| Pressemeldung | Nr. 093

Jahrestagung des Cusanuswerks

„Welt-Kirche im Aufbruch. Fokus: Afrika“

Im Dialog mit Gästen aus mehreren afrikanischen Ländern hat sich die Jahrestagung 2022 der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk dem Thema „Welt-Kirche im Aufbruch“ gewidmet. Rund 800 Stipendiatinnen und Stipendiaten, Ehemalige und Fachleute aus Wissenschaft und Kirche, Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien kamen von Freitag bis Sonntag (10. bis 12. Juni 2022) in Baarlo/Venlo (Niederlande) zusammen, um über die Zukunftsperspektiven der katholischen Kirche zu diskutieren. Im Fokus stand dabei die katholische Kirche in Afrika. Die größte Veranstaltung des Begabtenförderungswerks der katholischen Kirche in Deutschland fand erstmals in Kooperation mit dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst (KAAD) statt.

Die Kirche ist im Aufbruch – in Deutschland und überall auf der Welt. Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken wächst in etwa so schnell wie die Weltbevölkerung. Dabei wird die katholische Kirche afrikanischer: Mehr als die Hälfte der Mitglieder, die binnen eines Jahres neu hinzugezählt werden, leben in den Ländern Afrikas. Auf der Jahrestagung des Cusanuswerks wurde deutlich: Aufbruch und Wandel, aber auch Dialog und internationale Zusammenarbeit sind notwendig, damit die katholische Kirche als weltweit größte institutionell organisierte Religionsgemeinschaft menschliche Entwicklung, Frieden und Versöhnung auch in Zukunft wirksam fördern kann. Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung waren der Synodale Weg, den die katholische Kirche in Deutschland gemeinsam geht, und die Weltbischofssynode, die aktuell unter Beteiligung von Gläubigen in allen Ländern der Welt vorbereitet wird.

„Wir erkunden bei dieser Jahrestagung das Potenzial der Religion, insbesondere des Christentums und des Katholizismus, in einer Haltung, die jede Asymmetrie zu vermeiden sucht und immer auch die Austauschprozesse, die Verbindungen und Wechselwirkungen im Blick hat. Was können die Kirchen und Gesellschaften Europas und Afrikas voneinander lernen – und wie können Sie sich gegenseitig unterstützen?“, so Prof. Dr. Georg Braungart, Leiter des Cusanuswerks, im Rahmen der Eröffnung der Tagung. In vielen Ländern Afrikas wachse nicht nur die Zahl der Gläubigen. Vielmehr erfahren auch die Wirtschaft, die Universitäten und die Mittelschicht seit den 1990er Jahren eine geradezu atemberaubende Dynamik, so der Generalsekretär des Cusanuswerks, Dr. Thomas Scheidtweiler. Von hier gingen wesentliche Impulse für die Weltgemeinschaft aus.

Zum Auftakt der Jahrestagung forderte Weihbischof Dr. Christoph Hegge, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Cusanuswerk, neue Anstrengungen, den Markenkern von Christentum und Kirche zu erkennen. Es sei höchste Zeit für evidenzbasiertes Handeln und  einen Perspektivenwechsel, so Weihbischof Hegge: „Menschen interessieren sich über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg für Sinnfragen, für den Umgang mit Leid und Schuld, für die Frage der Gestaltung von Beziehungen und eben auch ganz konkret für Gott. Wenn sich für die Menschen die Kirche in diesen Themen nicht als überaus relevant erweist, wenn das Glaubens- und Lebensangebot im Raum der Kirche nicht einen sichtbaren und erfahrbaren Qualitätssprung markiert, dann versinken wir in der Bedeutungslosigkeit. Wir müssen uns fragen, woher die missionarische Dynamik in Afrika, die Glaubensfreude der Menschen kommt und welche existenzielle Relevanz sie für ihr Leben besitzt.“

Prof. Dr. Bernhard Spielberg (Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Freiburg, die globale Entwicklung der katholischen Kirche) analysierte in einem Impulsvortrag einzelne Aspekte von Aufbrüchen im weltkirchlichen Kontext. In einem Podiumsgespräch diskutierte er mit Pater Dr. Moses Asaah Awinongya SVD (Dozent für Dogmatik und Ökumenischer Dialog, Köln), Sr. Jacinta Kitonyi (Pastoralreferentin, Rhede), Dorothee Klüppel (Misereor, Aachen) und Prof. Dr. Dr. Claude Ozankom (Fundamentaltheologie, Religionsphilosophie und Theologie der Religionen, Bonn) die Chancen der Weltbischofssynode. Es gelte, die Vielfalt und das Glaubenszeugnis unterschiedlicher katholischer Ortskirchen zur Geltung zu bringen.

