| Pressemeldung

Predigt des Erzbischofs von Berlin, Kardinal Georg Sterzinsky, bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Priesterseminar in Augsburg am Donnerstag, 8. März


Es gilt das gesprochene Wort
Beten und agieren
"Bittet, dann wird euch gegeben" - dieses Wort des Evangeliums ist nicht nur uns geläufig, es wird oft zitiert, nicht selten in banalen Zusammenhängen. Es steht gewiss auch oft im Zentrum unserer Paränese. In den endlosen Disputen über das rechte Verständnis des Bittgebetes und seine Berechtigung wird eine Verteidigung des Bittgebetes auf diese Mahnung Jesu nicht verzichten. Wir meinen, dass uns die Bedeutung und Gewichtigkeit des Bittgebetes bewußt ist. Und wir bemühen uns auch im Gebet zu bitten. Die Frage, ob wir es in der rechten Zuversicht und entsprechender Beharrlichkeit tun, mag jeder für sich selbst beantworten. Offen mag auch die Frage bleiben, ob uns immer genügend klar ist, dass das Gebet nicht ein letztes Mittel ist (wenn alles andere Bemühen versagt hat) und die Aufforderung zum Gebet nicht eine Ausflucht (wenn uns kein anderer Rat mehr einfällt).
Ja, wie stehen Gebet und Aktion im Verhältnis zueinander? Die Lesung aus dem Buche Esther regt an, darüber nachzudenken. Esther wagt für die Rettung ihres Volkes (das unter Fremdherrschaft ausgerottet werden soll), was ihr möglich ist. Ihre Tat ist selbst nichts als eine mutige Interzession beim König, eine gewagte Bitte, um nicht zu sagen: ein ausgeklügelter Einspruch gegen Absicht und Anweisung einer untergeordneten Stelle. Dazu schon braucht sie allen Mut, obwohl sie Gemahlin des Königs ist. Sie wagt diese Tat, bedrückt von der Gefahr, die ihrem Volke droht, und begründet sie mit der Absicht Gottes, der für sein Volk doch das Leben will. Und sie betet "zum Herrn, dem Gott Israels", und bittet um Mut und Weisheit, ihre Tat - nochmals: eine Interzession beim König, ihrem Gemahl - vollbringen zu können.
Beten und agieren gehören zusammen.
Ob wir das bei unseren pastoralen Bemühungen immer beherzigen? Es kann sehr viel davon abhängen. Unsere Ortskirchen sind in Nöten. Gewiss, die Kirche hat die Verheißung, dass "die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen". Aber diese Verheißung ist keine Garantie für jede Ortskirche und jede Zeit. Und deshalb suchen wir danach, was zu tun möglich ist, nicht in Resignation und Verzweiflung, aber in ernster Sorge und nüchtern realistischem Sinn, um die Tradierungskrise zu meistern, Schismen zu vermeiden und uns nicht auf falsche Fährten führen zu lassen. Das wird nicht gelingen, wenn nicht alles vom Gebet getragen und begleitet wird.
Der hl. Ignatius von Loyola nennt uns eine Regel, wie Agieren und Beten zusammengehören:
Bete als hinge alles von dir ab, handle, als hinge alles von Gott ab.
Ich war sehr erstaunt, als mir diese bezeichnende Verschränkung auffiel. Ich habe oft gehört (und oft zitiert):
Bete, als hinge alles von Gott ab, handle, als hinge alles von dir ab.
Das klang mir plausibel: eine Aufforderung, beides - Gebet und Aktion - mit Ernsthaftigkeit und Entschiedenheit zu tun. Eine Erwägung der hl. Theresia vom Kinde Jesu - immerhin Kirchenlehrerin - sagte es anders, in eben der genannten Verschränkung:
Bete, als hinge alles von dir ab - doch vergiss beim Gebet nie, dass du das Deine tun musst -, und handle, als hinge alles von Gott ab, doch vergiss nie bei deinen Taten, dich der Gnade zu vergewissern.
Näheres Studium ergab: eben so hat es auch der hl. Ignatius gesagt. Gebet und Aktion gehören zusammen. Beten kann nicht vom Agieren dispensieren, sondern nur dazu disponieren. Und in all unserm Tun will Gott - durch unser Gebet - am Werke sein.
Amen.

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