| Pressemeldung | Nr. 9

Pressegespräch zum Wort der deutschen Bischöfe "Tote begraben und Trauernde trösten - Bestattungskultur im Wandel aus katholischer Sicht" am 15. Februar 2005 in Stapelfeld

Statement des Vorsitzenden der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Joachim Wanke, Erfurt

Es gilt das gesprochene Wort!
Die Kirche ist eine Erinnerungsgemeinschaft: So wie sie als Höhepunkt und Zentrum ihres Lebens das Gedächtnis des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu feiert, so ist sie auch die Trägerin eines fortdauernden kulturellen Gedächtnisses, in das alle Toten hinein genommen sind - vor allem diejenigen, die auf das ewige Leben und die Auferstehung von den Toten in ihrem Leben gehofft haben. Dieses kulturelle Gedächtnis konkretisiert sich in der vielfältigen Ausformung des christlichen Begräbnisses und der christlichen Erinnerungskultur. Trotz großer Veränderungen in der Gesellschaft, aber auch in der Kirche ist dieses Gedächtnis in der christlichen Gemeinde lebendig. Viele Menschen begleiten die nahen und fernen Verstorbenen zur letzten Ruhe. Sie nehmen von den Toten Abschied und stiften eine neue Beziehung zu ihnen. Die Feststellung des Todes durch den Arzt ist nicht das letzte Wort, das über einen Menschen gesagt werden kann. Diese Hoffnung bezeugen alle, die an einem christlichen Begräbnis teilnehmen. In manchen Fällen mag dies sehr indirekt, wenig ausdrücklich und distanziert erfolgen, ist aber selten ohne jede Teilnahme.Die Toten begraben, die Trauernden trösten, in den Gebeten die Hoffnung auf Gott ins Wort bringen: Diese Glaubenspraxis der Christen ist ein Bollwerk gegen jede Tendenz, die Toten nur technisch zu entsorgen. Es ist deswegen auch ein Dienst für die Bewahrung einer öffentlichen Erinnerungskultur, ohne die ein wesentliches Moment der Humanität verloren geht. Um solchen Tendenzen zu wehren, weist der Text auf die vielfältigen Aufgaben und Möglichkeiten der Pfarrgemeinden hin. Diese reichen vom Beistand und Trost in Situationen von Krankheit und Tod über die Mitgestaltung des Begräbnisses und das Ritual der Totenliturgie bis hin zur Trauerbegleitung. Sie umfassen auch den Beistand der Kirche bei tragischen Todesfällen und die Mitwirkung an der Bestattung von Nichtkatholiken.Die Ausführungen des Wortes der Bischöfe können folgendermaßen noch konkretisiert werden:
Die christlichen Gemeinden werden neue Formen des Totengedenkens besonders in den Städten und für Menschen, deren Leben durch hohe Mobilität geprägt ist, entwickeln.Sie werden Formen herausbilden, die auch Nichtchristen ansprechen. Weiterhin muss die Sorge um die Toten eingebettet sein in die Solidarität mit den Kranken und Sterbenden, etwa in der Hospizbewegung.Christliche Gemeinden sind seit alters her der Ort, an dem die Trauernden getröstet werden. Diese Aufgabe bekommt ein umso größeres Gewicht, umso mehr Hinterbliebene allein leben, durch große Entfernungen von ihren Kindern getrennt und bisweilen vereinsamt sind. Auch müssen sich die Gemeinden einem Traditionsbruch bei vielen Menschen stellen: Eine große Hilflosigkeit in der Situation des Todes eines Angehörigen greift um sich. Weiterhin werden die Christen nach Möglichkeiten und Ausdrucksformen suchen, bei der Bestattung Verstorbener ohne Kirchenzugehörigkeit den Dienst der Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit zu üben.Nicht zuletzt wird das Zeugnis, das Christen im Umgang mit Tod und Trauer geben, auch bedeutsam sein für die öffentliche Diskussion der von den Biowissenschaften ausgelösten Frage nach der Würde und den Grenzen des menschlichen Lebens. Unser Wort würdigt den Friedhof als Ort der Trauer, aber auch als Ort der Verkündigung der frohen Botschaft. Christen sollen Formen der Grabgestaltung finden, um ihrer Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass der Tod nicht das letzte Wort über unser Leben hat. Auch dass in Zukunft immer mehr Mitbürger muslimischen Glaubens auf unseren Friedhöfen begraben werden, hat Einfluss auf die Veränderung der Friedhofskultur.Das Wort der Deutschen Bischöfe will die Praxis des christlichen Begräbnisses und der Erinnerung an die Toten durch die Gläubigen stärken und als Ausdruck zentraler Glaubenswahrheiten würdigen. Es erinnert daran, dass dies eine Aufgabe der ganzen Gemeinde ist. Gegenwärtig ändert sich nicht nur die Gesellschaft. Auch innerkirchlich ist sehr viel in Bewegung. In fast allen deutschen Bistümern befinden sich die Gemeinden in einem tief greifenden Strukturwandel. Den Pfarrer, der bei schwerer Krankheit und bei einem Todesfall selbstverständlich Beistand leisten konnte, gibt es so nicht mehr überall. Die Zuständigkeiten für das Leben und das Glaubenszeugnis der Gemeinden sind im Umbruch. In dieser Situation werden die verschiedenen Gruppen der Gemeindecaritas, der Verbände, Selbsthilfegruppen, Familienkreise etc. immer wichtiger. Nicht, dass sie die Priester und die hauptberuflichen Seelsorger ersetzen sollten. Sie sind kein billiger Ersatz in Zeiten des Personalmangels. Vielmehr wird das, was diese Gemeinschaften schon immer getan haben und was ihre ureigenste Sendung ist, das Antlitz der Kirche in naher Zukunft stärker prägen als bisher.
Auch dazu soll das Wort der Bischöfe "Tote begraben und Trauernde trösten" Mut machen.

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