| Pressemeldung | Nr. 051

"Millenniumsziele"

Pressestatement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, aus Anlass der MISEREOR-Pressekonferenz am 25.05.2005 in Berlin

Fünf Jahre sind vergangen, seit die Vereinten Nationen in Folge des UN-Gipfels in New York mit den Millenniums-Entwicklungszielen überprüfbare Ziele zur Bekämpfung von Armut und Elend beschlossen haben. 189 Mitgliedsländer der Vereinten Nationen haben sich im Jahre 2000 verbindlich dazu verpflichtet, die Millenniums-Entwicklungsziele bis zum Jahre 2015 umzusetzen. Im Jahr 2005 ist es an der Zeit, bei den Regierungen nachzufragen und weit reichende Beschlüsse anzumahnen, ohne die eine Halbierung der Armut bis zum Jahre 2015 nicht möglich sein wird.
Fünf Jahre sind vergangen, seit die Vereinten Nationen in Folge des UN-Gipfels in New York mit den Millenniums-Entwicklungszielen überprüfbare Ziele zur Bekämpfung von Armut und Elend beschlossen haben. 189 Mitgliedsländer der Vereinten Nationen haben sich im Jahre 2000 verbindlich dazu verpflichtet, die Millenniums-Entwicklungsziele bis zum Jahre 2015 umzusetzen. Im Jahr 2005 ist es an der Zeit, bei den Regierungen nachzufragen und weit reichende Beschlüsse anzumahnen, ohne die eine Halbierung der Armut bis zum Jahre 2015 nicht möglich sein wird. Auch wenn aus christlicher Perspektive die Solidarität unter den Menschen weiter gehen muss als es die Millenniums-Entwicklungsziele einfordern, so würden sie doch die Lebenssituation eines großen Teils der Weltbevölkerung dramatisch verbessern. Die Millenniums-Entwicklungsziele sehen vor, bis 2015 die Anzahl der in Armut und Hunger lebenden Menschen zu halbieren, eine Grundschulbildung für alle Kinder weltweit zu gewährleisten, die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu reduzieren und die Bekämpfung von Krankheiten wie z. B. HIV/Aids und Malaria voranzubringen.Es ist mir ein besonderes Anliegen, mich an die Seite zahlreicher Kardinäle und Bischöfe aus Afrika, Asien und Lateinamerika zu stellen, die auf Einladung von CIDSE (Coopération Internationale pour le Développement et la Solidarité) und MISEREOR in diesen Tagen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Brüssel mit zahlreichen politischen Entscheidungsträgern zusammentreffen. Wir wollen gemeinsam vor dem G8-Gipfel im Juli in Gleneagles/Schottland und dem "UN Millennium+5"-Gipfel im September die Gelegenheit nutzten, um die Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen an ihre Verantwortung gegenüber den Ärmsten der Armen zu erinnern. Die Welt hat die notwendigen Mittel, um die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen. Notwendig sind jedoch der politische Wille und die Entschlossenheit, die entscheidenden Schritte zur Umsetzung dieser Ziele zu gehen.Gemeinsam mit meinen Amtsbrüdern aus Honduras, Indien, Nigeria, Sambia, Äthiopien und Guatemala möchte ich heute besonders folgende Gesichtspunkte in den Vordergrund stellen:Mehr Ressourcen für Entwicklung
Laut Weltbank sind deutlich mehr finanzielle Mittel notwendig, um Armut und Krankheit entsprechend der Millenniums-Entwicklungsziele zu bekämpfen. Die Mitglieder der Vereinten Nationen haben sich verpflichtet, wenigstens 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Auch die Bundesregierung ist jetzt in der Pflicht, dieses Versprechen einzulösen und einen verbindlichen Zeitplan für die Erreichung des 0,7-Prozent-Ziels vorzustellen. Zudem ist es dringend notwendig, dass die Geberländer sich auf innovative Maßnahmen zur Entwicklungsfinanzierung verständigen.Eine weitreichende Entschuldung
Das Jahr 1999 war auch das Jahr der Entschuldungskampagne. Gemeinsam mit dem Schirmherrn der Kampagne, Kardinal Oscar Rodriguez, haben die Kirchen auf dem Entschuldungsgipfel in Köln eine weitreichende Entschuldung der armen Länder und die Einführung eines internationalen Insolvenzverfahrens gefordert. Ich erinnere mich noch gut an die Gespräche, die wir danach mit Vertretern der deutschen und internationalen Politik geführt haben. Tatsächlich konnte manches erreicht werden. Aber auch heute stellt die Auslandsverschuldung noch immer ein großes Hindernis für die Entwicklung dar. Viele Länder sind nach wie vor nicht in der Lage, genügend Mittel für Gesundheitsstationen, Impfprogramme und geschultes Personal bereitzustellen. Die Entschuldung der armen Länder muss daher der Anfang einer weltweiten Politik zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele sein. Die Erfahrungen seit 1999 haben gezeigt, dass Entschuldung funktioniert, wo sie konsequent verfolgt wird. Die bisherigen Erfolge reichen aber bei weitem nicht aus, um die Millenniums-Entwicklungsziele bis 2015 erreichen zu können. Eine kohärente Reform des Welthandels
Das Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele bis 2015 ist nur möglich, wenn Industrie- und Entwicklungsländer bei der Umsetzung kooperieren. Entscheidende Voraussetzungen sind dabei gerechte und faire Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Nur wenn - wie in der Katholischen Soziallehre gefordert - das Wohl aller Menschen das Ziel wirtschaftlichen Handelns sein soll, können die elementaren Probleme der Entwicklungsländer auf Dauer beseitigt werden. Ein entscheidender Test dafür ist die Lebenssituation der Armen. Von einem Erfolg der Forderung wird man nur sprechen können, wenn sich diese Situation entscheidend verbessert.Den Aufbau einer neuen Nord-Süd-Entwicklungspartnerschaft
Auf der Grundlage der Prinzipien der Katholischen Soziallehre Subsidiarität, Partizipation, Personwürde, Freiheit und Teilhabe an den materiellen Gütern fordern wir eine neue Form von Entwicklungspartnerschaften. Den betroffenen Menschen muss verstärkt die Möglichkeit gegeben werden, sich an den politischen und sozialen Prozessen zu beteiligen. Entscheidungen zur Wirtschafts- und Sozialordnung müssen gleichermaßen im Süden wie im Norden getroffen werden. Bonn/Berlin, 25. Mai 2005Karl Kardinal Lehmann

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