| Pressemeldung | Nr. PRD 020

Kardinal Karl Lehmann zum Tode von Kardinal Franz König

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat in einem Schreiben an Kardinal Christoph Schönborn OP, Erzbischof von Wien und Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, die Trauer der deutschen Bischöfe über den Tod von Kardinal Franz König zum Ausdruck gebracht. "Wir beugen uns in Dankbarkeit und Verehrung vor dieser großen Gestalt, die nicht wegzudenken ist aus der jüngeren Kirchengeschichte", so Kardinal Lehmann. "Für uns alle war er Garant der Erneuerung, die mutig für Offenheit und legitimen Wandel eintrat, ohne die Gefährdung mit der Kontinuität des Glaubens aus dem Auge zu lassen."
Das Schreiben im Wortlaut:
"Eminenz, sehr verehrter Herr Kardinal Schönborn,
lieber Mitbruder Christoph!

Auch wenn wir um die Gnade des hohen Alters von Herrn Kardinal König dankbar wussten, so bin ich doch über die Nachricht, dass er in der heutigen Nacht gestorben ist, überrascht und bestürzt. Ich möchte daher im Namen der deutschen Bischöfe und ganz besonders persönlich Ihnen, den österreichischen Bischöfen und dem Wiener Metropolitankapitel unsere herzliche Teilnahme übermitteln.

Wir sind alle dankbar für das Geschenk dieses Mannes und dass er so lange bei uns bleiben konnte. Seien Sie versichert, dass wir alle intensiv seiner im Gebet gedenken. Er war über 70 Jahre Priester, mehr als ein halbes Jahrhundert Bischof und bald 50 Jahre Kardinal. Fast 30 Jahre leitete er Ihre große Erzdiözese und die Österreichische Bischofskonferenz. Sein Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil lässt sich nur erahnen. Wir beugen uns in Dankbarkeit und Verehrung vor dieser großen Gestalt, die nicht wegzudenken ist aus der jüngeren Kirchengeschichte.

Auch in meinem eigenen Leben hat Kardinal König einen festen Platz. Ich habe lebhaft in Erinnerung, wie Papst Johannes XIII. am 15. Dezember 1958, also wenige Wochen nach seinem Amtsantritt, Franz König und Julius Döpfner zu Kardinälen erhob. Es war ein Signal des Aufbruchs in Richtung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das wenige Wochen später von dem selben Papst angekündigt worden ist.

Das Leben von Kardinal König ist ganz eng mit diesem Aufbruch auf allen Ebenen der Kirche verbunden. Für uns alle war er Garant einer Erneuerung, die mutig für Offenheit und legitimen Wandel eintrat, ohne die Gefährdung mit der Kontinuität des Glaubens aus dem Auge zu lassen. So hat er viele junge Menschen auf ihrem Weg zum Priestertum und zum Ordensberuf bestärkt. Er hat aber auch vielen Laien, zumal auch Wissenschaftlern, den Weg eröffnet, um in der Kirche auf dem Weg des Glaubens zu bleiben, ohne ihre Einsichten preisgeben zu müssen.

Als ich vor mehr als zwanzig Jahren Bischof wurde, habe ich Kardinal König noch von einer ganz anderen Seite kennenlernen dürfen. Er hatte eine große, offene und brüderliche Verhaltensweise gegenüber uns viel jüngeren Bischöfen. Er schenkte Vertrauen und hat immer wieder auch - bis in das hohe Alter hinein - Kontakte lebendig gehalten. Ich habe das selbst über zwei Jahrzehnte erleben dürfen. Franz König war ich nicht nur auch verbunden, weil er aus dem selben Collegium in Rom kam, sondern weil ich während meiner Assistentenzeit bei Karl Rahner, besonders während des Konzils, ein wenig die enge Zusammenarbeit des Theologen und des Kardinals beobachten und mitverfolgen durfte. Diese enge Kooperation dehnte sich immer auf Kardinal Döpfner aus, dem ich in besonderer Weise verbunden war.

Durch den Tod von Kardinal König schließt sich geradezu eine Epoche. Nun gibt es keinen Kardinal mehr, der von Johannes XIII. ernannt worden ist. Aber das Erbe, das er uns in einem langen Leben hinterlassen hat, ist groß und mächtig. Es genügt uns, und wir können uns daran abarbeiten, solange wir selbst Verantwortung tragen. Dabei denke ich besonders auch an seine frühen und langen Bemühungen um das Gespräch mit den Ostkirchen.

Lieber Mitbruder Christoph, in dieser Gemeinschaft des Glaubens grüße ich Sie herzlich. Ich werde selbstverständlich zur Beerdigung kommen. Mit brüderlichen Grüßen und nochmals der Versicherung unserer Teilnahme und unseres Gebetes bin ich

Ihr

Karl Kardinal Lehmann
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz"

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