| Pressemeldung | Nr. 025

Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, im Anschluss an die Frühjahrs-Vollversammlung vom 6. bis 9. März 2006 in Berlin

0.            Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in der Bundeshauptstadt Berlin

I.             Pastorale Fragen

  1. Studientag „Die Kirche hat der Jugend viel zu sagen, und die Jugend hat der Kirche viel zu sagen“ (Johannes Paul II.) – Perspektiven der Jugendpastoral
  2. Wort der deutschen Bischöfe zum Auftrag der Kirche im Gefängnis
  3. Fußballweltmeisterschaft 2006 – Gottesdienste und pastorale Begleitung
  4. Katholikentag 2006 in Saarbrücken
  5. Kirchliche Statistik 2004 – Auswertung

II.          Bildung und Wissenschaft

  1. Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht in der Grundschule / Primarstufe – 1. Lesung
  2. Religionsunterricht in Berlin
  3. Bologna-Prozess und Theologiestudium
  4. Theologie im Fernkurs


III.       Gesellschaftliche und soziale Fragen

  1. „Hartz I-IV“ – Erste Bewertung nach Einführung der Arbeitsmarktreformgesetze
  2. Initiative „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie“ – Zwischenbericht
  3. Das Profil sozialer Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft im Kontext von Kooperationen und Fusionen – Zwischenbericht

IV.       Liturgie

  1. Wort-Gottes-Feiern am Sonntag – Vorschlag für allgemeine Kriterien
  2. Rituale „Die Feier des Begräbnisses“ (2. Auflage) – Approbation
  3. Revision der Einheitsübersetzung
  4. Liturgische Bücher (Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch, Missale Romanum)

V.          Weltkirche und Migration

  1. Probleme beim Vollzug des Zuwanderungsrechts (Bleiberecht, Abschiebungen, Abschiebehaft, Härtefallkommissionen)
  2. Begegnung mit ausländischen Bischöfen aus Bolivien und Uganda sowie mit dem Apostolischen Präfekten von Nepal (MISEREOR-Aktion 2006)
  3. Aufrufe zu Kollekten (Palmsonntag, RENOVABIS)

VI.       Besuch von Papst Benedikt XVI. vom 09.–14. September in Bayern

VII.    Ökumene

  1. Dritte Europäische Ökumenische Versammlung – Delegiertentreffen in Rom

VIII.     Zukünftige Studientage

IX.       Personalien

 

0.    Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in der Bundeshauptstadt Berlin

Während die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz seit 1867 regelmäßig in Fulda tagt, findet die Frühjahrs-Vollversammlung immer in einem je anderen Bistum statt. Zum ersten Mal tagte sie jetzt vom 6.–9. März 2006 in der Bundeshauptstadt Berlin. Bewusst sollte die gesellschaftliche und geistige Präsenz der Katholischen Kirche in unserem Land auch in der Hauptstadt in Erscheinung treten, die ja über die politische Bedeutung hinaus das Zentrum der gesellschaftlichen und kulturellen Kommunikation in Deutschland geworden ist. Die Vollversammlung mit 70 Bischöfen erhielt dadurch auch einige damit zusammenhängende Akzente: der feierliche Eröffnungsgottesdienst in der St. Hedwigskathedrale am 6. März, anschließend Besuch der Bischöfe in der Apostolischen Nuntiatur und am 8.März ein größerer Medienempfang in der Katholischen Akademie. Am Donnerstagnachmittag (9. März, ab 17.00 Uhr) findet unter Beteiligung deutscher Bischöfe eine größere Rabbinerkonferenz statt, an der auch Walter Kardinal Kasper (Rom) teilnehmen wird.

I.    Pastorale Fragen

1.    Studientag „Die Kirche hat der Jugend viel zu sagen, und die Jugend hat der Kirche viel zu sagen“ (Johannes Paul II.) – Perspektiven der Jugendpastoral
Am Mittwoch haben wir uns bei einem ganztätigen Studientag unter dem Titel „Die Kirche hat der Jugend viel zu sagen, und die Jugend hat der Kirche viel zu sagen“ (Johannes Paul II.) mit Perspektiven der Jugendpastoral befasst. Ziel des Studientages war es, die Herausforderungen in den Blick zu nehmen, die sich der Jugendpastoral in der heutigen Lebenssituation junger Menschen und angesichts der Veränderungen in der Kirche stellen. Die Freuden und Hoffnungen, die Sorgen und Ängste junger Menschen kamen dabei ebenso zur Sprache wie aktuelle Probleme der pastoralen Entwicklung. Damit soll – im Anschluss und auf der Grundlage des XX. Weltjugendtags – ein Signal der Ermutigung und Unterstützung für die Verantwortlichen der Jugendpastoral und die jungen Menschen in Deutschland gesetzt werden.

Nach einer Einführung in den Studientag durch den Vorsitzenden der Jugendkommission, Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), hat Professor Dr. Martin Lechner (Benediktbeuern) in einem Hauptreferat zunächst den Begriff „Jugendpastoral“ erläutert, der im Anschluss an die Weichenstellungen des II. Vatikanums als Gestaltung des Verhältnisses der Kirche zur Welt der Jugend verstanden wird. Der Blick auf die sozialwissenschaftlichen Eckdaten zeigt einerseits eine steigende Zahl junger Menschen, die ohne Bezug zu Glaube und Kirche aufwachsen, einen entsprechenden Wissensschwund bezüglich grundlegender christlicher Glaubensüberzeugungen sowie die nachlassende Bindungskraft von Pfarrgemeinden und Jugendverbänden. Auf der anderen Seite sind eine verstärkte Sehnsucht nach einem sinnerfüllten und richtigen Leben sowie eine wachsende und unvoreingenommene religiöse Neugierde festzustellen. Die Jugendphase ist zu einem offenen und frei gestaltbaren Lebensabschnitt geworden. Eine wachsende Gruppe junger Menschen scheitert aufgrund ungünstiger familiärer, sozialer, ökonomischer und intellektueller Voraussetzungen bei der Entwicklung einer selbst verantwortlichen Lebensführung. Die Kirche ist für sie keineswegs überflüssig, aber viele Jugendliche geben ihrer Botschaft und ihren Ritualen eigene Konnotationen und entscheiden in einer gezielten Auswahl über persönliche Bindung und Praxis. Aus diesen Befunden zieht Professor Lechner folgende jugendpastorale Handlungsoptionen:

Die Lebensthemen junger Menschen müssen stärker wahrgenommen und die Jugendlichen bei ihrem Ringen um die eigene Lebensgestaltung unterstützt werden. Dabei gilt den Ärmeren und Benachteiligten ein besonderes Augenmerk. Die Wortverkündigung sollte in neuen Formen katechetischen Wirkens verstärkt werden. Liturgische Ausdrucksformen sollten auch der jugendlichen Ästhetik Rechnung tragen. Der Bereitschaft junger Menschen zum Engagement für andere muss entsprechender Raum zur Entfaltung gegeben werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Jugendlichen gelten, die ohne Bezug zu Gott und der Kirche aufgewachsen sind und sich für das Christentum interessieren. Als Orte der Erfahrung von „communio“ und „missio“ sind Jugendkirchen und spirituelle Zentren erforderlich, deren Bestand auch unter schwieriger werdenden Rahmenbedingungen nicht gefährdet werden darf.

Bischof Dr. Franz-Josef Bode formulierte anschließend im zweiten Hauptreferat in Anlehnung an die Enzyklika von Papst Paul VI. Evangelii nuntiandi (Apostolisches Schreiben an den Episkopat, den Klerus und alle Gläubigen der Katholischen Kirche über die Evangelisierung in der Welt von heute vom 08.12.1975) Aufgaben einer Jugendpastoral, die evangelisierend, missionarisch und in ihrer Absichtslosigkeit anziehend und einladend sein will.

Jugendpastoral muss die Frage nach dem personalen und dreifaltigen Gott – gegen alle unpersönliche, vermarktungsgefährdete Religiosität – verstärkt und ausdrücklich zur Sprache bringen. Die Suche nach dem „Mehr-als-Alles“, nach dem Heiligen Gottes, nach konkreter Rückbindung (religio) und Spiritualität soll z. B. in geeigneten liturgischen und spirituellen Formen Antworten finden. Die Anbetung muss Kerninhalt der Jugendpastoral sein, und der Zusammenhang von Liturgie und Diakonie ist herauszustellen. Die Jugendpastoral kann die Sensibilität für Gottes Wirken und Rufen wecken und im Entdecken der je eigenen Fähigkeiten und Gaben, in der Gewissensbildung und in der Sendung „nach außen“ (keine Person ohne Gesellschaft; keine Sozialisierung ohne Personalisierung) fördern. Hierzu bedarf es neuer „Biotope des Glaubens“, in denen sich die Berufung des Einzelnen frei entfalten kann und die Gemeinschaft untereinander gestärkt wird. Diese „Glaubensmilieus“ müssen in der Jugendpastoral zu einem vernetzten Miteinander finden. Die theologischen und spirituellen Ressourcen aus den geistlichen Traditionen der Kirche (Orden, Geistliche Bewegungen und Gemeinschaften, kirchliche Verbände) sind dabei von großer Bedeutung. Die Grundstruktur einer evangelisierenden Jugendpastoral ist vom Dialog bestimmt. Papst Benedikt XVI. hat der Jugendpastoral folgende Worte auf den Weg gegeben: Die Jugend hat der Kirche viel zu sagen. Und die Verantwortlichen der Kirche haben der Jugend viel zu sagen im (gemeinsamen) Einüben von Geduld, Unterscheidungsvermögen, gesundem Realismus und der Fähigkeit zur Endgültigkeit.

Im Anschluss an diese Referate haben wir in sechs Arbeitsgruppen im Gespräch mit Jugendlichen die aufgezeigten Perspektiven vertieft und weitere relevante Themen der Jugendpastoral erörtert.

Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Arbeitsgruppe 1 „Glaubensweitergabe heute“: Glaubensweitergabe braucht einen ganzheitlichen Ansatz, der jungen Menschen Unterstützung gibt, das Leben aus dem Glauben zu deuten und sprachfähig zu werden. Dazu sind Bezugspersonen wichtig, die ansprechbar und ansprechend sind. Es gilt, die Verantwortungsträger zu befähigen, geistliche Begleiter zu sein, und sie selbst geistlich zu begleiten. Lebensorte und Lebensknotenpunkte junger Menschen müssen wahrgenommen, Orte für Glaubenserfahrungen und Erlebnisfelder geschaffen werden. Dabei sind das christliche Profil, die Eindeutigkeit des Glaubenszeugnisses, das Anteilgeben am eigenen Leben von entscheidender Bedeutung.
  • Arbeitsgruppe 2 „Rückkehr der Frömmigkeit“: Es gibt eine legitime Vielfalt der Frömmigkeit. Auf dem Weg der Sinnsuche Jugendlicher kann kirchliche Jugendarbeit eine „Herberge“ sein. Ein wesentliches Ziel der Jugendpastoral ist die persönliche Beziehung zu Jesus Christus. In der Vertiefung dieser Beziehung kommt der sorgsamen Hinführung zu den Sakramenten und eine ansprechende Form ihrer Feier besonderes Gewicht zu.
  • Arbeitsgruppe 3 „Jugend will das Große“: Jugendliche setzen sich in vielfältigen Formen ein. Ihr Engagement im diakonischen Handeln braucht Anerkennung, Zutrauen, Wertschätzung, Freiräume und Begleitung. Verantwortliche in der Kirche haben die Aufgabe, gegen den gesellschaftlichen Trend das Potential von Jugendlichen positiv zur Sprache zu bringen und zu unterstützen.
  • Arbeitsgruppe 4 „Jugendraum: Kirche“: Bei vielen Jugendlichen wächst eine verborgene Sehnsucht nach Verlässlichkeit und Verbindlichkeit. Damit verbinden sich auch Erwartungen an die Verlässlichkeit der Glaubensgemeinschaft. Jugendliche suchen sakrale Räume, in denen sie das Geheimnis der Gegenwart Gottes erahnen können, die von der Geschichte des Glaubens erzählen, zum Mitfeiern einladen und die Primärsymbole des Glaubens in die Mitte stellen. Jugendliche erfahren Beheimatung in der Kirche, wenn ihnen etwas zugetraut („Selbstorganisation“) und zugemutet („Differenz“) wird. Es geht um Beheimatung, indem Fremdheit gegenseitig respektiert wird.
  • Arbeitsgruppe 5 „Mensch – Christ – Jünger sein“: Eine enge Vernetzung der Jugend- und Schulpastoral, der Ehe- und Familienpastoral mit der Berufungspastoral stärkt das Selbstbewusstsein der Berufung zum Christsein. Wenn das Thema „Berufung“ die verschiedenen pastoralen Aktivitäten durchdringt, entsteht eine Wertschätzung, die für geistliche Berufungen und kirchliche Dienste fruchtbar ist. Die Herausforderung für die Pastoral besteht darin, mit klarem Blick für die Realität jungen Menschen zu helfen, den Ruf Gottes zu hören und persönlich darauf zu antworten. Dazu bedarf es  über die Gemeinde hinaus geistlicher Orte, Gebetsgruppen, Jugendvespern, Wallfahrten usw., die in gemeinsamer Verantwortung von Jugendpastoral und Berufungspastoral getragen werden. Das Gebet um Berufungen muss in den Gemeinden verlebendigt werden.
  • Arbeitsgruppe 6 „Vernetzung statt Versäulung“: Die Vernetzung in der Jugendpastoral ist notwendig unter Wahrung der Vielfalt und des Profils der einzelnen Träger. Eine wichtige Voraussetzung für die Vernetzung verschiedener Träger, Bereiche und Projekte ist die Benennung der gemeinsamen Aufgaben und Ziele. Die Schulen sind als Chancen vernetzten Handelns zu entdecken und zu nutzen.

