| Pressemeldung | Nr. 074

Keine Auszeichnung bedeutet mir mehr als diese

Morris Gleitzmann wird mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis geehrt

Der australische Autor Morris Gleitzmann ist am Montagabend mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2011 ausgezeichnet worden. Er teilt sich den Preis für sein Buch „Einmal“, das im Carlsen-Verlag erschienen ist, mit dem deutschen Übersetzer des Textes, Dr. Uwe-Michael Gutzschhahn. Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst, sagte in seiner Preisbegründung im Hamburger Literaturhaus, das Buch habe „eine eminent religiöse Bedeutung, ohne eine explizit religiöse Sprache zu verwenden“. Es handle „von einer Grundfähigkeit, die dem Glauben vorausgeht, nämlich dem Bewusstsein, dass menschliche Erkenntnis die Realität nie vollständig erfasst, und dass es den überraschenden Einbruch einer wunderbaren Wendung geben kann.“ Es sei ein „sehr berührendes Buch“, so Fürst. „Glaube, Liebe und Hoffnung werden dabei in einer kindlichen Figur sichtbar gemacht, die der Welt mit Staunen begegnet und gerade dadurch eine Sprache für das Unaussprechliche des Menschseins findet.“ Die Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn würdigte Fürst als eine Leistung, die die „literarische Qualität des Originaltextes auch für die deutschsprachigen Leserschaft in überzeugender Weise zum Ausdruck“ bringe. Die Jury unter Vorsitz von Weihbischof Robert Brahm (Trier) wählte das Preisbuch unter 278 Titeln aus, die von 58 Verlagen eingereicht wurden. Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis wird in diesem Jahr zum 22. Mal vergeben. Er ist mit 5000 Euro dotiert.

Autor Morris Gleitzmann sagte in seiner Dankesrede: „In einigen Ländern denkt man lieber nicht über die Kinder des Holocaust nach. Die Gedanken daran könnten zu schmerzvoll, beschämend oder unbequem sein. Ich bin tief bewegt, dass das in diesem Land nicht der Fall ist“. Die Auszeichnung mit dem katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis sei deshalb etwas ganz Besonderes für ihn: „Keine hat mir mehr bedeutet als diese“, so Gleitzmann.

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen hob bei der Preisverleihung die grundsätzliche Bedeutung des Lesens für Kinder und Jugendliche hervor. „Wer liest, der zieht sich für kurze Zeit zurück: um mehr sehen, besser hören und umfassender verstehen zu können. In der Stille der Lektüre lässt er sich bereichern von den Gedanken, Erfahrungen und Phantasien eines anderen. Immer wieder lernt er etwas, das sein Leben prägen wird und ihn – und darin liegt das Politische – zum Handeln führen wird.“

Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn würdigte die gesellschaftliche Rolle von Literatur. Das Buch lasse lebendig werden, „was nirgends auf der Welt, erst recht nicht in unserem Land in Vergessenheit geraten darf – wie Gewalt, Hass, Verachtung all das, was unser Menschsein so wertvoll macht, in jedem Einzelnen, Opfer wie Täter, vernichtet. Dafür, dass uns dieses Glück erhalten bleibt, ist Literatur, ist aber ganz sicher auch der uns verliehene Preis von Bedeutung."

Das Preisbuch
Die Erzählung beginnt im Jahr 1942. Da das Deutsche Reich Polen besetzt hat, sind Juden ihres Lebens nicht mehr sicher. Der kleine Felix lebt in einem Kinderheim. Seine Eltern haben ihn dort untergebracht, weil sie ihn als jüdische Buchhändler nicht mehr beschützen konnten. Sie versichern ihm, ihn wieder abzuholen, sobald sie alle Schwierigkeiten mit ihrer Buchhandlung  gelöst hätten. Doch seine Eltern kommen nicht wieder. So schleicht sich Felix eines Tages aus dem Heim, um sie zu suchen. Eine gefährliche Odyssee beginnt. Das Buch ist für Kinder ab 11 Jahren geeignet.

Der Autor
Morris Gleitzman wurde 1953 in Sleaford/Großbritannien geboren. Seit 1969 lebt er in Australien. Nach seinem Studium des „Professional Writing“ am Canberra College of Advanced Education schrieb Gleitzman für Film- und Fernsehproduktionen. Seit 1985 hat er mehr als zwei Dutzend Bücher veröffentlicht, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet wurden. Er verfasste außerdem Bühnenstücke und Kolumnen für australische Tageszeitungen. Gleitzman gilt heute als einer der erfolgreichsten Autoren Australiens.

Der Übersetzer
Dr. Uwe-Michael Gutzschhahn wurde 1952 in Langenberg (Rheinland) geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Bochum promovierte er 1978 zum Doktor der Philosophie. Anschließend folgte eine Tätigkeit als Verlagslektor. Gutzschhahn hat zahlreiche Erzählungen, Kinder- und Jugendbücher sowie Gedichte verfasst. Außerdem ist er als Übersetzer tätig und Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller und des PEN-Zentrums Deutschland. 1979 erhielt er den Förderpreis für Literatur des Landes Nordrhein-Westfalen, 1984 den Würzburger Literaturpreis sowie 1993 den Preis der Internationalen Bodenseekonferenz.

Hinweis:

Alle Reden der Preisverleihung erhalten Sie im Anhang im Wortlaut.

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