| Pressemeldung

Predigt von Kardinal Georg Sterzinsky, Erzbischof von Berlin, anläßlich der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen/Ems am 24. Februar 1999

Fest des heiligen Matthias
Apg 1,1-17.20-26; Joh 15,9-17

Wie oft richten wir das Wort an andere.
Wenn es auch schwerfällt, das richtige Wort zu finden, es einladend doch unverkürzt und ehrlich zu sagen, wir tun´s gern.
Wie steht´s um Worte, die an uns gerichtet werden?
Eine Predigt hören wir verhältnismäßig selten. Doch werden oft Worte an uns gerichtet: mündlich und schriftlich; Grußworte und Dankesworte, Gratulationen; Bitten und Aufforderungen, nicht selten - in den letzten Jahren und Wochen besonders häufig - Vorwürfe und Schmähungen.
Wie nötig und wohltuend, dazwischen auch das Wort unseres Erlösers und Herrn hören zu dürfen - wie jetzt in dieser Stunde.
Das Wort des Evangeliums ist ja nicht nur eine Erinnerung an Worte, die Jesus irgendwann einmal an irgendwen gerichtet hat, sondern Wort des gegenwärtigen Herrn an uns hier und jetzt.
1.»Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt«
Gibt es eine glühendere, selbstlosere, beglückendere Liebe als die Liebe der göttlichen Personen, zuerst die Liebe des Vaters zum Sohn? Und diese Liebe hat Jesus Christus uns erwiesen, diese Liebe erweist er uns unablässig.
Freilich erleben wir sie nicht so beseligend, wie der Sohn sie in der zeitlosen Ewigkeit erlebt ... Auch nicht, wie sie der menschgewordene Sohn in seinen Erdentagen erlebt hat. Wir sind auf den Glauben angewiesen, und unser Glaube ist schwach und oftmals dunkel. Und was uns von Gott zukommt, läßt uns manchmal fragen: Ist das deine Liebe?
Mir kam der Gedanke - sehr menschlich: Ob Matthias seine Wahl in das Zwölfer-Kollegium so als göttliche Berufung erlebt hat, wie die Elf? Ersatzmann sollte er sein, also nicht »erste Wahl«. Und haben nicht Menschen ihn bestimmt? Immerhin sollte das Los zeigen: es ist die Wahl Gottes. So konnte er sicher sein: er gehört voll und ganz dazu. Und was für die Elf galt, galt ebenso für ihn.
Wenn uns also die Frage ankommt: gilt das Wort Jesu im Abendmahlssaal in seiner ganzen Tiefe einem jeden von uns, wird uns versichert: was uns von Gott erwiesen ist, ist nichts als lautere Liebe. »Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt«.
2.»Bleibt in meiner Liebe«
Man kann also auch aus der Liebe Jesu herausfallen. Man kann sich von ihm trennen. Da unterscheiden wir uns vom Sohn. Er kann sich nicht vom Vater trennen. Gäbe es für uns diese fürchterliche Möglichkeit nicht, hätte Jesus nicht so oft gemahnt zu »bleiben«.
Wenn das keiner will, heißt die Frage: wie bleiben wir in Seiner Liebe? Er sagt es uns:
3.»Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe« und: »Das ist mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe«
Was aber bedeutet dies? Es geht nicht um die spontanen Affekte der Sympathie (oder der Empathie, wie man heute gerne sagt). So hilfreich sie sein können, sie können auch Täuschung sein: ... in weichlicher Nachgiebigkeit den anderen auf dem Weg ins Verderben belassen. Wahre Liebe ist nüchtern und will für den anderen das Heil. Darum scheut sie aber keinen Einsatz - bis zur Hingabe des Lebens. »Es gibt keine größere Liebe als die, wenn einer sein Leben gibt für seine Freunde«. Also nie die Frage: was habe ich davon?, sondern die Frage: was hast du davon?
Zugegeben: damit ist oft noch nicht klar gesagt, was das konkret bedeutet. Es bleibt immer die Frage: was dient denn zum Heil? Was führt den Menschen in die Gemeinschaft mit Gott? Das werden wir nur ablesen können an dem, was Jesus getan hat.
Hilft uns eine solche Erwägung bei unseren Beratungen und Entscheidungen? Nicht direkt und nicht materialita. Es bleibt uns die gewissenhafte Prüfung. Aber die Worte Jesu zeigen uns die geistliche Dimension unseres Auftrags.
Amen.


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