| Pressemeldung

Grußwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Professor Dr. Dr. Karl Lehmann, Mainz zum Richtfest des Pavillons des Heiligen Stuhles bei der EXPO 2000 am 14. Januar 2000 in Hannover

Sehr geehrte Frau Generalkommissarin,
sehr geehrter Herr Apostolischer Nuntius,
meine Damen und Herren,
nur noch viereinhalb Monate trennen uns von der Eröffnung der EXPO 2000 in Hannover. Mit dem Beginn dieses Jahres ist die Schlussphase der Vorbereitungen eröffnet worden. An vielen Orten, vor allem aber hier auf dem Ausstellungsgelände, gehen die Arbeiten intensiv und zügig voran, um im Juni die zu erwartenden Besucher aus nah und fern eindrucksvoll empfangen zu können.
Die Weltausstellung im Millenniumsjahr 2000 ist ein herausragendes Ereignis für unser Land. Sie bietet eine einzigartige Chance, Gastgeber für Menschen aus aller Welt zu sein und ihnen ein anschauliches Bild unseres Lebens und unserer Gesellschaft zu vermitteln. Als im Jahr 1988 die Bewerbung um die Ausrichtung dieser Weltausstellung abgegeben wurde, konnte wohl niemand vorhersehen, dass die Weltausstellung im wiedervereinigten Deutschland stattfindet. Um so stärker sollte unser Engagement auf allen Ebenen und in allen Teilen des Landes sein, damit diese Präsentation zu einem wirklichen Erfolg wird. Ich habe den Eindruck, dass die Skepsis und Zurückhaltung, mit der die bisherige Entwicklung der EXPO in der Bevölkerung und in den Medien oft begleitet wurde, allmählich schwindet. In dem Maß, wie die Öffentlichkeit über das inhaltliche Programm und die Vielfalt der Angebote informiert wird, dürfte auch die Zustimmung auf breiter Ebene wachsen.
Ich wünsche dies um so mehr, als mit der Konzeption dieser Weltausstellung bedeutende thematische Ziele verfolgt werden. Unter dem Leitwort "Mensch - Natur - Technik" geht es um eine Zukunftsvision für unsere Welt an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Die EXPO will entschieden mehr sein als eine bloße Leistungsschau von Wirtschaft und Technik oder ein großer Unterhaltungspark. Auf vielfältige Weise sollen während der fünf Ausstellungsmonate Analysen und Perspektiven für eine menschenwürdige Entwicklung gewonnen werden, die mit Hilfe von Wirtschaft und Technik sowie unter Schonung der natürlichen Ressourcen gestaltet wird. Gerade dieses ehrgeizige inhaltliche Programm der EXPO 2000 hat von Beginn an die besondere Aufmerksamkeit und Zustimmung der Deutschen Bischofskonferenz gefunden. Wir begrüßen nachdrücklich das Bemühen der EXPO um einen "Globalen Dialog", der Vertreter aus vielen Ländern und Sachgebieten in eine gemeinsame Reflexion über die Zukunftsaufgaben einbindet. Nicht weniger wichtig und zukunftsweisend sind die zahlreichen Möglichkeiten des interkulturellen Austauschs und des Gesprächs zwischen den Religionen, die ihren Beitrag leisten müssen, um eine friedliche Entwicklung in den Ländern und Kontinenten zu erreichen.
Die Deutsche Bischofskonferenz ist bereit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zum Gelingen der EXPO 2000 beizutragen. Sie hat den Bischof von Hildesheim, Dr. Josef Homeyer, zu ihrem Beauftragten für diese Weltausstellung ernannt. In den letzten Jahren hat er eine intensive Kooperation mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover entfaltet, die von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aktiv begleitet und unterstützt wird. Im Mittelpunkt dieser ökumenischen Zusammenarbeit steht das Projekt des "Christus-Pavillons", der neben dem Pavillon der Bundesrepublik Deutschland auf der EXPO-Plaza seinen Standort hat und dessen Grundsteinlegung schon Ende des vergangenen Jahres vorgenommen werden konnte. Ich möchte allen, die zu dem Gelingen dieser gemeinsamen Präsentation der Christen in Deutschland beitragen, ein herzliches Wort des Dankes sagen. Wir geben damit auf der Weltausstellung ein lebendiges Zeugnis für den Glauben an Jesus Christus, der uns über alle konfessionellen Grenzen hinweg verbindet.