Der Vorsitzende der Jugendkommission hat unsere Diskussionen und Beratungen in vier „Ermutigungen“ zusammengefasst: Mut zur Vernetzung, Mut zur Vertiefung (Mystagogie), Mut zum sozialen Engagement und Mut zum Blick auf die Weltweite der Kirche. Der Dialog mit und über die jungen Menschen sowie die Jugendpastoral sind ein wichtiges Element des pastoralen Handelns der katholischen Kirche in Deutschland. Die Jugendkommission wird den Studientag auswerten, die Anregungen und wichtigen Fragen in weiterführenden Fachgesprächen aufgreifen und darüber der Bischofskonferenz berichten. Verschiedene Ereignisse, wie z. B. der Weltjugendtag 2008 in Sydney und die Katholikentage 2006 und 2008, sind gute Anlässe, um die Vernetzung und Vertiefung weiterzuführen.

2.    Wort der deutschen Bischöfe zum Auftrag der Kirche im Gefängnis
Am Mittwoch haben der Vorsitzende der Pastoralkommission, Bischof Dr. Joachim Wanke (Erfurt), der Beauftragte der Pastoralkommission für Gefängnisseelsorge, Weihbischof Otto Georgens (Speyer), und ich bei einem Pressegespräch ein Wort der deutschen Bischöfe zur Gefängnisseelsorge vorgestellt. Es trägt den Titel: „,Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen‘ (Hebr 13,3). Der Auftrag der Kirche im Gefängnis“. Etwa 300 katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger begleiten in den knapp 200 Justizvollzugsanstalten die Gefangenen sowie die Bediensteten. In Zusammenarbeit mit den Leitern der Anstalten, den Fachdiensten und den Mitarbeitern des allgemeinen Vollzugsdienstes setzen sie sich für ein menschenwürdiges Miteinander im Strafvollzug ein. Wir sind froh und dankbar über ihren Dienst, ebenso über das große Engagement der vielen Ehrenamtlichen in Besuchsdiensten und anderen Arbeitsfeldern. Unser Dank gilt auch allen Mitarbeitern in den Vollzugsanstalten, ohne deren vertrauensvolle Zusammenarbeit die Arbeit der Gefängnisseelsorge in dieser Form nicht möglich wäre.

Das Wort der deutschen Bischöfe zum Auftrag der Kirche im Gefängnis (hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Die deutschen Bischöfe, Nr. 84), die Statements vom Pressegespräch sowie weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.dbk.de.

3.    Fußballweltmeisterschaft 2006 – Gottesdienste und pastorale Begleitung
Wir haben einen Bericht über die Planungen und Vorbereitungen von Gemeinden, Gruppen und kirchlichen Einrichtungen zur Fußballweltmeisterschaft 2006 – besonders in den Austragungsorten –, zur Kenntnis genommen. Als Kirche wollen wir dazu beitragen, dass das Motto der Weltmeisterschaft: „Die Welt zu Gast bei Freunden“ Wirklichkeit wird und dass Gastfreundschaft bei diesem Großereignis gelingt.

Zur Gastfreundschaft gehört, dass die Kirchen noch stärker wirklich „offene Kirchen“ sind als sonst. Wir begrüßen alle Initiativen, die zum Beispiel durch Kirchenführungen die Bild und Stein gewordenen Zeugnisse des Glaubens den Besuchern nahe bringen wollen und Orte der Begegnung bereitstellen. Gerade im kulturellen Rahmenprogramm der Kommunen wird katholische Kirche präsent sein. Besonders hervorheben möchte ich auch den Beitrag der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprachen. Wir sind froh und dankbar, dass sie für Begegnungen mit ausländischen Mannschaften und Fans zur Verfügung stehen.
Nachdrücklich unterstützt die Deutsche Bischofskonferenz die Erklärungen einzelner Bischöfe, die zur Einhaltung der Sonntags- und Feiertagsruhe mahnen. Gastfreundschaft ist keineswegs davon abhängig, dass die Ladenöffnungszeiten gelockert werden.

Aus Anlass des Eröffnungsspiels am 9. Juni werden wir am gleichen Tag um 11:00 Uhr im Münchener Liebfrauendom einen Ökumenischen Gottesdienst feiern.
Verweisen möchte ich an dieser Stelle auch auf die Homepage „Kirche am Ball“, die alle pastoralen Initiativen der katholischen Kirche zu Weltmeisterschaft und zum Fußball bündelt sowie weitere Informationen und Angebote der Öffentlichkeit zugänglich macht. Dort ist auch ein Thema aufgegriffen, das uns nicht nur zur Weltmeisterschaft beschäftigt, bei dieser Gelegenheit aber möglicherweise besonders sichtbar wird: Der gesellschaftliche Skandal des Menschenhandels und der Zwangsprostitution. Kirchliche Beratungsstellen begleiten seit langem betroffene Frauen, unsere Verbände beteiligen sich an Netzwerken gegen Frauenhandel und der öffentlichen Kampagne des Deutschen Frauenrats anlässlich der WM. Die Zivilgesellschaft allein wird das Problem jedoch nicht lösen können, auch die Behörden sind ihrerseits dringend aufgerufen, entschieden gegen diese menschenverachtende Praxis vorzugehen.