Den Festvortrag am Sonntagvormittag zum Thema „The Church in Africa and Patriarchy: African Women Speak out“ hielt Prof. Dr. Philomena Njeri Mwaura (Department of Philosophy and Religious Studies, Kenyatta University, Nairobi, Kenia). Den Abschluss der Jahrestagung prägte der Festgottesdienst, der von Kardinal Berhaneyesus D. Souraphiel CM, Erzbischof der Äthiopisch-katholischen Kirche und Metropolit der Kirchenprovinz Addis Abeba, und Weihbischof Hegge gefeiert wurde.

Ein besonderer Höhepunkt der Jahrestagung war die Vergabe des Preises für innovative Netzwerkideen – gefördert von der Evonik Stiftung. Das Cusanuswerk prämierte drei Projektideen, die sich nachhaltig für Demokratieförderung, Bildungsgerechtigkeit und Dialog einsetzen: Der Verein youmocracy – Demokratie braucht Dich!, in dem sich zahlreiche Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks engagieren, will zur Schaffung einer vorurteilsfreien und respektvollen Diskussionskultur 30 zusätzliche überparteiliche Diskussionsforen etablieren und in drei Schulworkshops junge Menschen im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu gesellschaftspolitischen Themen weiterbilden. Der Verein ApplicAid setzt sich unter Beteiligung von Geförderten und Ehemaligen des Cusanuswerks für mehr Bildungsgerechtigkeit und einen gerechten Zugang zu Stipendien ein. Durch das ausgezeichnete Projekt „Applicator-Community“ erhalten die teilnehmenden Geförderten im Rahmen eines Mentorings digitale Vernetzungsmöglichkeiten sowie konkrete Unterstützung im Bewerbungsprozess um ein Stipendium. Mit der „Cusanischen Zwei-Quadratmeter-Börse“ soll eine digitale Plattform im Cusanuswerk geschaffen werden, um die überregionale und generationenübergreifende Vernetzung zu erhöhen. Vermittelt werden können über die Börse sowohl Anfragen zu Unterkünften als auch Möglichkeiten der Mitwirkung an ehrenamtlichen Initiativen, Diskussionsabenden sowie Dialogformaten zur Förderung der Vernetzung zwischen Geförderten und Ehemaligen. Darüber hinaus sprach die Jury dem Projekt „Interdisziplinäres Wissenschaftskolleg“ einen Anerkennungspreis zu, da es durch seinen Vorbildcharakter in besonderem Maße zur Nachahmung und Initiierung ähnlicher Projekte inspiriert. In Berlin soll ein interdisziplinäres Nachwuchskolleg eingerichtet werden, das Promovierenden ein Forum bietet, sich über ihre Dissertationen auszutauschen.

„Innovative und nachhaltigkeitsfördernde Ideen gibt es viele in der cusanischen Gemeinschaft. Wir verdanken es der Evonik Stiftung, dass die besten Ideen für die Gesellschaft in Wert gesetzt werden und viele andere ermutigen, ihre Vorhaben gemeinsam weiter voranzubringen“, sagte der Generalsekretär des Cusanuswerks, Dr. Thomas Scheidtweiler.


Hintergrund

Die Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Mit staatlichen, kirchlichen und privaten Zuwendungen hat das Cusanuswerk bereits rund 11.000 herausragend begabte katholische Studierende und Promovierende gefördert – ideell und finanziell. Cusanerinnen und Cusaner tragen mit fachlicher Exzellenz und herausragendem Engagement zum Gemeinwohl bei, ein Leben lang und vielfach in besonders verantwortungsvollen Positionen von Kirche und Gesellschaft, von Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft. Das Cusanuswerk wurde von der European Foundation for Quality Management mit dem Zertifikat „EFQM Recognised for Excellence – 4 star“ ausgezeichnet.

Der Preis für innovative Netzwerkideen – gefördert von der Evonik Stiftung wurde 2022 erstmals mit einem Gesamtbudget von rund 17.500 Euro vergeben. Die Auswahl der Preise nahm eine Jury, bestehend aus Dr. Heike Bergandt (Geschäftsführerin der Evonik Stiftung), Prof. Dr. Peter Funke (Vorsitzender des Beirats des Cusanuswerks und ehemaliger Vize-Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft), Prof. Dr. Wim Kösters (Vorstand der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk), Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bi¬schofskonferenz), Celina Wigand (Vorstand der Stipendiatinnen und Stipendiaten), Dr. Rudolph Vollmer (Mitglied und Sprecherin des Altcusanerrats) sowie Prof. Dr. Georg Braungart (Leiter des Cusanuswerks), Dr. Thomas Scheidtweiler (Generalsekretär des Cusanuswerks) und Dr. Andrea Kleene (Referentin für Alumni und Netzwerkförderung) vor.

Weitere Informationen sind unter www.cusanuswerk.de verfügbar.
 

Hinweis:

Das Grußwort von Weihbischof Dr. Christoph Hegge ist unterstehend als pdf-Datei zum herunterladen verfügbar.

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