| Pressemeldung | Nr. 038

Pressebericht zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Regensburg

1.    Einleitung

Nach 15 Jahren hat sich die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wieder im Bistum Regensburg und erstmals in der Domstadt getroffen. 66 Mitglieder waren anwesend, unter ihnen der erst vor kurzem gewählte Diözesanadministrator von Dresden-Meißen, Michael Bautz. Die Vollversammlung hat Erzbischof Rainer Maria Woelki zum gerade erhaltenen Kardinalat gratuliert. Mit großer Betroffenheit haben wir zum Beginn unserer Beratungen die Nachricht erhalten, dass der langjährige Weihbischof im Bistum Mainz, Dr. Werner Guballa, verstorben ist. Wir haben seiner im Gebet und in der Eucharistiefeier gedacht.

 

2.    Studientag zur „Entwicklung der Katholisch-Theologischen Fakultäten und zum Wissenschaftlichen Nachwuchs in der Theologie“

Die Vollversammlung hat sich im Rahmen eines Studientags mit der Entwicklung der Katholisch-Theologischen Fakultäten und mit dem Wissenschaftlichen Nachwuchs in der Theologie beschäftigt. In den letzten Jahrzehnten hat die Bischofskonferenz dieses Thema bereits wiederholt besprochen. Mit 20 Fakultäten und 34 Instituten haben wir gegenwärtig eine breite Präsenz der Theologie an den Hochschulen. An dieser Präsenz soll grundsätzlich festgehalten werden. Sie ist – wie auch der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur Theologie und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen betont hat – ein hohes Gut. Wir wissen, was die theologischen Hochschuleinrichtungen für die Qualität der Ausbildung und für das Gespräch mit den anderen Disziplinen bedeuten. Auch aus der Perspektive der Universitäten ist die Theologie wichtig. Auch hat es sich bewährt, dass es neben den staatlichen Einrichtungen neun Hochschulen in der Trägerschaft von Diözesen und Orden gibt. Diese plurale Trägerstruktur sorgt für Vielfalt.

Dennoch ist diese Hochschullandschaft in Bewegung: In einem Rückblick hat Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff (Aachen) als Vorsitzender der Kommission für Wissenschaft und Kultur (VIII) dargelegt, dass die gegenwärtig große Zahl theologischer Hochschuleinrichtungen weniger Ergebnis kirchlicher Planung, sondern vor allem eine Folge der allgemeinen Bildungsexpansion ist. Mit dem Zusatzprotokoll zum Bayerischen Konkordat wurden im Jahr 2007 die Fakultäten in Bamberg und Passau zu Instituten umgewandelt. Damit hat eine gewisse Gegenbewegung, aber kein Paradigmenwechsel eingesetzt. Die Ordenshochschule in Benediktbeuern wird im kommenden Jahr den theologischen Studienbetrieb einstellen. Man muss davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung einer Reduzierung noch fortsetzen wird. Hierfür spricht auch, dass in den letzten Jahren die Zahl der Studenten im Vollstudium - Priesterkandidaten und Laientheologen - stark gesunken ist, so dass die Gesamtqualität der Ausbildung bisweilen leidet. Auch gibt es bereits seit langem Probleme beim wissenschaftlichen Nachwuchs. Alles in allem brauchen wir darum eine strategische Hochschulplanung, die das Ganze im Auge behält und die Einrichtungen in staatlicher und in kirchlicher Trägerschaft einschließt. Dabei muss man sich freilich klarmachen, dass die Deutsche Bischofskonferenz nach kirchlichem Hochschulrecht zwar eine gewisse Planungskompetenz hat, die Entscheidung aber durchweg auf der Ebene der Diözesen bzw. der Regionen angesiedelt ist.

