| Pressemeldung

Presse-Statement von Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger zur Vorstellung der Studie der Sachverständigengruppe 'Weltwirtschaft und Sozialethik': "Globale Finanzen und menschliche Entwicklung" am 22. Januar 2002 in Frankfurt

Sehr geehrte Damen und Herren,

wo wäre ein besserer Ort als mitten im Herzen der deutschen Finanzwelt, in den Räumen der Börse Frankfurt, um eine Studie vorzustellen, die den Titel trägt „Globale Finanzen und menschliche Entwicklung“.

Verwundern mag es Sie vielleicht, warum ein Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz dies tut. Nun - wir leben in einer hoch komplexen Welt mit sehr vielen speziellen Fragestellungen, wozu sicher auch die Funktionsmechanismen des weltweiten Finanzgebarens gehören. Die Bischofskonferenz ist immer wieder angefragt, zu gesellschaftlichen Fragen Stellung zu nehmen - auch zu den weltweiten Finanzströmen. Um dies in den Bereichen tun zu können, die nicht zu unseren ureigensten Feldern gehören, benötigen wir Sachverstand, der uns berät.
Aus diesem Grund hat die bei der Deutschen Bischofskonferenz zuständige Kommission X für weltkirchliche Aufgaben schon vor etlichen Jahren eine Gruppe von Spezialisten eingesetzt, die sich Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ nennt. Dort versammelt sich ethischer und ökonomischer Sachverstand, um verschiedene ökonomisch relevante Themen sozialethisch zu beleuchten und diese ethische Dimension in Deutschland zur Diskussion zu stellen. Dass die Finanz- und generell die Wirtschaftsfragen auch eine ethische Relevanz besitzen, weil sie Fragen nach gerechten und sozial ausgeglichenen Gesellschaften implizieren, muss kaum eigens betont werden.

Die Studien der Sachverständigengruppe finden regelmäßig beachtliche Resonanz in den einschlägigen kirchlichen, aber auch entwicklungs-(politischen) Kreisen. Eine der letzten Veröffentlichungen der Sachverständigengruppe trug den Titel „Die vielen Gesichter der Globalisierung“ und erfreut sich weiterhin starker Nachfrage, obwohl sie schon vor zwei Jahren erschienen ist.

Heute legt die Sachverständigengruppe eine neue Studie vor, die sich mit dem Phänomen der globalen Finanzströme beschäftigt. Die weltweiten Kapitalströme haben in den letzten Jahren eine enorme Zunahme erfahren und ihre Akteure in einem hohem Maß in die Öffentlichkeit gerückt. Kaum eine Nachrichtensendung mehr, die ohne den Blick auf die Kapitalmärkte auskommt, sogar der öffentlich-rechtlichen Tagesschau wird ein börsentäglicher Blick auf das Finanzgeschehen vorangestellt. Die zunehmende Liberalisierung der weltweiten Kapitalmärkte wird einerseits als Motor wirtschaftlicher Entwicklung betrachtet - andererseits wird sie von nicht Wenigen mit großer Skepsis beäugt. Viele befürchten negative Auswirkungen vor allem für die ärmsten Länder und dort wiederum für die Armen. Die Zusammenkünfte von IWF und Weltbank werden regelmäßig von sogenannten „Globalisierungsgegnern“ begleitet, deren Kritik sich auch darauf richtet, die Welt nicht als Spielball der Finanzjongleure werden zu lassen.

Weil dieses Feld der weltweiten Finanztransaktionen schwer zu durchschauen und es für viele mit dem Gefühl von Unsicherheit darüber verbunden ist, haben wir die Sachverständigengruppe beauftragt, die vorliegende Studie zu erstellen.

Sie sollte in einer eingängig lesbaren Weise die wichtigsten Aktionen auf dem Feld der globalen Finanzen beschreiben, so dass der interessierte Leser sich schnell darüber informieren kann.
Aber der Charakter der Studie ist nicht nur beschreibender Art. Von vorneherein sollten die Auswirkungen für die Armen mit in den Blick genommen und das Geschehen einer diesbezüglichen Bewertung unterzogen werden. Bereits ziemlich am Anfang der Studie findet sich ein Kapitel mit dem Titel „Die Bedeutung der Finanzwirtschaft für die Armen“. Unter dieser Perspektive werden dann die internationalen Finanzsysteme und ihre Akteure analysiert und es werden Empfehlungen zu einer verstärkten Ausrichtung auf die Zielgruppe der Armen hin formuliert.

Da wir auch als Kirche mit Finanzen umgehen, nimmt die Studie auch uns selbst in die Pflicht und formuliert im Schlusswort einige Empfehlungen an kirchliche Institutionen, die den Tenor tragen, dass wir uns ebenso transparent verhalten müssen, wie wir es von anderen Finanzinstitutionen fordern.

Herr Professor Wiemeyer, der Vorsitzende der Sachverständigengruppe, wird gleich auf die Inhalte der Studie eingehen.

Interessant werden sicher auch die kritischen Repliken, die sich unmittelbar daran anschließen. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, als Repräsentanten der Finanzwelt Herrn Prof. Dr. Norbert Walter, den Chefvolkswirt der Deutschen Bank zu gewinnen, sowie für den Bereich der Nichtregierungsorganisationen Herrn Peter Wahl, der sich u.a. für die ATTAC-Initiative stark macht, die für die Besteuerung der internationalen Finanzströme eintritt.

Doch zunächst hat Prof. Wiemeyer das Wort.

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