| Pressemeldung | Nr. 098

Kardinal Marx diskutiert auf Kongress für nachhaltiges Wirtschaften

„Chancen für alle!“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat verstärkte Anstrengungen gefordert, um Chancen und Chancengleichheit für alle Menschen zu erreichen. Auf dem „Kongress für nachhaltiges Wirtschaften: Die neue GRÜNderzeit“ von Bündnis 90/Die Grünen sagte Kardinal Marx gestern Abend (12. Juni 2015) in Mainz, dass Wohlstand nicht nur das Materielle sein könne, weil dieser Begriff zu zeitbedingt sei: „Wohlstand war für Ludwig Erhard schon mehr als das nur Materielle. Heute geht es um noch mehr, es geht um das Thema des ‚guten Lebens‘. Was macht das Leben aus – die Frage ist doch viel mehr als eine rein materielle Betrachtung. Zu einem guten Leben, und das würde ich als Wohlstand bezeichnen, gehört auch, dass die äußeren Rahmenbedingungen stimmen: Arbeit, Freiheit zum Leben, Rechtsstaatlichkeit.“ Die Kirche in Deutschland setze sich bereits seit den 90er Jahren für einen neuen Begriff ein: „Es geht um die Chance für alle. Dabei helfen wir. Das meint nicht, die Freiheit des anderen zu beschneiden, sondern ihm zu helfen, in dieser Gesellschaft voranzukommen.“

Kardinal Marx mahnte in der Diskussion eine Rückbesinnung darauf an, dass die globalen wirtschaftlichen Veränderungen stärker berücksichtigt werden müssen: „Dauerhaft kann es nicht so sein, dass wir über unsere wirtschaftliche Zukunft reden, die anderen aber nicht im Blick haben. Gelingt uns eine globale zivilgesellschaftliche Orientierung, eine Sensibilität für den anderen? Das ist eine weltweite Aufgabe.“ Positiv habe sich entwickelt, dass das Bewusstsein der Mitverantwortung bei den Menschen gewachsen sei. Zu einem solchen Verantwortungsbewusstsein gehöre auch die Frage zu stellen, „was mein Konsumverhalten für den Nächsten bedeutet. Damit meine ich nicht nur mein Leben im Hier und Jetzt, sondern ich muss schon jetzt die nächste Generation im Blick haben“, so Kardinal Marx.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz plädierte für ein qualitatives Wachstum, das Ressourcen nicht langfristig zum Erliegen bringt: „Wie baue ich Wachstum in ein gesamtökonomisches Konzept ein und wie vermeide ich einen einseitigen Ressourcenverbrauch? Wir müssen im Sinne eines umfassenden Teilhabe-Modells alle Betroffenen mit integrieren, das gilt auch für die Umwelt. Als Kirche sind wir die Stimme derer, die keine Stimme mehr haben, also für jene, die dem Marktparadigma nicht gehorchen können oder wollen“, betonte Kardinal Marx.

Die zentrale Frage der Zukunft sei, wie ein langfristiges, nachhaltiges Denken – auch auf der politischen Ebene – gelingen könne. Kardinal Marx plädierte in diesem Zusammenhang für eine verantwortungsvolle Ethik: „Ethische Aspekte haben dann Wirkung, wenn ich langfristig ethisch denke. Mit Blick auf die Globalisierung bedeutet das: Wie kann ich Rahmenbedingungen setzen, die nicht alle nationalen Grundlagen aufheben? Wenn wir etwas wie eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft träumen wollen, dann benötigen wir politische Rahmenbedingungen. Dazu zählen auch Handelsabkommen und Umweltstandards, die nicht unterlaufen werden dürfen. Das macht die globale Zivilgesellschaft aus. Die Kirche ist Teil einer solchen Gesellschaft innerhalb der weltweiten Menschheitsfamilie. Deshalb freue ich mich auf die Umweltenzyklika von Papst Franziskus, der ja die globale Perspektive in den Blick nimmt.“ Auf der Weltebene müsse sich ein Bewusstsein entwickeln, dass gemeinsames Handeln zur Tagesordnung werde, so Kardinal Marx.

Auf dem Podium während des Kongresses debattierte Kardinal Marx unter anderem mit dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, sowie der Leiterin Klima- und Energiepolitik beim WWF Deutschland, Regine Günther. Die Diskussion stand unter dem Leitwort „Wohlstand durch ökologisches Wirtschaften: Fata Morgana oder Zukunftsmodell?“

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