Um für unsere Beratungen ein realistisches Bild von der gegenwärtigen Lage zu schaffen, hat Prof. Dr. Bernhard Emunds (Frankfurt/Hochschule Sankt Georgen) über die personelle Situation der theologischen Hochschuleinrichtungen und die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses berichtet. Er stützte sich dabei auf eine Erhebung, die er im Sommersemester 2011 bei den Universitäten, Diözesen und Ordensgemeinschaften durchgeführt hat. Es zeigt sich, dass seit der letzten Erhebung im Jahr 2006 nicht nur die Zahl der Fakultäten gesunken ist. Auch die Zahl der Professuren sank von 391,5 (2006) auf 365,5 Professuren (2011). Bedenklich ist, dass die Zahlen der Promotionen und der Habilitationen deutlich zurückgegangen sind. Der wissenschaftliche Nachwuchs bleibt damit unzureichend. Es bedarf weiterer entschiedener Anstrengungen, um eine Besserung der Situation zu erreichen. Wir brauchen weiterhin qualifizierte Priester und Laien, Männer und Frauen für eine wissenschaftliche Laufbahn. Die Zahl der Diözesan- und Ordenspriester, die in Deutschland Professoren der Katholischen Theologie waren, ist gegenüber 2006 in absoluten Zahlen ebenfalls gesunken. Da auch die Gesamtzahl der Professoren zurückgegangen ist, hat sich der Anteil der Priester an der Professorenschaft allerdings kaum verändert und liegt bei den Fakultäten gegenwärtig bei 50,4 Prozent. Relativ konstant sind die Zahlen der Promotions- und Habilitationsprojekte von Diözesan- und Ordenspriestern. Angesichts der sinkenden Zahlen der Diözesan- und Ordenspriester insgesamt ist dies ein bemerkenswertes Ergebnis. Allerdings dürfen die bisherigen Anstrengungen der Diözesen und der Ordensgemeinschaften nicht nachlassen, wenn eine Reduzierung des Anteils der Priester unter den Theologieprofessoren vermieden werden soll. Die Zahl der Professorinnen hat zwar zugenommen, bleibt mit 13 Prozent aber gegenüber dem Durchschnitt aller Fächer (18 Prozent) zurück. Auch hier sind weitere Bemühungen notwendig.

Die Deutsche Bischofskonferenz – darüber waren wir uns in der Aussprache einig - will eine starke, eine fachlich gute und eine gesprächsfähige Theologie. Hierfür tun wir gemeinsam mit dem Fakultätentag und den theologischen Arbeitsgemeinschaften bereits eine Menge. Damit in den Diözesen und in den Regionen hinsichtlich der weiteren Entwicklung eine abgestimmte Linie verfolgt werden kann, hat die Bischofskonferenz bereits im Jahr 2009 „Grundsätze und Kriterien“ für die Entwicklung der theologischen Fakultäten und der Priesterseminare beschlossen. Die „Grundsätze und Kriterien“ bejahen die Theologie an den Hochschulen und sagen ja zur Priesterbildung als Aufgabe der Fakultäten. Sie empfehlen aber auch, dass eine theologische Fakultät dann in ein Institut umgewandelt werden sollte, wenn die Zahl der Studenten nicht mehr ausreicht. Hierfür ist freilich die Abstimmung mit dem Land, mit der Universität und mit dem Heiligen Stuhl erforderlich. Auch sind die staatskirchenrechtlichen Vorgaben zu beachten. Schließlich sollte die personelle Ausstattung des neuen Instituts so ausgelegt werden, dass eine fachlich differenzierte Präsenz der Theologie und eine gute Ausbildung der Religionslehrer möglich bleibt. Der Wissenschaftsrat hat hierzu ja bereits Hinweise gegeben.

Ein weiteres wichtiges Thema ist in diesem Zusammenhang die kirchliche Mitwirkung bei der Berufung der Theologieprofessoren. Auf Initiative von deutscher Seite hat die Kongregation für das Katholische Bildungswesen im Jahr 2010 „Normen zur Erteilung des Nihil obstat bei der Berufung von Professoren der Katholischen Theologie“ erlassen. Weihbischof Dr. Paul Wehrle (Freiburg) hat uns berichtet, wie die bisherigen Erfahrungen mit den neuen Normen sind. Positiv ist, dass diese Nihil obstat-Normen alle Beteiligten - auch den Heiligen Stuhl – binden und Transparenz schaffen. Gerade für die Kandidaten ist dies wichtig. Die neuen Normen stellen also einen eindeutigen Fortschritt dar und tragen nach Auffassung der Kongregation Modellcharakter. Natürlich gibt es weiterhin Klärungs- und Abstimmungsbedarf. So wurden die Anforderungen an die pastoralen Erfahrungen der Laien mit den neuen Nihil obstat-Normen deutlich zurückgenommen. Heute ist ein „mindestens einjähriger praktischer Einsatz in der Pastoral“ gefordert (Nihil obstat-Normen Nr. 9). Diese Erfahrung ist nach unserer Auffassung unverzichtbar, weil Theologie und kirchliche Praxis unmittelbar aufeinander bezogen sind. Wenn dieser Einsatz nicht hauptamtlich geleistet werden kann, muss er jedenfalls von seinem Gewicht her äquivalent sein.

