| Pressemeldung | Nr. 216

Pressegespräch mit Erzbischof Schick und Bischof Kopiec bei der Eröffnung der Ausstellung „Pojednanie/Versöhnung in Progress“

„Die Geschichte der deutsch-polnischen Versöhnung hat uns auch heute noch vieles zu sagen“

Auf Bitten der Deutschen und der Polnischen Bischofskonferenz haben die Maximilian-Kolbe-Stiftung sowie ihr polnischer Partner der Ośrodek „Pamięć i Przyszłość“ (Wrocław) aus Anlass des 50. Jahrestags des Briefwechsels der polnischen und deutschen Bischöfe eine Ausstellung zum Prozess der deutsch-polnischen Versöhnung erarbeitet. Die Ausstellung wird heute, am 18. November 2015, parallel in Berlin und Breslau eröffnet und geht dem spannungsreichen Versöhnungsprozess am Beispiel der katholischen Kirche nach.

Die Ausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, zentrale Erfahrungen der deutsch-polnischen Versöhnung stärker ins öffentliche Bewusstsein zu holen sowie den gesellschaftlichen Diskurs über den Stand der deutsch-polnischen Versöhnung anzuregen; gerade auch angesichts der aktuellen Herausforderungen in Europa.

Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg) machte im Pressegespräch vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung in Berlin deutlich: „Die Geschichte der deutsch-polnischen Versöhnung hat uns auch heute noch vieles zu sagen; sie ist auch nicht abgeschlossen. Versöhnung ist nie Ergebnis, sondern immer Ereignis, Ereignis im Prozess. Die ‚heroische Phase‘ der Versöhnung ist 1989/90 zu Ende gegangen. Aber wir stehen weiterhin vor der Herausforderung, mit der spannungsreichen Geschichte, die im kollektiven Gedächtnis der Menschen unserer Völker vorhanden und wirksam ist, konstruktiv umzugehen. Wir dürfen diese Herausforderung nicht unterschätzen, sondern sollen sie sehen und positiv gestalten.“

Bischof Dr. Jan Kopiec (Gleiwitz) unterstrich dies aus polnischer Perspektive: „Gerade in der aktuellen Situation haben wir in Europa die gefährliche Versuchung abzuwehren, uns selbstgenügsam auf dem Erreichten auszuruhen. Nur wenn wir die Anwesenheit der Geschichte und der mit ihr verbundenen Verletzungen und Verunsicherungen ernstnehmen, werden wir ein tragfähiges Miteinander erreichen. Die deutsch-polnische Versöhnung ist ein ermutigendes Beispiel, dass Gewalt und Verletzung nicht das letzte Wort haben müssen.“

„Mit der Ausstellung wird in vielerlei Hinsicht Neuland betreten. Angesichts des Umstands, dass sie Teil des Prozesses ist, von dem sie handelt, ist sie in erster Linie als Werkstatt und nicht als Museum gedacht“, so Dr. Jörg Lüer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Maximilian-Kolbe-Stiftung und einer der Kuratoren. Bei der Gestaltung der Ausstellung, der ein intensiver und bisweilen kontroverser, aber immer konstruktiver deutsch-polnischer Reflexionsprozess vorausging, wurde auf einen multiperspektivischen Ansatz Wert gelegt, der die Spannungen des Prozesses sichtbar macht und nicht in einer harmonischen Lehrerzählung stillsteht. Dabei wird sichtbar, dass die deutsch-polnische Versöhnung auf vielen unterschiedlichen Ebenen stattfand und seitens der katholischen Kirche von den Bischöfen bis zu Jugendgruppen viele Akteure involviert waren. Ohne dieses oftmals stille Engagement außerhalb der politischen Aufmerksamkeit hätte die Beziehung beider Völker nicht diese positive Entwicklung nehmen können. Mit der Ausstellung sollen daher auch exemplarisch einige dieser Personen und Initiativen, die sich damals nicht selten erheblichen Widerständen gegenübersahen, gewürdigt werden. Den Organisatoren der Ausstellung liegt daran, die heutige Aktualität der Frage nach Versöhnung – nicht nur im deutsch-polnischen Verhältnis – zu thematisieren. Vor diesem Hintergrund ist die Ausstellung als Einladung zum Gespräch und gemeinsamen Nachdenken zu verstehen.

Bischof Wolfgang Ipolt (Görlitz) vertritt die Deutsche Bischofskonferenz bei der Eröffnung der Ausstellung in Breslau. Dort erklärte Bischof Ipolt: „In einer Zeit, in der wir das gemeinsame Europa aufbauen, müssen wir Christen Protagonisten der Versöhnung sein, vor allem zwischen den Völkern, die durch den Zweiten Weltkrieg im 20. Jahrhundert verfeindet waren.“ Die Ausstellung in Breslau und Berlin gebe diesen Versöhnungsprozess wieder. „Die Ausstellung gibt einen neuen Impuls – nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch zwischen unseren beiden Völkern“, so Bischof Ipolt. „Mein Wunsch ist, dass die Betrachter der Ausstellung tiefer den Prozess der Versöhnung entdecken und dadurch auch selbst zu Mitgestaltern dieses Weges werden.“

Die Ausstellung wird vom 18. November bis zum 16. Dezember 2015 im Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, 10117 Berlin sowie vom 18. November 2015 bis zum 18. Januar 2016 im Alten Rathaus in Wrocław (Breslau) zu sehen sein.


Hinweise:

Die Ansprache von Erzbischof Schick zur Ausstellungseröffnung um 18.30 Uhr finden Sie untenstehend als pdf-Datei zum Herunterladen.
Weitere Informationen zum 50. Jahrestag des historischen Briefwechsels der Deutschen und Polnischen Bischofskonferenz sind im Dossier „Historischer Briefwechsel“ zu finden.

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