4.    Katholikentag 2006 in Saarbrücken
Der Bischof von Trier, Dr. Reinhard Marx, hat noch einmal alle Bischöfe und die deutschen Diözesen eingeladen, am Katholikentag in Saarbrücken teilzunehmen. Der Katholikentag findet vom 24. bis 28. Mai unter dem Leitwort „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“ statt. In großen Diskussionsforen wird das Thema Gerechtigkeit im Blick auf die aktuellen Herausforderungen in Deutschland, Europa und im globalen Kontext zur Sprache kommen. Die europäische Dimension wird auch deutlich durch die große Zahl von Bischöfen aus den Nachbarländern, die in Saarbrücken dabei sein werden. Der Katholikentag soll vor allem auch ein geistliches Ereignis sein, wo der Glaube an Jesus Christus gelebt, gefeiert und öffentlich bezeugt wird.

5.    Kirchliche Statistik 2004 – Auswertung
Die Vollversammlung hat sich mit einigen aktuellen statistischen Daten befasst, die sich auf die Mitgliederentwicklung, die Teilnahme an den Sakramenten und am Gottesdienst sowie auf die Personen im pastoralen Dienst der katholischen Kirche in Deutschland im Jahr 2004 beziehen. Demnach wohnten im Jahr 2004 25.986.384 Katholiken in Deutschland, das entspricht knapp einem Drittel der Bevölkerung. Auffallend ist eine leicht positive Entwicklung im Jahr 2004 bei den Wiederaufnahmen. Diese erfreuliche Tendenz, dass sich wieder mehr Menschen bewusst für eine erneute Zugehörigkeit zur katholischen Kirche entscheiden, hat sich im vergangenen Jahr erheblich fortgesetzt. Zudem weisen erste Daten für das Jahr 2005 auf einen erneuten Rückgang der Kirchenaustrittszahlen hin. Insgesamt jedoch ist die Zahl der Kirchenmitglieder, der Gottesdienstbesucher und der Sakramentenempfänger auch aus Gründen der demographischen Situation weiter rückläufig.

Eine Broschüre zu den statistischen Daten 2004 der katholischen Kirche in Deutschland ist über das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz erhältlich (Reihe Arbeitshilfen, Nr. 199).

II.    Bildung und Wissenschaft

1.    Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht in der Grundschule / Primarstufe – 1. Lesung
Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich schon im September 2004 mit der Einführung von Bildungsstandards befasst und Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht in den Jahrgängen 5 – 10/ Sekundarstufe I verabschiedet. In dieser Konferenz haben wir uns nun mit Kirchlichen Richtlinien zu Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht in der Grundschule/ Primarstufe befasst. Ziel der Kirchlichen Richtlinien ist, das Instrument der Bildungsstandards auf die besondere Situation des Religionsunterrichts anzuwenden und genauer als in den herkömmlichen Lehrplänen festzulegen, was Schülerinnen und Schüler am Ende der vierjährigen Grundschulzeit im Fach Katholische Religionslehre wissen und können sollen. Dazu gehören Fähigkeiten wie „die Weihnachtsevangelien und ihre zentrale Botschaft wiedergeben“, „an Beispielen darstellen, was Nachfolge Jesu bedeutet“, „das Kirchenjahr und seine zentralen Feste beschreiben und deuten“, aber auch „wichtige Elemente des jüdischen und muslimischen Glaubens benennen“. Die Kirchlichen Richtlinien sind eine normative Orientierung für die Entwicklung von Bildungsstandards und Kernlehrplänen in den Ländern. Sie werden im Frühsommer 2006 in der Reihe „Die deutschen Bischöfe“ veröffentlicht.

2. Religionsunterricht in Berlin
Wir haben in der Bischofskonferenz auch über die Entscheidung des Berliner Senats gesprochen, zum kommenden Schuljahr das Fach Ethik als Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler der weiterführenden staatlichen Schulen einzuführen. Wir teilen die Kritik des Erzbischofs von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky, an der Monopolstellung des Faches Ethik. Faktisch wird damit der Religionsunterricht, dessen Stellung in Berlin ohnehin erheblich schwächer als in anderen Bundesländern ist, aus der Schule gedrängt. Wir unterstützen nachdrücklich die Forderung nach der Einführung von konfessionellem Religionsunterricht und Ethik als gleichberechtigte ordentliche Unterrichtsfächer. In Berlin könnte das durch die Einrichtung eines Wahlpflichtbereichs geschehen. Das plurale Angebot religiös bildender Fächer in der Schule entspricht der religiösen Pluralität in der Hauptstadt. Wir sind überzeugt, dass dieses Modell das friedliche Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen besser fördert als ein staatliches Pflichtfach, das in einem pluralistischen Gemeinwesen ohnehin wegen seiner geistigen Grundorientierung Fragen aufwirft.

3. Bologna-Prozess und Theologiestudium
Eingehend hat sich die Vollversammlung mit dem Bologna-Prozess befasst, der einen Europäischen Hochschulraum anstrebt. In zweiter Lesung haben wir nun „Kirchliche Anforderungen an die Modularisierung des Studiums der Katholischen Theologie (Theologisches Vollstudium) im Rahmen des Bologna-Prozesses“ beschlossen. Ebenso wie die bereits im Jahr 2003 verabschiedeten „Kirchlichen Anforderungen für die Lehramtstudiengänge“ sollen diese neuen Vorgaben für den Diplomstudiengang den Katholisch-Theologischen Fakultäten die Möglichkeit geben, den neuen europäischen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Die Neuordnung des Diplomstudiengangs bedarf noch der Zustimmung des Heiligen Stuhls.