 

3.    Revision der Einheitsübersetzung des Neuen Testamentes

Im Jahr 2005 haben die katholischen Herausgeber der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (die Deutsche, Österreichische, Schweizer Bischofskonferenz, der Erzbischof von Luxemburg sowie die Bischöfe von Bozen-Brixen und Lüttich unter Einschluss der Erzbischöfe von Straßburg und Vaduz) eine Vereinbarung über die Herausgabe der revidierten Fassung der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift getroffen. Ziel ist es, die Einheitsübersetzung einer moderaten Revision zu unterziehen. Es geht also nicht um eine Neuübersetzung, sondern um eine textkritische Aktualisierung des vorhandenen Originals. Bischof Dr. Joachim Wanke (Erfurt) hat als Vorsitzender des Bischöflichen Leitungsgremiums für die Revision der Einheitsübersetzung eine Approbationsvorlage des Neuen Testamentes vorgestellt. Die Vollversammlung hat diese Approbationsvorlage entgegen genommen. Es besteht in den kommenden Wochen die Möglichkeit, Modi zur Übersetzung und zu den redaktionellen Texten einzubringen. Der Text soll dann im Laufe des Jahres zur Approbation vorgelegt werden.

 

4.     Fortgang des Gesprächsprozesses

Die Vollversammlung hat im Herbst 2010 die Durchführung eines Gesprächsprozesses beschlossen. Dieser nimmt Bezug auf das 50-jährige Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils. Mit einer Auftaktveranstaltung in Mannheim im vergangenen Jahr, zu der 300 Vertreter eingeladen waren, haben wir eine Bestandsaufnahme vorgenommen: „Im Heute glauben – wo stehen wir?“. Dabei konnte ein geistlicher Prozess in Gang gesetzt werden, der nicht im Vorfeld Beschlüsse fasst und Forderungen formuliert, sondern der offen und kritisch nach dem fragt, was die Kirche von morgen braucht. Die Ergebnisse dieser ersten großen bundesweiten Veranstaltung sind im letzten Jahr unter www.dbk.de dokumentiert worden und für jedermann einsehbar. Bei der letzten Sitzung des Ständigen Rates im Januar 2012 in Würzburg haben wir zudem eine Bestandsaufnahme der vielfältigen Initiativen in den Bistümern vorgenommen. Wir spüren bereits jetzt, dass der Prozess von vielen Katholiken auf den unterschiedlichsten Ebenen mitgetragen wird. Ein wichtiger Schritt dieses Gesprächsprozesses ist der im Mai in Mannheim stattfindende 98. Deutsche Katholikentag, der unter dem wegweisenden Motto steht: „Einen neuen Aufbruch wagen“.

Wir deutschen Bischöfe sind dem Heiligen Vater dankbar, dass er ein „Jahr des Glaubens“ ausgerufen hat, das mit dem 50. Jahrestag des Beginns des II. Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 2012 beginnt. Das „Jahr des Glaubens“ ist für uns als Kirche in Deutschland eine Ermutigung, den Weg der Kirche nach vorne zu beschreiten. Wir müssen – so habe ich es in Fulda vor anderthalb Jahren gesagt – eine hörende, eine pilgernde und dienende Kirche sein. Das „Jahr des Glaubens“, das uns der Heilige Vater schenkt, lädt dazu ein, dieses Jahr in besonderer Weise mit zu begehen. Es ist ein geistliches Geschehen, das unseren Gesprächsprozess in besonderer Weise begleiten wird.

Zum Gesprächsprozess und dem weltkirchlichen „Jahr des Glaubens“ kommt die Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Oktober dieses Jahres hinzu. Wir deutschen Bischöfe sind dankbar, dass diese Synode mit dem Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils zusammenfällt. Damit wird deutlich: Die Neuevangelisierung findet notwendigerweise auf dem Fundament des Konzils statt. In einer Art „relecture“ besinnen wir uns auf das, was das Konzil uns geschenkt hat, um es für die Zukunft der Kirche fruchtbar zu machen. Bereits im Jahr 2000 haben wir deutschen Bischöfe dazu einen wichtigen und für unsere Arbeit bis heute unverzichtbaren Impuls gegeben, als wir das Impulspapier „Missionarisch Kirche sein“ veröffentlicht haben. In diesem Dokument haben wir unseren Auftrag zur inneren und äußeren Mission unterstrichen.

