| Pressemeldung

Predigt des Erzbischofs von Köln, Kardinal Joachim Meisner, bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Bensberg am 4. März 2004

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Ehe und Familie sind die kleinsten Bausteine von Kirche und Gesellschaft. Und diese kleinsten Bausteine drohen derzeit zu zerbrechen. Damit ist aber das gesamte Gebäude von Kirche und Gesellschaft gefährdet. Daher müsste in unserem Land die Sorge um Ehe und Familie absolute Priorität haben. Uns als Kirche kommt dabei die zentrale Aufgabe zu, den Menschen zu helfen, eine Ehe in Liebe und Treue zueinander zu führen, damit Kinder in Liebe gezeugt und gläubig erzogen werden und dann einmal gläubig sterben können.

Junge Menschen auf diesen Dienst in Ehe und Familie vorzubereiten, hat heute eine so hohe Dringlichkeit wie die Sorge um geistliche Berufungen. Beides hängt übrigens zusammen. Nicht umsonst stehen auf den Deesisikonen der Ostkirche neben dem Herrn Maria, seine Mutter, und Johannes, der Taufpriester. Christus hat auf alles verzichtet, nur nicht auf eine Mutter und auf einen Priester. Und in in dem Maße, in dem in Kirche und Welt das Muttersein verdunkelt wird, verschwindet auch der Priester vor den Augen der kirchlichen und der weltlichen Öffentlichkeit. Wo die Mutter klein geschrieben wird, kann der Priester nicht groß gedacht werden.
Darum ist es gar nicht verwunderlich, dass sich die Familienkrise in der Kirchenkrise fortsetzt. Wo Kinder nicht mehr geboren werden, werden die Taufbrunnen überflüssig, weil dann das "Wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist" nicht möglich ist. Die Rede vom "Kinderreichtum" ist in unserer Zeit seltener geworden. Allzuoft gelten Kinder in der öffentlichen Meinung als "Lebenslast", die Lebensgenuss und Selbstverwirklichung verhindern. Wir müssen wieder neu Kinder als den Reichtum entdecken, mit dem kein materieller Reichtum mithalten kann. Vaterschaft und Mutterschaft müssen wir wieder als "Berufe" begreifen, die so anspruchsvoll und vielseitig sind, wie kein anderer Beruf der Welt - ausgenommen der Priesterberuf!
Die Kirche trägt in der Heiligen Schrift die Bezeichnung "Die Familie Gottes". Sie ist die Gemeinschaft derer, die in Gott ihren gemeinsamen Vater haben und die einander in dienender Liebe zugetan sind. Die Familie besteht aus den Famuli oder Famulanten, d. h. aus den Familiengliedern, die einander fördern und helfen. Daraus erwächst die Familiaritas, das ist der Familiengeist, der diese kleine Gemeinschaft des Lebens den Herausforderungen der Welt gewachsen sein lässt. Die Familie wird so zu einer Schule des Lebens und der Liebe. Sie bildet damit zugleich den natürlichen und selbstverständlichen Schutzraum des Lebens von der Empfängnis bis zum Tod. Die Familie ist sachlich richtig nie nur säkular zu definieren, sondern immer auch als sakral, so wie die Welt als Schöpfung Gottes nicht nur profan ist, sondern auch immer sakramental. Unsere Sorge ist die Familie, unsere Hoffnung aber ist der dreifaltige Gott. Die in den Menschen hineingelegten Kräfte darin zu schützen, zu stützten und zu entfalten, hat pastorale Priorität in unserer Gegenwart. Amen.

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