Die neuen „Kirchlichen Anforderungen“ legen die „Rahmenordnung für die Priesterbildung“ (2003) zu Grunde. Sie betreffen vor allem den Aufbau des Theologischen Vollstudiums, das der Ausbildung der Priester und Pastoralreferentinnen und -referenten dient. Durch die Reform soll eine breite theologische Grundlegung gewährleistet und das Studium – bei Wahrung der Fächerstruktur der Theologie – stärker interdisziplinär ausgerichtet werden. Dies waren auch Anliegen des Katholisch-Theologischen Fakultätentages und der Deutschen Regentenkonferenz, die die Vorbereitung der „Kirchlichen Anforderungen“ begleitet haben. Neu sind auch die Modularisierung des Studiums und die Einführung von Leistungspunkten. Um die internationale Vergleichbarkeit des deutschen Theologiestudiums zu gewährleisten, wird das grundständige Studium auch künftig fünf Jahre dauern. Es wird mit dem Grad des „Diplomtheologen“ abgeschlossen. Daneben kann es an den Katholisch-Theologischen Fakultäten und Ausbildungsstätten Bachelor- und Masterstudiengängen geben, die für den Lehrerberuf oder für sonstige Berufe qualifizieren.

Der Heilige Stuhl ist dem Bologna-Prozess im Jahr 2003 beigetreten. Er beteiligt sich aktiv an der Gestaltung des Prozesses. Bei seinem Beitritt hatte der Heilige Stuhl förmlich festgestellt, dass der erste Studienzyklus des Theologischen Vollstudiums auch künftig fünf Jahre dauern wird.

4.    Theologie im Fernkurs
Die Vollversammlung hat eine neue Rahmenprüfungsordnung für „Theologie im Fernkurs“ beschlossen und damit die Reform der kirchlichen Fernstudien zum Abschluss gebracht.

Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz bietet „Theologie im Fernkurs“ seit 1970 Fernstudien zur Aus- und Fortbildung von Diakonen, Religionslehrern, Katecheten, Gemeindereferentinnen und Pfarrhelferinnen an. Die Kurse dienen auch zur Glaubensvertiefung und zum Selbststudium vieler Ehrenamtlicher. Seit der Gründung hat es über 45.000 Kursbelegungen gegeben. Gegenwärtig sind ca. 2.000 Studierende eingeschrieben.

III.    Gesellschaftliche und soziale Fragen

1.    „Hartz I-IV“ – Erste Bewertung nach Einführung der Arbeitsmarktreformgesetze
Erneut haben wir uns mit der erschreckend hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland und den Problemen am Arbeitsmarkt befasst. Der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen, Bischof Dr. Reinhard Marx (Trier), legte eine erste Bewertung der „Hartz-Reformen I-IV“ vor. Die mit den Reformen verbundenen hohen Erwartungen hinsichtlich der Beschäftigungseffekte haben sich nicht erfüllt. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes zeigt keine grundlegenden Verbesserungen: Die Zahl der Arbeitslosen ist hoch, Arbeitsplätze werden weiter abgebaut. Auch wenn die Arbeitsmarktreformen hier und da positiv wirken, bedürfen sie doch dringend der Ergänzung. Die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft, die hohe Abgabenbelastung und die weitgehende Regulierung von Produkt- und Arbeitsmärkten erscheinen als Haupthemmnisse für mehr Beschäftigung. Weitere beschäftigungsförderliche Maßnahmen etwa zur Entlastung des Faktors Arbeit, zur Förderung der unternehmerischen Verantwortung, zur Verbesserung der schulischen und beruflichen Qualifizierung sowie die Entwicklung arbeitsmarktpolitischer Instrumente für den Niedriglohnsektor sind unerlässlich. Dabei ist es eine besondere Verpflichtung für die Politik und auch unser besonderes Anliegen, dass die Arbeitsmarktchancen der Menschen in besonderen Problemlagen verbessert werden, also etwa von Menschen ohne hinreichende schulische und berufliche Qualifikation, Langzeit¬arbeitslosen, Arbeitsuchenden mit Migrationshintergrund und von behinderten Menschen. Die Jugendarbeitslosigkeit bedarf besonderer Aufmerksamkeit.

2.    Initiative „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie“ – Zwischenbericht 
Um die Lobby von Ehe und Familie in Kirche, Politik und Gesellschaft zu stärken, hat die Deutsche Bischofskonferenz im vergangenen Jahr eine dreijährige Initiative unter dem Motto „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie“ gestartet. Das Jahr 2005 stand unter dem Jahresthema „Leben. Lieben. Wachsen. Der Wert von Ehe und Familie für den Einzelnen“ und hat insbesondere die Koordination und Bündelung der Kräfte im Bereich der kirchlichen Ehe- und Familienarbeit vorangebracht. Die katholischen Fachverbände und Institutionen unterstützen die Anliegen der Initiative und nutzen die Möglichkeit zur verstärkten Koordination ihrer Bemühungen.

Unter dem Jahresthema „Entfalten. Gestalten. Stärken. Der Wert von Ehe und Familie für die Gesellschaft“ werden die Anliegen der Initiative im zweiten Jahr verstärkt in die Öffentlichkeit getragen. Den Auftakt bildete der Familiensonntag am 15. Januar 2006 mit zahlreichen Gottesdiensten und Aktionen in den Diözesen. Auf Bundesebene fand am 7. Februar ein Gesprächsforum „Hier beginnt die Zukunft: Perspektiven für Ehe und Familie“ mit dem Vorsitzenden der Kommission Ehe und Familie, Georg Kardinal Sterzinsky (Berlin), und der Bundesfamilienministerin Dr. Ursula von der Leyen statt. Es gilt, die Ehe als Lebensform und Institution zu schützen und zu fördern, Familien vor Armut und struktureller Benachteiligung zu bewahren, dem Kindermangel in unserem Land entgegenzuwirken, die Generationensolidarität zu fördern und den Bereich Bildung und Erziehung zu stärken.

Weitere Veranstaltungen in diesem Jahr folgen, ich nenne hier nur einige: Am 6./7. April 2006 findet in Kooperation mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ein interdisziplinäres wissenschaftliches Symposium zum Thema „Ehe – ein Zukunftsmodell“ statt, am 26. Mai beim Katholikentag 2006 in Saarbrücken ein Forum unter dem Motto „Ehe und Familie – Gerechtigkeit schafft Zukunft“. Geplant ist auch eine Teilnahme am 1. Deutschen Familientag am 15. Mai in Berlin.
Für das Jahr 2007 lautet das Jahresthema „Ermutigen. Vertrauen. Voranbringen. Wert von Ehe und Familie: Zukunft“. In diesem Rahmen wird es unter anderem einen „Zukunftskongress Ehe und Familie“ in Berlin geben.