In diesem Sinne geht der Gesprächsprozess auch in diesem Jahr weiter: in den Bistümern und den Gemeinden, beim Katholikentag in Mannheim, bei der Synode in Rom und mit dem Beginn des „Jahr des Glaubens“. In Fortsetzung zur Auftaktveranstaltung des Gesprächsprozesses in Mannheim vor einem Jahr wird eine zweite Veranstaltung am 14. und 15. September 2012 in Hannover stattfinden. Das Jahresthema 2012 ist die „Diakonia“. Die Veranstaltung wird unter dem Leitwort „Diakonia der Kirche – Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft“ stehen. Wir haben hier in Regensburg Inhalt und Struktur des Jahrestreffens diskutiert und werden die Details bei der nächsten Sitzung des Ständigen Rates abschließend besprechen. Unser Ziel ist es, ein Wort von Papst Johannes Paul II. in das Jahresthema der Diakonia zu integrieren. Johannes Paul II. spricht von der „Zivilisation der Liebe“ – diese wollen wir in der freien Gesellschaft verantwortet wahrnehmen. Die in Mannheim erarbeiteten Zukunftsbilder werden uns dabei helfen. Vor allem geht es darum, die gesellschaftliche Pluralität als Herausforderung der Kirche samt der Frage nach Vielfalt und Einheit des Katholischen darzustellen, diakonisches und pastorales Wirken zu vermitteln und den öffentlichen und caritativen Einsatz der Kirche zu zeigen. Mit der Veranstaltung in Hannover wollen die deutschen Bischöfe die kirchliche Verbundenheit der Teilnehmer stärken und exemplarisch Wege aufzeigen, wie das Jahresthema konkret gelebt werden kann. Außerdem geht es darum, dem gelebten Glauben ein stärkeres Profil und größere Strahlkraft zu verleihen. In diesem Sinne ist die Jahresveranstaltung darauf ausgerichtet, dem Dialog im Bereich der Diözesen und Verbände Impulse zu geben.

Die Zielsetzung des Jahresthemas habe ich in meiner Eröffnungspredigt am vergangenen Montag im Regensburger Dom deutlich gemacht: An der Liebe und am Dienst der Liebe entscheidet sich alles. Die Werke der Barmherzigkeit und Liebe, der Dienst der Nächstenliebe sind nicht fromme Zutaten in beschaulichen Stunden, sondern Ausdruck der gottgegebenen Natur. Papst Benedikt hat uns eingeladen, verstärkt den Blick zu schärfen für die Zeichen der Zeit und die Herausforderungen, vor die uns Gott stellt. Mit dem Jahresthema geht es uns darum, bewusst den Dienst von uns Christen an den Mitmenschen und an der Gesellschaft von Gott her in den Blick zu nehmen. Wir Christen leben nicht nur in dieser Welt und dieser Gesellschaft. Wir haben einen entscheidenden Auftrag in ihr. Diakonia als Dienst an der Gesellschaft trägt uns auf, unsere Welt und die Gesellschaft in der wir leben, menschlich zu gestalten. Und dies heißt: sozial, solidarisch, gerecht – getragen von Verantwortung und Sorge füreinander. Die Freiheit jedes Menschen und die freie Gesellschaft sind ein großes Geschenk. Freiheit zeichnet das Wesen des Menschen aus, sie fordert ihn heraus, verlangt aber auch Verantwortung: Verantwortung eines jeden für sich selbst, Verantwortung für den Nächsten, den Mitmenschen, Verantwortung für die Gesellschaft und damit auch in der Politik. Im Hören aufeinander dürfen wir teilhaben am Glauben des Anderen. Hier beginnt und wird realisiert, was der Heilige Vater als Neuevangelisierung bezeichnet. In unserem Gesprächsprozess, so haben wir es vergangenes Jahr in Mannheim erlebt, wird Glaube geteilt und der eigene Glaube beschenkt und bestärkt durch die Erfahrung des jeweils anderen.

 

5.    50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil

Die Vollversammlung hat sich noch einmal intensiv mit der Frage beschäftigt, in welcher Form das 50-jährige Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils begangen werden soll. Der Vorsitzende der Glaubenskommission (I), Karl Kardinal Lehmann, hat uns einige Überlegungen vorgestellt, die bei der Feier des Konzilsjubiläums im Blick sein sollten. Eine Befassung mit den Konzilstexten, die vielfach, auch in der Verantwortung der Bischöflichen Kommissionen, erfolgen wird, soll die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der letzten 50 Jahre nicht außer Acht lassen. Die Bischofskonferenz wird dazu einen eigenen Akzent setzen, über den wir in den kommenden Monaten beraten werden.

 

6.     Liturgie

Begräbnisrituale „Die kirchliche Begräbnisfeier“
Im Advent 2009 war im deutschsprachigen Gebiet eine neue Ausgabe des Rituale „Die kirchliche Begräbnisfeier“ eingeführt worden. Die Vollversammlung hat jetzt ein Manuale verabschiedet, das eine praktische, auf die Bedürfnisse der Begräbnispastoral abgestimmte Ergänzung darstellt. Die Veröffentlichung erfolgt über das Deutsche Liturgische Institut.

Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch

Bereits im vergangenen Jahr hat die Vollversammlung die Gesänge für den Stammteil des Gemeinsamen Gebet- und Gesangbuchs (GGB) verabschiedet. In Regensburg hat sie sich mit den wesentlichen Textteilen befasst und diese ebenfalls verabschiedet. Die Arbeiten am künftigen Gotteslob treten damit in eine letzte redaktionelle Phase ein. Die Planungen hängen von vielen Faktoren ab. Deshalb ist es im Moment noch nicht möglich, das genaue Erscheinungsdatum zu definieren. Angestrebt ist der Advent 2013. Parallel zu diesen Arbeiten ist das Projekt angelaufen, mit dem das GGB künftig eingeführt werden soll. Durch eine Vielzahl einführender Maßnahmen, die für die Zeit bis zum Erscheinen des GGB und für das erste Jahr danach geplant sind, sollen die Bistümer bei der Einführung unterstützt und ihnen entsprechende Materialien zur Verfügung gestellt werden. Entscheidendes Kommunikations- und Kooperationsmedium wird eine Internetplattform sein, die für die breite Öffentlichkeit angelegt ist und gleichzeitig einen internen Bereich enthält, der für die Verantwortlichen zur Einführung des GGB bestimmt ist. Das GGB ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bischofskonferenzen Deutschlands und Österreichs sowie der Diözese Bozen-Brixen. Es wird, der bisherigen Praxis folgend, neben dem gemeinsamen Stammteil auch diözesane und regionale Eigenteile enthalten.

 

7.    Gesellschaftliche und soziale Fragen

Ökumenische Sozialinitiative
Die Vollversammlung hat einen Bericht des Vorsitzenden der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen (VI), Reinhard Kardinal Marx, zum aktuellen Stand der geplanten Ökumenischen Sozialinitiative entgegen genommen. Diese Initiative soll im nächsten Kontaktgesprächskreis zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz besprochen werden.

 

8.     Publizistische Fragen

Engagement der Kirche im Bereich Medienethik/Medienkompetenz
2008 hat die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrem Studientag „Kirche und Medien“ eine Diskussion über das gewandelte Medienverhalten und die Notwendigkeit kirchlicher und medienpädagogischer Angebote geführt. Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission (IX), Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) hat zunächst an das im vergangenen Jahr veröffentlichte Kommissionspapier „Virtualität und Inszenierung – Unterwegs in der digitalen Mediengesellschaft“ erinnert. Es plädiert für einen Ausbau der Medienkompetenz als Schlüsselkompetenz im Umgang mit der digitalen Mediengesellschaft. Ziel einer umfassenden Medienkompetenz ist es, die Menschen zu einem verantwortungsvollen, bewussten und authentischen Umgang mit Medien zu befähigen. Verbesserte Medienkompetenz gilt als grundlegend für ein friedliches Zusammenleben der Menschen, denn die meisten Risiken – wie digitale Sucht, Datenmissbrauch, Gewaltverherrlichung oder Cybermobbing – sind verhaltensbasiert und lassen sich alleine durch Angebotsverbote und Einschränkungen nicht zuverlässig vermeiden. Gerade deshalb fordert das medienethische Impulspapier einen Ausbau der Medienpädagogik in den Bereichen Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit.

Die Publizistische Kommission hat außerdem eine medienethische Arbeitsgruppe eingerichtet. Sie soll Beiträge zu aktuellen medienethischen, medienpolitischen und bildungspolitischen Debatten liefern. Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Vertretern des Journalismus, der Wissenschaft und des Medienrechtes sowie aus Vertretern weiterer Institutionen zusammen. Themen in den nächsten Monaten werden zum Beispiel die mediale Diskussion über den Schutz der Privatsphäre im Internet, die Berichterstattung über Selbstmorde von Kindern in Folge von Cybermobbing durch Mitschüler und das Verhältnis von Medien und Politik mit Blick auf eine ausgeprägte Skandalisierung sein.

Die hohe Nachfrage von Eltern, Lehrern und Multiplikatoren insbesondere aus dem Bildungsbereich zeigt den Bedarf an praktischer Unterstützung im Bereich Medienkompetenz. Dazu hat unter anderem die gemeinsame Jugendmedienschutztagung mit ARD und ZDF im Herbst letzten Jahres beigetragen, die die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen zur Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen sowie den Erziehungsberechtigten unterstrich.

Wir sind uns einig, dass wir als Kirche auch künftig auf den verschiedensten Ebenen wirkungsvoller auf die Veränderungen im Medienbereich reagieren müssen. Deshalb stärken wir das Angebot im Bereich kirchlicher Medienkompetenz, bündeln dieses und stärken es. So sollen die vielfältigen und professionellen Angebote zum Beispiel der diözesanen Audiovisuellen Medienstellen besser auffindbar und zugänglich gemacht werden. Mit diesem Ziel ist eine „Clearingstelle Medienkompetenz“ an der Katholischen Hochschule Mainz ad experimentum für drei Jahre eingerichtet worden. Aufgabe dieser Clearingstelle ist es, die Bestandsaufnahme der Angebote vorzunehmen, kirchliche Anbieter besser zu vernetzen und das Profil kirchlicher Medienpädagogik zu schärfen.

 

9.    Weltkirche

Besuch von Gästen aus der Weltkirche
Erzbischof Samuel Kleda, Erzdiözese Douala (Kamerun), Bischof Salvadore Lobo, Diözese Baruipur (Indien) und Bischof Jesús Juárez Párraga, Diözese El Alto (Bolivien), die sich anlässlich der Eröffnung der diesjährigen Misereor-Aktion in Deutschland aufhalten, waren Gäste der Vollversammlung. Sie haben uns einen Einblick in die kirchliche und soziale Situation in ihren Heimatländern vermittelt.

Erzbischof Samuel Kleda stellte dabei Projekte in Kamerun vor, die die Bildung und Ausbildung von jungen Menschen fördern. Erfolgreich sind Initiativen für Gesundheitsprogramme und Projekte im Bereich von Gerechtigkeit und Frieden, die mit Hilfe der Unterstützung von Misereor zum Wohl der Menschen in Kamerun durchgeführt werden können. Bischof Salvadore Lobo hob besonders die Rolle der katholischen Christen in Indien hervor, die trotz ihres geringen Anteils an der Bevölkerung als Salz der Erde durch Bildungseinrichtungen und den Beistand für die Armen und Ausgegrenzten wirken. Die indischen Bischöfe sehen sich in der Pflicht, als Kirche beispielhaft zu agieren und zum Beispiel mit ihrer Soziallehre an einer ganzheitlichen Entwicklung und einer gerechteren Gesellschaft mitzuarbeiten. Dies geschieht sowohl durch anwaltschaftliche Tätigkeit als auch durch das Zusammenwirken mit Angehörigen anderer Religionen im Dienste der Armen. Bischof Jesús Juárez Párraga bedankte sich im Namen der Bolivianischen Bischofskonferenz für die große Solidarität der Deutschen Bischofskonferenz. Im Geist der Salesianer Don Boscos könne vielen Kindern und Jugendlichen geholfen werden, die durch die Unterstützung der Aktion Misereor eine Perspektive zum Überleben erhalten, ausgebildet werden und so ein erfolgreiches Leben aufbauen können. Die so erfahrene Nähe, die die Würde der Armen achtet, schätzen die bolivianischen Bischöfe als wahrhaft christliches Zeugnis. Alle Bischöfe zeigten großen Dank gegenüber der großherzigen Unterstützung durch die katholische Kirche in Deutschland.

 

10.     Caritas

Fonds „Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975“
Zu Jahresbeginn ist der Fonds „Heimerziehung in Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975“ als ein gemeinsames Projekt von Bund, den westdeutschen Bundesländern sowie den beiden Kirchen, ihren Wohlfahrtsverbänden und den Orden gestartet. Die Vollversammlung hat den Start des Fonds ausdrücklich begrüßt. Wir sind froh, dass nun ein Angebot für ehemalige Heimkinder vorhanden ist, das ihre zentralen Anliegen berücksichtigt: das Bedürfnis nach Aussprache, der Wunsch nach Anerkennung, Beratung und therapeutischer Hilfe sowie finanzielle Hilfen.

Die Vollversammlung hat einen Zwischenbericht zum Start des Fonds entgegengenommen und festgestellt, dass der Fonds von den Betroffenen überwiegend gut angenommen wird. In den Anlauf- und Beratungsstellen fanden im Januar 2012 insgesamt 1.136 Erstgespräche statt. Es sind aber auch Startschwierigkeiten deutlich geworden, die zum Teil auf kurze Fristen bei der Schaffung der notwendigen Infrastruktur zurückzuführen sind. Der Lenkungsausschuss des Fonds hat dies erkannt und Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet. Im beraterischen Kontext hat der Fonds Heimerziehung Aufgaben übernommen, die für den katholischen Bereich bislang durch die katholische Hotline Heimerziehung wahrgenommen worden sind, die gute und professionelle Arbeit in der Erstberatung der Betroffenen geleistet hat. Die Bischöfe danken der Hotline für ihren Dienst zum Wohle der Betroffenen. Nach einer Übergangszeit, in der die Erfahrungen der Hotline ausgewertet werden sollen, wird die Hotline zum 30. Juni 2012 geschlossen werden.

Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass ähnliche Probleme wie in der Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik auch bei ehemaligen Heimkindern in der DDR und bei Kindern und Jugendlichen, die in Behinderteneinrichtungen untergebracht waren, zu konstatieren sind. Während Bund und ostdeutsche Bundesländer ein vergleichbares Angebot zum Fonds Heimerziehung West für Heimkinder aus der ehemaligen DDR vorbereiten, betrifft die Situation in den damaligen Behinderteneinrichtungen auch die Kirchen, da sie vielfach Träger dieser Einrichtungen war. Wir sind der Ansicht, dass auch ehemaligen Heimkindern in Einrichtungen der Behindertenhilfe vergleichbare Angebote unterbreitet werden sollten.

 

11.    Personalien

Wir haben in der Vollversammlung die stellvertretenden Vorsitzenden für die 14 Bischöflichen Kommissionen neu gewählt (s. Anlage 1). Weitere Personalentscheidungen waren:

  • Weihbischof Wilfried Theising (Münster) wird Mitglied der Kommission für Wissenschaft und Kultur.
  • Die Vollversammlung stimmt der erneuten Kandidatur von Pfarrer Simon Rapp (Duisburg) als Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zu.
  • P. Dr. Hans Langendörfer SJ (Bonn) wird erneut als Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) nominiert.
  • Ulrich Fischer (Frankfurt) wird für weitere drei Jahre zum Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) berufen.
  • Prälat Dr. Karl Jüsten (Berlin) wird für weitere vier Jahre zum Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz im Vorstand des Katholischen Siedlungsdienstes berufen.

 

12.     Sonstiges

Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Fragen der Verlagsgruppe Weltbild waren nicht Thema der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Doch haben sich die Gesellschafter am Rande der Versammlung durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates über die Schritte informieren lassen, die seit der Beschlussfassung der Gesellschafter vom 21. November 2011 erfolgten. Die Gesellschafter werden sich von dem Unternehmen trennen. Konkrete Möglichkeiten werden gegenwärtig geprüft, auch eine Stiftungslösung. Näheres kann gegenwärtig nicht mitgeteilt werden.

 

Hinweis:

Der Pressebericht und die Liste der stellvertretenden Vorsitzenden der bischöflichen Kommissionen (Anlage 1) sind untenstehend als pdf-Dateien zum Herunterladen verfügbar.

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