Es stärkt das christliche Zeugnis vor den Besuchern der Weltausstellung, dass der ökumenische Christus-Pavillon und der Pavillon des Heiligen Stuhles unter demselben Leitwort "Jesus Christus - gestern - heute - in Ewigkeit" stehen. Und es ist mir eine besondere Freude, dass dieses Motto in den nächsten Monaten auch durch eine ökumenisch initiierte Briefmarke der Deutschen Post in weite Kreise getragen werden wird (N.B.: Exemplare stehen für die Richtfestteilnehmer zur Verfügung).
Mit dem vatikanischen Pavillon, dessen Richtfest wir heute begehen, wird die christliche Botschaft im Rahmen der EXPO 2000 auf eine besondere Weise ergänzt und konkretisiert. Der Heilige Stuhl gehört zu den Signatarstaaten des internationalen Abkommens über die Weltausstellungen und nimmt an diesen mit großer Regelmäßigkeit teil. Die nationalen Bischofskonferenzen unterstützen ihn dabei in finanzieller und personeller Hinsicht. Dies ist auch diesmal bei der EXPO 2000 in Hannover der Fall. Für die Deutsche Bischofskonferenz und die Katholische Kirche in Deutschland ist dies nicht nur eine zusätzliche Belastung, sondern eine Herausforderung und eine Chance. Deshalb haben wir der Apostolischen Nuntiatur bereitwillig unsere Mitwirkung zugesagt. In derselben engagierten Weise haben sich inzwischen die kirchlichen Hilfswerke in Deutschland zur Mitgestaltung des Programms bereit gefunden, das ihrem eigenen kirchlichen Auftrag besonders nahe steht. RENOVABIS, die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken für Mittel- und Osteuropa hat die Verantwortung für den Transfer des Pavillongebäudes nach Lettland übernommen, wo dieses künftig als Kirchenzentrum benutzt werden soll. Katholische Verbände - insbesondere das Kolpingwerk -, Mitglieder verschiedener Ordensgemeinschaften sowie jugendliche und erwachsene Freiwillige werden die Besucher des Pavillons während der Ausstellungsmonate empfangen. Nicht zuletzt weiß sich das Bistum Hildesheim auch für den Pavillon des Heiligen Stuhles in besonderer Weise mit verantwortlich. Ich möchte dieses große Engagement katholischer Einzelpersonen und Organisationen am heutigen Tag dankbar hervorheben. Es ist ein Zeichen für die Verbundenheit der Kirche in Deutschland mit dem Heiligen Vater und Ausdruck der besonderen weltkirchlichen Verantwortung, die gerade in Deutschland eine gute Tradition besitzt.
Mit dem vatikanischen Pavillon nimmt Papst Johannes Paul II. die Gelegenheit wahr, den Besuchern in Hannover das Anliegen nahe zu bringen, das im Mittelpunkt seines gesamten Wirkens steht. Es geht um die Botschaft und um den Appell, den er immer wieder an Regierungen und internationale Organisationen, vor allem aber auch an die Christen und alle Menschen richtet: Nicht nachzulassen in dem Bemühen um eine menschenwürdige Entwicklung in Gerechtigkeit und Frieden. Die privilegierten Gesellschaften der nord-westlichen Hemisphäre werden damit an ihre Verantwortung für die Menschen erinnert, die weiterhin in Armut und Krankheit, unter politischer Verfolgung und anderen Bedrohungen leben. An den fünf Schwerpunktthemen des Pavillons - "Friede und Gerechtigkeit", "Frauen", "Kinder", "Familie", "Menschenwürde und Menschenrechte" - wird ablesbar, welchen Akzent der Heilige Stuhl damit zugleich in die Konzeption der EXPO 2000 einbringt. Es ist ein mutiges und herausforderndes Programm. Es stellt die Besucher vor persönliche Herausforderungen, denen vielleicht nicht alle gewachsen sein werden. Aber es ist die authentische Botschaft des Papstes und aller Christen im Jubiläumsjahr der Menschwerdung Gottes.
Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz und besonders auch persönlich spreche ich den Wunsch aus, dass die weiteren Bemühungen aller, die sich um das Gelingen dieses Pavillonprojektes sorgen, vom Segen Gottes begleitet sein mögen.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz