| Pressemeldung | Nr. 080b

Kirchliche Studienförderung inmitten pluraler Gesellschaft

Statement von Weihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle (Freiburg), Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Cusanuswerk und den KAAD beim Pressegespräch am 28.09.2006 in Fulda

Es gilt das gesprochene Wort!

Das Wertgefüge der Gesellschaft ist sehr labil und porös geworden; die Belege dafür werden in den Medien täglich neu geliefert. Lebenshaltung und Lebensgestaltung gerieten über Jahre hinweg in den Sog eines Relativismus, der sich vermeintlich als tolerant verstand – in Wirklichkeit aber die Frage nach der Wahrheit zunehmend ausklammerte. Ohne tragende und begründende Wahrheit wird die Lebenspraxis aber schnell unverbindlich, weil unverbunden den wechselnden Trends und Meinungen ausgesetzt. Genau in diesem Zusammenhang bringen das Cusanuswerk und der Katholische Akademische Ausländer-Dienst (KAAD) einen „wertvollen“ Beitrag ein für die Zukunft der Gesellschaft in Deutschland und darüber hinaus.

Denn das Cusanuswerk als Studienstiftung der deutschen Bischöfe und der KAAD fördern auf der Basis des christlichen Glaubens hochbegabte Frauen und Männer in der Lebensphase des Studiums bzw. einer darauf aufbauenden Qualifizierung, indem neben finanzieller Unterstützung vorrangig in die Persönlichkeitsentwicklung und -profilierung investiert wird. Zu Recht darf so erhofft werden – der Erweis ist durch ehemalige Stipendiaten überzeugend erbracht –, dass wissenschaftlich hochqualifizierte Personen heranwachsen, die aus einer reflektierten und bejahten Haltung des Christseins heraus zugleich ihre gesellschaftliche Mitverantwortung erkennen und in speziellen Tätigkeitsbereichen auch einbringen. Durch den KAAD wird zudem entwicklungspolitischen Anliegen Rechnung getragen und werden interkulturelle Begegnungsfähigkeiten gestärkt. Möglich wird dies nicht zuletzt aus dem mitunter zwar angefragten, aber bewusst durchgehaltenen konfessionellen Charakter der kirchlichen Studienförderungen.

Konfession meint im ursprünglichen Sinn Bekenntnis. Genau diese Bereitschaft zum Bekenntnis ist unabdingbar, wenn in einer weithin verunsicherten, weil in Werten indifferent gewordenen Gesellschaft wieder eine tragende und orientierende Lebenspraxis gefunden werden soll. Dabei ist der Kontext einer weltanschaulichen Pluralität Vorgabe und Bedingung. Doch damit sich diese Pluralität gesellschaftlich kreativ darstellen und auswirken kann, braucht es das Werte-Profil und -bekenntnis in konkreten Personen. Ohne solchen „konfessorischen“ Einsatz können die für das gemeinschaftliche Leben notwendigen Strukturen und Institutionen keine stabilisierenden Konturen entwickeln. So lässt sich mit gutem Grund sagen: Die kirchlichen Studienförderwerke sind in pluraler Gesellschaft ein wert-bildender Beitrag der Kirche für die Gesellschaft insgesamt, die ohne Wertgefüge nicht zukunftsfähig sein wird.