3.    Das Profil sozialer Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft im Kontext von Kooperationen und Fusionen – Zwischenbericht
Die Vollversammlung hat sich wiederholt mit der Frage von Kooperationen beziehungsweise Fusionen von sozialen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft beschäftigt. Vor dem Hintergrund ver¬änderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist auch unter katholischen Trägern von Ein¬richtungen und Diensten eine Tendenz nicht nur der engeren Zusammenarbeit sondern vor allem auch des Zusammen¬schlusses feststellbar.

Eine Arbeitsgruppe der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz beschäftigt sich insbesondere mit der Frage nach dem Profil der katholischen Einrichtungen in diesem Zusammenhang. Dieses Profil betrifft unter anderem Aspekte zu Grund und Auftrag kirchlicher Caritas, zu Seelsorge und Ethik, die Verantwortung der Aufsichtsgremien sowie Fragen der Mitarbeiterführung und Personalent¬wicklung. Von großer Bedeutung sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für Fusionen von sozialen Einrichtungen mit katholischen und nicht-katholischen Partnern. Die Arbeits¬gruppe analysiert in dieser Perspektive verschiedene Konstellationen bezüglich Kooperationen und Fusionen mit kirchlicher Beteiligung und erörtert staatskirchenrechtliche, kirchenarbeits¬rechtliche sowie kartellrechtliche Dimensionen der Problematik. Dabei werden auch Fusionen zwischen kirchlichen und weltlichen Trägern sowie interkon¬fessionelle Fusionen behandelt. Weiterhin diskutiert die Arbeitsgruppe Möglichkeiten und Grenzen von Kooperationen und Fusionen von sozialen Einrichtungen in kirchlicher Träger¬schaft als Instrumente einer missionarischen Pastoral.

Die Vollversammlung hat den Zwischenbericht der Arbeitsgruppe zu¬stimmend zur Kenntnis genommen. Sie begrüßt das Anliegen des Papiers, das Profil sozialer Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft in Kontext von Kooperationen und Fusionen zu stärken. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sollen mit dem Deutschen Caritasverband und der Ordensobern-Vereinigung abgestimmt werden. Angesichts der Dringlichkeit der anstehenden Entscheidungen hat die Vollversamm¬lung die Caritaskommission gebeten, die Ergebnisse in einer der nächsten Sitzungen des Ständigen Rates vorzulegen.

IV.    Liturgie

1. Wort-Gottes-Feiern am Sonntag – Vorschlag für allgemeine Kriterien
Die Liturgiekommission hat einen Entwurf für „Allgemeine Kriterien für die Wort-Gottes-Feiern am Sonntag“ vorgelegt. Grundsätzlich sind  alle Gottesdienstformen, die an die Stelle der Heiligen Messe treten, am Sonntag nur in einer Notsituation gestattet. In Gemeinden, in denen kein Priester  für die Feier der Eucharistie zur Verfügung steht, können Wort-Gottes-Feiern jedoch eine sinnvolle Form darstellen, damit der Gemeinde die Möglichkeit gegeben ist, in Gemeinschaft das Wort Gottes zu lesen und sich zum Gebet zu versammeln. Die Liturgiekommission hat sich schon mehrfach damit befasst, welche Voraussetzungen für die Feier von priesterlosen Wort-Gottes-Feiern an Stelle der Heiligen Messe an Sonn- und Feiertagen notwendig sind und hat nun einen Vorschlag erarbeitet, der als Leitlinie der liturgischen Praxis in den deutschen Diözesen zugrunde gelegt werden kann. Der Text wurde angenommen. Über die Form der Veröffentlichung entscheidet der Diözesanbischof.

2. Rituale „Die Feier des Begräbnisses“ (2. Auflage) – Approbation
In dieser Vollversammlung hat die Deutsche Bischofskonferenz eine 2. Auflage des Rituale „Die Feier des Begräbnisses“ approbiert. Wir gehen davon aus, dass derselbe Text auch von der Österreichischen Bischofskonferenz und der Schweizer Bischofskonferenz sowie durch die Erzbischöfe von Luxemburg und von Vaduz anerkannt wird. Nach der Rekognoszierung durch die Gottesdienstkongregation wird damit wiederum eine gemeinsame Ausgabe dieses Rituale für das deutsche Sprachgebiet zur Verfügung stehen.

Die Fragen einer würdigen Gestaltung von Bestattungen und der pastoralen Sorge für die Hinterbliebenen hat uns in letzter Zeit immer wieder beschäftigt (vgl. Die deutschen Bischöfe, Nr. 81 „Tote begraben und Trauernde trösten“). Im Umfeld von Bestattung und Trauer stellen wir eine zunehmende Sinnentleerung von Riten und Bräuchen fest. Das neue Ritenbuch, das Gebete, Texte und liturgische Anweisungen für die Begräbnisfeier enthält, nimmt diese neuen Entwicklungen auf und sucht ihnen zu begegnen.

3.    Revision der Einheitsübersetzung
Der Bischof von Erfurt, Dr. Joachim Wanke, hat uns einen Bericht über den Beginn der Revision der Einheitsübersetzung der Bibel gegeben. Die Revision erfolgt auf der Grundlage der von der Deutschen Bischofskonferenz, der Österreichischen Bischofskonferenz, der Schweizer Bischofskonferenz, der Erzbischöfe von Luxemburg, Straßburg und Vaduz sowie der Bischöfe von Bozen-Brixen und Lüttich geschlossenen Herausgebervereinbarung. Ende Januar ist das Bischöfliche Leitungsgremium, dem Erzbischof Dr. Alois Kothgasser SDB (Salzburg), Bischof Dr. Wilhelm Egger (Bozen-Brixen), Bischof Dr. Joachim Wanke (Erfurt) und Weihbischof Martin Gächter (Basel) angehören, zu einer konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Als Vorsitzender wurde Bischof Dr. Egger, als Stellvertretender Vorsitzender Bischof Dr. Wanke gewählt. Auch die Gruppe der an der Revision mitwirkenden Exegeten und Exegetinnen steht nun fest. Bei einer Auftaktveranstaltung am 9./10. Februar in Würzburg wurden die Aufgaben, die Arbeitsstruktur und die Verfahrensweise der Revision geklärt. Erste Revisionsergebnisse werden bereits im Juli 2006 erwartet, ein Abschluss der Revision wird für das Jahr 2008 angestrebt. Wir danken allen Beteiligten, dass die Revision nun zügig in Angriff genommen wird.

