| Pressemeldung

Predigt von Georg Kardinal Sterzinsky (Berlin), anlässlich der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Mainz am Dienstag, 14. März 2000

Gottes Wort bewirkt, was Gott will

Lesungstext: Jes 55,10-11


Mein Wort, spricht der Herr, „kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht alles, wozu ich es ausgesandt habe."

1. Deshalb verkündigen wir unverdrossen und unentwegt Gottes Wort. Und wie wir, unsere Mitbrüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - hierzulande und überall in der Welt: Hunderttausende und Millionen stehen im Dienst der Verkündigung. Schwer nachzuprüfen, aber verständlich ist die Behauptung: noch nie in der Geschichte ist so viel gepredigt, katechisiert und gelehrt worden wie heute. Jedenfalls standen noch nie so viele Medien zur Verfügung, um Gottes Wort auszurufen und bekannt zu machen. Unablässig entstehen neue Initiativen, werden neue Wege der Verkündigung gesucht. Und es ist erfreulich zu erleben, dass auch bei Hörern viel Wert auf die Predigt gelegt wird. Denken wir nur daran, wie der Wert eines Gottesdienstes nach dem Eindruck bestimmt wird, den die Predigt gemacht hat.

2. Doch überkommen uns Zweifel, ob die Verkündigung bewirkt, was Gott mit ihr will, ob so ein Wort alles erreicht, wozu es ausgesandt ist. Wir meinen, erfahren zu müssen, dass doch viel vergeblich ist. Machen wir es falsch? Sind wir schlechte Redner? Geben wir als Wort Gottes aus, was doch nur Menschenwort ist? Liegt es an den Hörern? Uns bedrückt, dass - um mit einem Gleichnis Jesu zu sprechen - viel auf den Weg, unter die Dornen, auf felsigen Boden fällt und nur wenig auf Gottes Erdreich, wo es dreißig-, sechzig- oder hundertfältige Frucht bringt. Ja, mancher mag sagen: Ich säe den Samen auf Beton. Den Jammer über die Erfolglosigkeit kennen wir zur Genüge. Allenthalben klagen wir selber über den Rückgang des religiösen Lebens trotz vermehrter Anstrengungen.

3. Wir wissen uns freilich auch zu trösten: Es hat schon schlimmere Zeiten des Verfalls und des Niedergangs gegeben ... und dann wieder Zeiten des Aufbruchs und der Erneuerung. Überdies dürfen wir nicht verallgemeinern: unsere Regionen sind nicht charakteristisch für die Lage in der weiten Welt. Alles richtig. Doch bei derlei Trostversuchen dürfen wir uns nicht täuschen. Jede historische Situation ist einmalig, und Phasen von Auf und Ab, die sich einmal abgespielt haben, müssen sich nicht in gleicher Weise wiederholen. Und wenn wir uns damit trösten, dass es ja auch bei uns Zeichen der Erneuerung und des Aufbruchs gibt, sollten wir vorsichtig sein: manchmal hören wir auch das Gras wachsen und überschätzen kümmerliche und ungesicherte Lebensregungen und erwarten mehr als sie versprechen.

4. Zuverlässiger ist der Trost Jesu: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch". Das heißt doch aber auch: das Reich Gottes ist nicht identisch mit den messbaren Erfolgen unserer Verkündigung; und umgekehrt ist unser Misserfolg nicht das Ausbleiben des Gottesreiches. Letztlich ist auch nicht unserer Verkündigung der Erfolg verheißen, sondern der Verheißung Gottes die Erfüllung; die freilich, wie die Geschichte des Gottesvolkes erweist, dann doch anders aussieht als die Hörer erwarten. So bleibt ja auch hier wahr: dass auch Gottes Wort im Modus des Rezipienten aufgenommen wird. d. h., dass wir es mit unserer begrenzten Erkenntnisfähigkeit nicht in seiner vollen Bedeutung erfassen. Damit wird unsere Verkündigung nicht belanglos oder gleichgültig. Aber ihre Wirkung hängt nicht an unserem Eifer und unserer Geschicklichkeit, sondern an der Kraft, die dem göttlichen Wort innewohnt. Manche Exegeten meinen, dass Deuterojesaja das Wort Gottes hypostasiere. Mag sein oder nicht. Aus der neutestamentlichen Offenbarung wissen wir, dass darin das Geheimnis liegt: Wenn Gottes Wort der Sohn ist, selber göttliches Wesen, wie sollte es vergebens in die Welt kommen? Den Trost also schöpfen wir nicht aus dem, was wir in unserer menschlichen Begrenztheit als Indizien für das Reich Gottes verstehen. Worauf es ankommt, ist die Geduld des Glaubens und der Hoffnung: Gott will sein Reich und ist immer stärker als alle hindernden Kräfte.

Amen.

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