Gesichtspunkte zusammenträgt und transparent macht, die für eine konstruktive Auseinandersetzung und Entscheidungsfindung von Bedeutung sind. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass die Arbeitshilfe zur Vertiefung und Versachlichung der Diskussion und damit zum konstruktiven Miteinander beitragen möge.

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