4.    Liturgische Bücher (Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch, Missale Romanum)
Zu erwähnen ist auch die Arbeit an weiteren „Büchern der Kirche“, die gegenwärtig – ebenfalls im Zusammenwirken mit den anderen Bischofskonferenzen des deutschen Sprachgebiets – vonstatten geht. Wir haben in diesen Tagen entsprechende Berichte über die Übersetzung der 3. Auflage des Missale Romanum (Römisches Messbuch) sowie über die Vorbereitung eines neuen Gemeinsamen Gebet- und Gesangbuchs (GGB) entgegengenommen. Auch diese beiden Projekte werden in den kommenden Jahren weiter verfolgt. Ein voraussichtlicher Abschluss wird in etwa drei Jahren erwartet.

V.    Weltkirche und Migration

1. Probleme beim Vollzug des Zuwanderungsrechts (Bleiberecht, Abschiebungen, Abschiebehaft, Härtefallkommissionen)
Intensiv haben wir uns mit neueren Entwicklungen in der Ausländer- und Migrationspolitik befasst. 15 Monate nach dem Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes wurde eine erste Bilanz versucht und zugleich der vorliegende Referenten-Entwurf für eine Novellierung dieses Gesetzes begutachtet. Wir bedauern, dass entgegen dem „Geist“ des Zuwanderungsgesetzes mittlerweile eine zunehmend restriktive Abschiebepraxis um sich greift. Sie betrifft nicht selten auch Menschen, die sich bereits gut in unsere Gesellschaft integriert haben. Viele Bischöfe sind in ihren Diözesen mit konkreten und manchmal menschlich sehr bedrückenden Beispielen konfrontiert. Leider ist auch immer noch keine Bleiberechtsregelung für langjährig in Deutschland lebende so genannte „Geduldete“ zustande gekommen. Mit großer Sorge sehen wir außerdem, dass Plänen des Bundesinnenministeriums zufolge das Nachzugsalter für Ehegatten, die nach Deutschland kommen wollen, auf 21 Jahre erhöht werden soll. Eine solche Regelung wäre unseres Erachtens kaum mit dem gebotenen Schutz von Ehe und Familie vereinbar. Sie dient ganz sicher auch nicht der Integration.
In all diesen Punkten wird sichtbar, dass Abwehr und Restriktion offenbar wieder stärker die Migrationsgesetzgebung und vor allem deren praktische Umsetzung bestimmen. Demgegenüber wirbt die Deutsche Bischofskonferenz nachdrücklich dafür, dass der politische Paradigmenwechsel, der im Zuwanderungsgesetz seinen Ausdruck gefunden hat, nicht in Frage gestellt wird: hin zu einer politischen Gestaltung der Migration, die auch angemessene Spielräume lässt für humanitäre Lösungen.

Zu diesen Fragen haben der Vorsitzende der Migrationskommission, Weihbischof Dr. Josef Voß (Münster), und ich am Dienstag ein gesondertes Pressegespräch abgehalten. Die Statements finden Sie auf der Internet-Seite der Deutschen Bischofskonferenz (www.dbk.de).

2.    Begegnung mit ausländischen Bischöfen aus Bolivien und Uganda sowie mit dem Apostolischen Präfekten von Nepal (MISEREOR-Fastenaktion 2006)
Julio Kardinal Terrazas Sandoval CSsR (Bolivien), Bischof Dr. Robert Muhiirwa (Uganda) und Apostolischer Präfekt Anthony Francis Sharma SJ (Nepal), die sich zur Eröffnung der diesjährigen Fastenaktion von MISEREOR in Deutschland aufhalten, haben unserer Vollversammlung einen Besuch abgestattet. Sie haben uns einen guten Einblick in die kirchliche und politische Situation in ihren Heimatländern gegeben. Ausdrücklich danken sie für die Solidarität der Katholischen Kirche in Deutschland, die sie seit vielen Jahren erfahren. Unser besonderer Gruß galt Kardinal Terrazas, der am 7. März 2006 seinen 70. Geburtstag feierte.
Kardinal Terrazas berichtete über die Lage in Bolivien nach der Wahl des vormaligen Bauernführers Evo Morales zum Präsidenten. Seit den Wahlen, die auch im Parlament zu einer durchgreifenden Änderung der politischen Kräfteverhältnisse geführt haben, durchlebt das Land einen historischen Moment. Die Regierung scheint ernsthaft bemüht zu sein, bislang marginalisierte Gruppen – insbesondere die indigene Bevölkerungsmehrheit und die Landarbeiter – gesellschaftlich zu integrieren und deren materielle Situation zu verbessern. Die Kirche in Bolivien werde die neue Regierung bei allem unterstützen, was zu mehr Gerechtigkeit für das Volk führt, zugleich aber wachsam bleiben und gegebenenfalls auch den öffentlichen Widerspruch nicht scheuen, betonte Kardinal Terrazas.

Auch in Uganda haben vor wenigen Wochen Wahlen stattgefunden. Obwohl der bereits sei 20 Jahren regierende Präsident Museveni weiter amtieren kann, hofft die Kirche nunmehr auf eine Beendigung des Krieges im Norden des Landes und auf neue Initiativen im Kampf gegen die Armut. Bei wachsenden Mitgliederzahlen steht die katholische Kirche weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesondere im Bereich von Bildung und Erziehung, aber auch in materieller Hinsicht.

Nepal befindet sich seit mehr als 10 Jahren in einem Dauerkonflikt zwischen der Staatsgewalt und maoistischen Rebellen, dem bereits mehrere Zehntausend Menschen zum Opfer gefallen sind. Um eine wirkliche Befriedigung zu erreiche, wird – wie Apostolischer Präfekt Anthony Sharma darlegte – ein langer Prozess der politischen und gesellschaftlicher Erneuerung notwendig sein. Obwohl die Zahl der Katholiken sich auf nur wenige Tausend beläuft und Missionsarbeit in Nepal verboten ist, erbringt die Kirche beachtliche Beiträge zu einer langfristigen Entwicklung des Landes, insbesondere durch die Sorge für Flüchtlinge sowie mit Bildungs- und Gesundheitsprojekten.

