| Pressemeldung | Nr. 102

Kardinal Marx auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund

„Wir müssen neu über Gott reden – auch in der Ökumene“

Zu einem neuen Reden über Gott, auch in ökumenischer Perspektive, hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, heute (21. Juni 2019) in Dortmund aufgerufen. Bei einer Bibelarbeit in der Westfalenhalle aus Anlass des Evangelischen Kirchentags betonte Kardinal Marx, dass mit dem Reden über Gott manche ökumenische Streitfrage in ganz anderem Licht erscheine.

In der Bibelarbeit legte Kardinal Marx Genesis 22, 1–19 aus, in der das Opfer Abrahams geschildert wird, der seinen Sohn Isaak opfern soll. Die Geschichte zeige, wie das Vertrauen des Menschen auf die Probe gestellt werde. „In der Person Abrahams erleben wir einen Menschen, der das Unerwartete, das Nicht-Verständliche akzeptiert und sein Ja sagt“, so Kardinal Marx. Dabei mache Abraham die Erfahrung, dass Gott ihn nicht übersehe: „Gott sieht nach dem Menschen, er rettet den Menschen. Haben wir genügend Vertrauen in diesen Gott? Wir müssen neu lernen, dass Gott den Menschen nicht übersieht. Diesen Glauben sollten wir haben, einen Glauben, der offen ist und der alles wagt, ein Glaube, der lebendig ist und frei macht“, hob Kardinal Marx hervor.

Das biblische Gottesbild sei zutiefst ein Gottesbild der Kommunikation: „Gott spricht! Und es gibt jemanden, der zuhört. Es gibt das Fragen des Menschen und die Antwort Gottes. Das ist ein besonderes kommunikatives Geschehen“, so Kardinal Marx. Abraham höre auf den Anruf Gottes und befolge ihn. Bei all seinem Fragen, warum er seinen Sohn opfern solle, bekomme er von Gott die rettende Antwort. „Gott mutet Abraham eine Menge zu. Aber Abraham zeigt die Bereitschaft, Ja zu sagen, aus sich hinauszugehen, aufzubrechen und neue Wege zu gehen. Diese Bereitschaft wird von Gott angenommen, es kommt das Ja Gottes auf uns Menschen zu, das über alles hinausgeht, was wir kalkulieren, berechnen und planen können.“

Kardinal Marx betonte in der Bibelarbeit, dass es eine Herausforderung sei, immer neu den Aufbruch zu wagen, neu über Gott zu denken. Das Wort von Augustinus – „Wer liebt, bricht auf“ – drücke aus, worauf es Abraham ankam und was heute für die Kirchen wichtig sei: „Wer liebt, bricht auf und bleibt nicht sitzen. Wir müssen neugierig auf den Anruf Gottes sein. Eine Kirche, die selbstreferenziell ist, die nur sich sieht, die nur um sich kreist, wird nicht aufbrechen, sie wird nicht zum Segen werden. Haben wir die Kraft – auch als Kirchen –, durch Schwierigkeiten hindurch zu gehen? Auch wenn uns manche Zumutungen des Lebens und Zumutungen Gottes unbegreiflich erscheinen, so sind wir doch aufgerufen, das auszuhalten und uns zu bewähren“, sagte Kardinal Marx. Die Lernerfahrung Abrahams, die die Menschen übernehmen könnten, sei das Leben in einem Horizont Gottes: „Es ist ein Gott, der mich nicht aus den Augen lässt, dem ich vertrauen kann, so wie es das Motto dieses Kirchentags ist.“

Mit Blick auf den weiteren ökumenischen Weg warb Kardinal Marx um das offene Ohr, sich von Gott ansprechen zu lassen. Die Erneuerung des Christentums sei ein langer Weg in die Tiefe, wie es auch der tschechische Theologie Tomáš Halik ausdrücke. Kardinal Marx sagte: „Die ökumenischen und pastoralen Tätigkeiten sind wichtig. Die Suche nach einer neuen und tieferen Form, über Gott zu sprechen, ist aber noch wichtiger. Die tiefste Krise ist, wenn wir mit dem Wort Gottes nichts mehr anfangen können. Als Kirchen müssen wir uns ökumenisch fragen lassen: Wie beginnen wir, Menschen zu faszinieren, von Gott zu sprechen und das Geheimnis Gottes zu ergründen? Lassen wir eine Reise in die Tiefe der Gottesrede unternehmen, da kommen wir ökumenisch in unserem Denken ganz neu zusammen. Da werden manche Fragen rasch Schnee von gestern sein, wenn wir lernen, von diesem Geheimnis, dem absoluten Geheimnis Gottes zu sprechen. Es ist ein Geheimnis, das für uns alle wichtig ist und unser Leben bestimmt“, so Kardinal Marx.

Der 37. Evangelische Kirchentag in Dortmund vom 19. bis 23. Juni 2019 steht unter dem Leitwort aus dem zweiten Buch der Könige im Alten Testament: „Was für ein Vertrauen“ (2 Kön 18,19).

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