| Pressemeldung | Nr. 035

Mut zum Wesentlichen

Kardinal Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz,
zur Berliner Rede des Bundespräsidenten
"Vertrauen in Deutschland - eine Ermutigung"
am 12. Mai 2004 in Berlin

Bundespräsident Johannes Rau ist dafür zu danken, dass er die fundamentale Bedeutung von Vertrauen und Verantwortung in unserer Gesellschaft und besonders für die vor uns liegenden notwendigen Veränderungen so nachdrücklich in den Mittelpunkt seiner "Berliner Rede" stellt. Mit diesem Mut zum Wesentlichen setzt der Bundespräsident ein Zeichen.

Es ist eine überzeugende, eindringliche und klare Rede, weil sie eine schonungslose Analyse der Vertrauenskrise in unserem Land verbindet mit einer Ermutigung an alle Bürgerinnen und Bürger, Verantwortung zu übernehmen, sich einzumischen, sich für andere einzusetzen und dadurch Vertrauen aufzubauen. Vertrauen, das notwendig ist, um die Zukunft in Deutschland menschenfreundlich und friedlich miteinander zu gestalten.
Der Bundespräsident scheut sich nicht, die Dinge klar beim Namen zu nennen, wenn er die Gründe für den Vertrauensverlust vieler Menschen in Politik, Institutionen und auch in das eigene Vermögen beschreibt: Fälle von Egoismus, Gier und Anspruchsmentalität, besonders in Teilen der sogenannten Eliten, eine oft mehr an Macht statt an Sachfragen orientierte Politik, interessengeleitete Prognosen, "institutionalisierte Verantwortungslosigkeit" vom Bund bis zu den Gemeinden, Beispiele für eine "fatale Lust an Schwarzmalerei und klischeehafter Übertreibung" in den Medien, aber auch die Bequemlichkeit des Einzelnen. Für diese souveräne, wahrlich überparteiliche und ohne Häme vorgetragene Kritik gilt ihm unser Dank.
Klar und unmissverständlich spricht der Bundespräsident dann aber auch von den für unsere Gesellschaft und für das Zusammenleben unverzichtbaren Tugenden wie Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit, Pflichtbewusstsein und Anstand. Er appelliert an eine Politik, die sich an Wertvorstellungen und Grundsätzen orientieren muss und sich nicht auf die Exekution von Sachzwängen beschränken darf. Und er ermutigt jeden Einzelnen, sich im Großen und im Kleinen für sozialen Halt, Solidarität und nachbarschaftliche Hilfe zu engagieren.
"Es liegt an jedem von uns, dieses Land, unser Land, jeden Tag ein Stück besser und menschenfreundlicher zu machen". Ich hoffe, dass diese letzte "Berliner Rede" von Johannes Rau als Bundespräsident, die sich würdig an die bisherigen vier Reden anschließt, vielen Menschen Mut macht und nachhaltige Wirkung entfaltet.


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