3.    Aufrufe zu Kollekten (Palmsonntag, RENOVABIS)

Die Vollversammlung hat zwei Aufrufe der deutschen Bischöfe verabschiedet: Der „Aufruf zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land“ soll zum Palmsonntag (9. April 2006) veröffentlicht werden. Der Aufruf der deutschen Bischöfe zur Kollekte der Aktion RENOVABIS am Pfingstsonntag (4. Juni 2006) soll in allen Gottesdiensten am Wochenende zuvor (27./28. Mai) verlesen werden.

VI.    Besuch von Papst Benedikt XVI. vom 09.–14. September 2006 in Bayern
Seit dem 8. Dezember 2005 ist offiziell bekannt, dass der Heilige Vater vom 9.–14. September 2006 seine bayerische Heimat und damit zum zweiten Mal in seiner Amtszeit Deutschland besuchen wird. Die geplanten Besuchsorte München, Altötting und Regensburg markieren Stationen seines Lebensweges und seines Wirkens als Priester, Theologieprofessor und Erzbischof.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, hat die Deutsche Bischofskonferenz über den geplanten zeitlichen Rahmen und über den Stand der intensiven inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitungen des Papstbesuches in den drei bayerischen Bistümern informiert.

Der Kardinal hat allen Mitbrüdern im Bischofsamt seine herzliche Einladung ausgesprochen, insbesondere an den Gottesdiensten auf den verschiedenen Stationen des Papstbesuches in Bayern teilzunehmen. Er hat die Bischöfe gebeten, diese herzliche Einladung auch den Gläubigen in ihren Bistümern zu überbringen.
Die deutschen Bischöfe freuen sich auf die Begegnung mit dem Heiligen Vater bei seinem Besuch in der bayerischen Heimat. Die Gläubigen in ganz Deutschland werden an diesem Besuch persönlich oder über die Medien teilnehmen und so die Gemeinschaft und Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri, dem deutschen Papst aus Bayern, unserem Heiligen Vater, vertiefen.

VII.    Ökumene

1.    Dritte Europäische Ökumenische Versammlung – Delegiertentreffen in Rom
Nach Basel (1989) und Graz (1997) findet in den Jahren 2006 und 2007 die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV 3) statt. Wiederum wird sie vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und der Konferenz Europäischer Kirchen ausgerichtet. Anders als die Vorgängerversammlungen ist die EÖV 3 als „ökumenischer Pilgerweg“ angelegt, der Stationen in Rom (24.–27. Januar 2006) und Wittenberg (15.–18. Februar 2007) umschließt und in Sibiu / Herrmannstadt (Rumänien) vom 4.–8. September 2007 seinen Höhepunkt und Abschluss findet. Der Versammlungsprozess steht unter dem Leitwort „Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung für Erneuerung und Einheit in Europa“. Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg), der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die EÖV 3, hat in der Vollversammlung über die Veranstaltung in Rom berichtet. 170 Delegierte der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aus ganz Europa hatten Gelegenheit, im Zentrum der Weltkirche die Frömmigkeits- und Gebetstraditionen der Katholischen Kirche näher kennen zu lernen. Dazu gehörte u. a. ein Besuch am Grab des Heiligen Paulus („Tre Fontane“) und die Mitfeier des Vesper-Gebetes in verschiedenen römischen Kirchen. Papst Benedikt XVI. gab seiner Verbundenheit mit der Europäischen Ökumenischen Versammlung in einer Audienz für die Teilnehmer Ausdruck. Besucht wurden aber auch die Minderheitskirchen der Orthodoxen und der Protestanten.

Beim nächsten Schritt der EÖV 3 in Wittenberg wird der geistliche Beitrag der evangelischen Kirchen zur Ökumene in Europa im Mittelpunkt stehen. Dort soll zugleich der gemeinsame Glaube der Kirchen in einer weithin dem Christentum fern stehenden gesellschaftlichen Umgebung bedacht und bezeugt werden.
Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) werden die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland am 4./5. Dezember 2006 eine Konferenz in Loccum ausrichten. Sie richtet sich an Verbände, Gruppen und Initiativen, die sich auf der nationalen, regionalen oder örtlichen Ebene an der EÖV 3 beteiligen wollen. Die Deutsche Bischofskonferenz ermutigt diese Bemühungen, die einen wertvollen Beitrag zur Ökumene in unserem in vielerlei Hinsicht immer noch zerrissenen Kontinent erbringen können.

VIII.    Zukünftige Studientage

Bei der nächsten Herbst-Vollversammlung 2006 in Fulda werden wir einen Studientag zum Thema „Kirche und Kultur“ (Arbeitstitel) durchführen. Dabei soll insbesondere auch der kulturpolitische Beitrag der Katholischen Kirche in Deutschland mit den künftigen Möglichkeiten und Grenzen erörtert werden.
In unserer Frühjahrs-Vollversammlung 2007 werden wir uns dann bei einem Studientag ausführlich mit den Erfahrungen und den Entwicklungsperspektiven der verschiedenen Modelle befassen, die in den Bistümern für die regionale Ordnung der Pastoral in Kraft sind.

IX.    Personalien

Die Vollversammlung hat die Wahl von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke (Erfurt) zum Mitglied der Liturgiekommission bestätigt. Weihbischof Hauke war am 11. Oktober 2005 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof ernannt worden.
Ab dem 24. März 2006 wird Bischof Dr. Reinhard Marx (Trier) als Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz in die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE) berufen. Er tritt die Nachfolge des emeritierten Bischofs Dr. Josef Homeyer an, dem die Deutsche Bischofskonferenz ausdrücklich für sein langjähriges und verdienstvolles Wirken in der ComECE dankt. Die Berufung von Bischof Dr. Marx gilt zunächst bis zum Ablauf der laufenden Legislaturperiode, also bis zur Herbst-Vollversammlung 2006.
Die Vollversammlung hat Schwester Michaela Bank (Berlin) bis Ende März 2009 in den Verein „Frauenseelsorge in den deutschen Diözesen e. V.“ berufen.

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