| Pressemeldung

Politik der gewaltsamen Teilung in Bosnien-Herzegowina entgegentreten

Deutsche Kommission Justitia et Pax legt Studie über Konflikt im ehemaligen Jugoslawien vor

Mit der Publikation „Erfahrungen aus dem Konflikt im ehemaligen Jugoslawien“ (Teil I Analysen und Empfehlungen, Teil II Dokumentation eines Workshops) legt die Deutsche Kommission Justitia et Pax eine vorläufige Bilanz des Konflikts im ehemaligen Jugoslawien vor und leitet daraus konkrete Forderungen für eine Politik der Friedenssicherung ab.

In dem Analyse- und Reflexionsprozeß, der der Veröffentlichung vorausging, haben sich neben Vertretern der Friedensforschung und der Friedensbewegung auch Vertreter der offiziellen Politik, wie der ehemalige EU-Administrator von Mostar, Hans Koschnick, und der deutsche Botschafter bei der OSZE, Hansjörg Eiff, beteiligt. Der Text wurde von der Projektgruppe „Gerechter Frieden“ unter der Leitung von Professor Thomas Hoppe erarbeitet.

Die Stellungnahme würdigt kritisch das Handeln der politischen Akteure, den Beitrag der Religionsgemeinschaften und Nichtregierungsorganisationen sowie die Rolle der Medien im Vorfeld sowie im Verlauf des Konflikts.

Auf internationaler und nationalstaatlicher Ebene, so die Autoren der Studie, sind Strukturen und Entscheidungsmechanismen zu schaffen, die eine auf Krisenbewältigung gerichtete Politik fördern bzw. erst ermöglichen. Nicht ein Mangel an Frühwarnung habe im ehemaligen Jugoslawien eine wirksame und rechtzeitige Krisenbewältigung verhindert. Vielmehr seien die derzeitigen politischen Strukturen noch zu sehr vom Erbe der Ost-West-Konfrontation geprägt und würden daher den neuen Gegebenheiten nicht gerecht. Dies sei einer der Gründe für das Scheitern der Vermittlungsbemühungen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen. In Folge dieses Scheiterns sei es zu einem Wiedererstarken der herkömmlichen Politik der großer Mächte gekommen, die mit dem Abkommen von Dayton zwar einen Erfolg vorweisen könne. Auf längere Sicht sei sie jedoch einer Zivilisierung der internationalen Beziehungen abträglich.

Die Durchsetzung des Rückkehrrechts der vertriebenen Bevölkerungen sei zu gewährleisten, fordert „Justitia et Pax“. Würde man den durch Krieg und Vertreibung geschaffenen Zustand hinnehmen, so käme dies einer politischen Unterstützung derjenigen Kräfte gleich, die auf die ethnische und politische Teilung Bosnien-Herzegowinas abzielten.

In der Publikation wird die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Gruppen, vor allem in der Phase der Konfliktprävention, sowie der Konfliktnachbearbeitung hervorgehoben. Das Engagement dieser Gruppen, zu denen auch die Religionsgemeinschaften zählen, sei vor allem mit Blick auf die Festigung des Friedens und die Überwindung von Feindbildern und nationalistischen Einstellungen von großem Gewicht. Der Erfolg dieser Bemühungen und damit die Aussicht auf Friedenskonsolidierung überhaupt sei jedoch in wesentlichem Umfang davon mitbestimmt, ob die nationale und internationale Politik die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen garantierten.

In diesem Zusammhang gilt der politischen Entmachtung und strafrechtlichen Verfolgung der Kriegsverbrecher ein besonderes Augenmerk. Gerade um der Überwindung des Konflikts und des mit ihm einhergehenden Unrecht sowie der Opfer willen, ist nach Auffassung der Autoren eine konsequente Politik zur Ergreifung der Kriegsverbrecher erforderlich. Ansonsten werde das angerichtete Unrecht akzeptiert und einer Politik der gewaltsamen Vertreibung von Bevölkerungen politische Unterstützung gewährt.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz