| Pressemeldung

Predigt von Kardinal Georg Sterzinsky (Erzbischof von Berlin) im Gottesdienst der Frühjahrs-Vollversammlung am 19. Februar 2002 in Stuttgart

Jes 55,10–11

Worauf bauen wir?

Empirische Daten, Ergebnisse soziologischer Erhebungen finden aufmerksame Beachtung. Wir studieren die Statistiken; und nicht nur wir in diözesaner Verantwortung, auch unsere Mitarbeiter in Gremien und Gemeinden; auch die römischen Kongregationen sammeln eifrig.

Soweit sie unsere Regionen betreffen, erfüllen sie uns mit tiefer Besorgnis, vielleicht sogar mit Angst: sie sprechen von Verlusten und Rückgang, von Verwirrungen und Verunsicherungen, von Traditionsbrüchen und Polarisierungen. Wir haben es nicht gerne, wenn andere uns das vorhalten: „den Kirchen laufen die Leute davon“ ..., und wenn Mitarbeiter zu resignieren drohen und aufstecken, weisen wir – gut begründet – auf punktuelle Erfolge hin oder verweisen auf Entwicklungen in der Weltkirche. Aber wenn wir gerade am Klagen sind, werden wir ausführlich. Versuchung zur Resignation?

Wir bemühen uns, differenziert zu beurteilen. Aber eine gewisse Vergeblichkeit unserer Bemühungen ist nicht zu leugnen.
Worauf können wir bauen?

Manchmal versuchen wir es mit einer Verstärkung unserer Aktivitäten. „Wir müssen noch mehr ...“, lese ich in pastoralen Erwägungen zahllose Male. Oder wir überlegen neue Strategien, neue Vorgehensweisen ... „Wir haben noch nicht alles probiert“, heißt es dann.

Hat solche Vorgehensweise Erfolg? Ich möchte es nicht einfach bezweifeln. Aber ich frage: Was bedeuten uns die Verheißungen Gottes?
„Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“; „Die Mächte der Unterwelt werden die Kirche nicht überwältigen“ ... Oder aus dem Alten Bund, wie wir eben hörten: „... das Wort, das meinen Mund verläßt: es kehrt nicht leer zur mir zurück, sondern bewirkt, was ich will“?

Wir wissen es längst: diese und andere Verheißungen sind keine Garantiesicherungen, dass wir unbehelligt, unbeschädigt und unverwundet auf der Siegesstraße gehen; auch die eschatologische Hoffnung heißt nicht Sieg ohne krisenhafte und verlustreiche Kämpfe; dass nicht jedes Trostwort für jede Teilkirche und für jede Epoche gilt, sondern nur - das ist allerdings nicht wenig! - dass wir keinen Grund zum Verzweifeln haben.

Worauf also bauen wir?
Nicht pur auf unsere Konzepte; die sind nötig, nützlich aber nur, wenn wir nach ihnen handeln, „als liege alles an Gott“ – es liegt ja alles an Ihm. In der Aktion immer auf Gott vertrauen, und im Bauen auf Seine Verheißungen nicht untätig sein. Weil wir auf Gott vertrauen, machen wir weiter. Laissez faire käme nicht aus Vertrauen, sondern aus Verzagen.
Wir bauen auf die Verheißungen Gottes, das aber heißt: Wir setzen ein, was wir einzusetzen haben, weil Gott es so will – also im Vertrauen auf Ihn.

Amen.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz