| Pressemeldung

"Keine Mauern, sondern Brücken"

Abschlusserklärung des IV. Internationalen Bischofstreffens zur Situation der Christen im Heiligen Land (12. - 15. Januar 2004 in Bethlehem/Jerusalem)

Weltkirche übt Solidarität mit der Kirche im Heiligen Land
1. Als katholische Bischöfe aus Europa und Amerika sind wir hierher gereist, um der Kirche im Heiligen Land die Solidarität der Katholiken aus aller Welt zu bezeugen. Zum dritten Mal gilt unser Freundschaftsbesuch sowohl dem israelischen als auch dem palästinensischen Volk - Christen, Juden und Muslimen gleichermaßen. Wir waren Zeugen der Gewalt, unter der beide Völker leiden: Wir haben den Angriff auf Israelis in Gaza und die kollektive Bestrafung der palästinensischen Bevölkerung erlebt. Wir trauern um die Menschen, die während unseres Aufenthalts ihr Leben verloren haben. Mit Nachdruck lehnen wir jedes Blutvergießen ab.
Wir haben den Wunsch nach Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung auf beiden Seiten vernommen. Doch haben wir mit tiefem Bedauern beobachtet, dass nicht nur in der Region, sondern auch innerhalb der internationalen Gemeinschaft der politische Wille zu einer friedlichen Beilegung des Konflikts fehlt. Deshalb appellieren wir an alle politischen Entscheidungsträger, sich für den Frieden einzusetzen, nach dem sich die Menschen im Heiligen Land aus tiefem Herzen sehnen.
2. "Dafür arbeiten und kämpfen wir, denn wir haben unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt" (1 Tim 4,10).
Während unseres kurzen Aufenthalts im Heiligen Land haben wir viele Zeichen der Hoffnung gesehen. Dazu gehören nicht zuletzt die Großzügigkeit der Weltkirche und die Solidaritätsbekundungen der Christen aus Israel und anderen Teilen der Welt. Die größte Hoffnung schöpfen wir aber aus der Lebendigkeit und dem Engagement der Kirche im Heiligen Land selbst sowie aus der brüderlichen Verbundenheit unter den Leitern der christlichen Gemeinschaften.
Wir gratulieren der Versammlung der katholischen Ordinarien im Heiligen Land und allen Christen im Heiligen Land, die in Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche leben, zu der erfolgreichen Durchführung ihrer Synode. Auch die katholischen Hilfsorganisationen haben bislang Großartiges für alle Menschen im Heiligen Land geleistet, indem sie ihre Aktivitäten koordiniert und sich auf ihre Stärken konzentriert haben.
3. "Das Heilige Land braucht keine Mauern, sondern Brücken!" Papst Johannes Paul II., 16. November 2003
Wir haben die verheerenden Auswirkungen der Mauer gesehen, die zurzeit errichtet wird und sich durch das Land und die Siedlungen der palästinensischen Gemeinden zieht. Es handelt sich offensichtlich um eine langfristige Konstruktion, die Familien auseinanderreißt, sie von ihrem Ackerland, ihren Arbeitsplätzen und ihren kirchlichen und religiösen Einrichtungen trennt. Wir haben einen Eindruck davon gewonnen, wie frustrierend und erniedrigend das tägliche Passieren der Checkpoints für die Palästinenser ist, die es ihnen erschweren, für ihre Familien zu sorgen, Krankenhäuser aufzusuchen, zum Arbeitsplatz oder zur Universität zu gelangen und Verwandte zu besuchen.
Mit Bedauern mussten wir feststellen, dass es Priestern, Seminaristen, Ordensschwestern, Ordensbrüdern und Laien trotz sichtbarer Bemühungen untersagt oder zumindest erschwert wird, Visa und Aufenthaltsgenehmigungen zu bekommen, die sie für die Ausübung ihres Berufs bzw. für ihr Studium in Israel und den palästinensischen Gebieten benötigen. Damit werden die Kirchen praktisch daran gehindert, ihre Mission zu erfüllen, in deren Mittelpunkt der Dienst an den Menschen im Heiligen Land steht. Angesichts des zehnten Jahrestages der Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel ist dies um so bedauernswerter.
Mit großer Sorge nahmen wir die schriftlichen Hinweise zur Kenntnis, die Pilger bei ihrer Einreise ins Heilige Land von den israelischen Behörden erhalten. Ihnen wird der Besuch von palästinensisch kontrollierten Gebieten erschwert, in denen auch viele christliche Heilige Stätten liegen.
4. "Meister, wo wohnst du?... Kommt und seht!" (Joh 1,38-39).
Die langsam, aber spürbar steigende Zahl der Pilger, die die Heiligen Stätten besuchen, gibt Anlass zur Zuversicht. Wir hoffen, dass unsere eigene Reise allen Christen ein Beispiel ist und dass wir sie damit ermutigen können, die Orte zu besuchen, an denen Jesus Christus gelebt hat. Pilgerreisen sind ein Zeichen der Hoffnung und der Solidarität mit den Christen im Heiligen Land. Sie erinnern an die Gegenwart dieser lebendigen Kirche - der Mutter-Kirche - und geben Zeugnis von Frieden und Versöhnung in dieser konfliktgeplagten Region.
Wir rufen alle Gläubigen auf, zu praktizieren, was wir in diesen Tagen den Christen im Heiligen Land versichert haben: "Ihr seid nicht allein!"
Jerusalem, den 15. Januar 2005
+ Brendan O'Brien Erzbischof von St. John's, Neufundland, und Vorsitzender der Kanadischen Bischofskonferenz
+ Wilton D. Gregory Bischof von Belleville und Vorsitzender der US-Bischofskonferenz
+ Patrick Kelly Erzbischof von Liverpool und stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz von England & Wales (Vertreter des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen)
+ Bernard-Nicolas Aubertin Bischof von Chartres, Französische Bischofskonferenz
+ Lucien Daloz Em. Erzbischof von Besançon, Französische Bischofskonferenz
+ Reinhard Marx Bischof von Trier, Deutsche Bischofskonferenz
+ Joan Enric Vives Bischof von Urgell und Co-Fürst von Andorra, Spanische Bischofskonferenz
+ William Kenney Weihbischof in Stockholm, Skandinavische Bischofskonferenz (Vertreter der COMECE)
+ Pierre Bürcher Weihbischof in Lausanne, Schweizer Bischofskonferenz
+ Gregorio Rosa Chavez Vorsitzender von Caritas Lateinamerika
Mgr. Piergiuseppe Vachelli Staatssekretär, Italienische Bischofskonferenz

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