| Pressemeldung

Hintergrundinformation zur Studie "Leben in der Schattenwelt - Problemkomplex illegale Migration" von Pater Jörg Alt SJ

Das neue Buch von Jörg Alt baut auf einer Feldstudie auf, die er unter ,illegalen' Migranten in München durchgeführt hat. Er zieht zunächst Vergleiche zwischen der Situation von ,Illegalen' in München, Leipzig (Ort seiner ersten Feldstudie) und anderen Orten Deutschlands. Alt setzt sodann die Erkenntnisse seiner mehrjährigen Feldarbeit in Beziehung zu anderweitig erfolgter migrationswissenschaftlicher Forschungsarbeit und fragt, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen legaler und illegaler Migration bzw. illegaler Arbeits- und Fluchtmigration bestehen.

Durch sein Buch soll die "Normalität" illegaler Migration als einer Dimension unterhalb bzw. neben legaler Migration belegt werden. Illegale Migration ist eben nicht, was Äußerungen politischer Verantwortungsträger unvermindert nahe legen, das Produkt von Push- und Pullfaktoren, individueller Entscheidungen von Migranten und krimineller Geschäftemacher, sondern verläuft, wie legale Migration, entlang jahrhundertelang gewachsener und eingeschliffener Migrationstraditionen bzw. ist eine Begleiterscheinung von Globalisierungsprozessen: Illegale Migration ist, wie Waren- und Finanzströme oder die grenzüberschreitende Migration von High Potentials ein strukturelles Wesenselement der globalen Netzwerk- bzw. Weltgesellschaft.

Auf Seiten der Zielländer etwa aufgrund des wachsenden Bedarfs billiger Arbeitskräfte in arbeitsintensiven Branchen (z. B. Bau, Landwirtschaft, Gastronomie) oder im privaten Haushalts- und Pflegebereich - Entwicklungen, was sich aufgrund demographischer Entwicklungen wohl verstärken dürften. Seitens der Migranten muss heutzutage niemand mehr fragen, was Staaten ihnen erlauben: Wer auswandern will (oder muss), muss lediglich fragen, was ihm zeitlich und finanziell möglich ist. Auch Herkunfts- und Transitländer der Migranten haben am Fortbestand dieses ,Migrationsbusiness' Interesse, weil es deren Arbeitsmärkte entlastet, soziale Spannungen vermindert und ihnen, durch Geldrücküberweisungen der Migranten an ihre Angehörigen, zu Millioneneinnahmen an dringend benötigten Devisen verhilft. Usw.

Dieser Hintergrund erklärt jedenfalls, warum herkömmliche staatliche Steuerungsversuche umgangen werden können bzw. Nebenfolgen haben, die in niemandes Interesse sein können, wie z. B. steigende Preise und Risikobereitschaft, wachsende Abhängigkeit der Migranten von ,Grenzübertrittshelfern' und zwielichtigen Kreditgebern, zunehmende Illegalität im Inland aufgrund abnehmender Pendelmöglichkeiten.

Die Entwicklung problemangemessener und effizienter Migrationspolitiken im Zeitalter der global vernetzten Weltgesellschaft gehört zu den herausforderndsten Aufgaben der Menschheit und steht in einer Reihe mit Friedens-, Umwelt-, Armutbekämpfungs-, Handels-, Schuldenpolitik usw.: Schlichtweg deshalb, weil Migrationsbewegungen die unaufhaltsame Folge von Versagen auf den vorgenannten Politikfeldern sind. Das Buch appelliert an Gesellschaft und Politik, die Fakten nüchtern zur Kenntnis zu nehmen, damit hier stattfindende Bewegungen nicht noch weiter in den Untergrund abgedrängt und kriminalisiert werden, damit vorhandene Schatten- und Parallelgesellschaften sich nicht verfestigen.

"Leben in der Schattenwelt" enthält schließlich weitere Vorschläge und Begründungen für konzeptionell alternative Ansätze zum Umgang mit illegaler Migration und illegalem Aufenthalt sowie eine Bestandsaufnahme der deutschen Zuwanderungsdebatte.

Jörg Alt: Leben in der Schattenwelt - Problemkomplex illegale Migration, Loeper-Verlag/Karlsruhe. ca. 550 Seiten, kart., ca. EUR 25, ISBN 3-86059-499-0, 20-seitige Ergebniszusammenfassung erhältlich

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz