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Grundlagenpapier zur Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarrgemeinde

Eine Handreichung der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (15.03.2001)

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PRÄAMBEL
Die Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden hat sich in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Aufgabenfeld entwickelt. Seelsorgerinnen und Seelsorger und viele ehrenamtliche Frauen und Männer knüpfen mit viel Engagement und Überzeugung das Beziehungsnetz unter den Menschen weiter und informieren über Medien und Veranstaltungen vom Leben der Pfarreien und greifen aktuelle Themen auf.
Das vorliegende Papier unterstützt mit seinen Orientierungshilfen all jene, die bereits in der Öffentlichkeitsarbeit tätig sind. Ebenso motiviert es, auch neue Initiativen in dieser Richtung zu starten. Das Dokument ist bewusst in vielen Bereichen grundsätzlich gehalten, um in den Gemeinden vor allem als Argumentationshilfe und Standortbestimmung zu dienen.
Wir leben in einer sich immer schneller entwickelnden Medien- und Informationsgesellschaft. Als Christen ist es unser Auftrag, uns diesen neuen Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft positiv zu stellen und das uns Mögliche zu tun, damit Gottes befreiende Botschaft die Menschen erreicht und berührt. Dazu möchte das vorliegende Papier beitragen und die Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden fördern.
1.    BEGRÜNDUNGEN FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Gott zeigt sich den Menschen als beziehungsfreudiger Gott. Er wirbt um die Menschen, er sucht und ruft sie und wendet sich ihnen zu. Er bleibt nicht im Verborgenen, sondern stellt sich den Menschen vor. Das Werben Gottes um den Menschen (vgl. Hos 3) ist persönliches Handeln Gottes. Es zeigt seine liebevolle Zuwendung zu den Menschen, um sie durch die Frohe Botschaft für sein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens zu gewinnen. Davon sprechen die prophetischen Bücher des Alten Testaments in vielerlei Weise. Propheten werden beauftragt in Gottes Namen tätig zu sein.
In den Evangelien finden wir viele Beispiele, wie Jesus in Synagogen und Häusern, auf Plätzen und Straßen und am Ufer des Sees öffentlich wirkt. Sowohl in Reden vor großen Menschenmengen wie auch in Einzelgesprächen spricht Jesus die Menschen an. Jesus ist ein Meister der Kommunikation.  Er nimmt sie mit ihren Erfahrungen ernst und öffnet ihnen im Gespräch die Augen für eine neue Wirklichkeit. Als menschgewordener Sohn Gottes geht Jesus als einer von uns auf die Menschen zu.
Öffentlichkeitsarbeit, die sich am beziehungsfreudigen, kommunikativen und werbenden Handeln Gottes orientiert, wird den Menschen diese Liebe Gottes vermitteln. Wie die Verkündigung Jesu kann sie Menschen mit der Frohen Botschaft konfrontieren und zur Entscheidung motivieren. Öffentlichkeitsarbeit hat in diesem Sinne missionarischen Charakter. Jesus gibt seinen Jüngern den Auftrag: "Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündigt von den Dächern" (Mt 10,27). Nach seiner Auferstehung sagt er der österlichen Gemeinde: "Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern" (Mt 28, 19a).
Die Gemeinde ist ein wichtiger Raum für die Kommunikation. Andere Räume sind unsere Kindergärten und Schulen, unsere Bildungseinrichtungen, karitativen Einrichtungen und Krankenhäuser, überpfarrliche Angebote in besonderen Lebenssituation usw. Hier kommen Menschen zusammen, sprechen miteinander und lassen sich auf Beziehungen ein. Ursprung und Mitte dieses Beziehungsnetzes ist Jesus Christus. Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden hat sich an seinem Wort und Handeln zu orientieren.
Es gibt eine Vielzahl von Organisationen und Einrichtungen mit konkurrierenden Angeboten zur Sinnfindung, Wertorientierung und Freizeitgestaltung. Mit dem großen Themen- und Veranstaltungsangebot und den verschiedensten Lebensentwürfen in der modernen Gesellschaft zeigt sich eine neue Unübersichtlichkeit. Die neuen Medien wie Privatfernsehen und Internet bieten darüber hinaus neben Informationen Erfahrungsaustausch und Lebenshilfe. In dieser Konkurrenz stehen auch die Angebote der Pfarrgemeinden, Verbände und kirchlichen Einrichtungen. Immer mehr stellt sich die Frage der Plausibilität: Warum macht es Sinn in der Kirche zu sein, in dieser Gemeinschaft zu leben und sich zu engagieren?
Öffentlichkeitsarbeit hilft Transparenz zu schaffen, Angebote zu kommunizieren und Menschen für die Frohe Botschaft zu interessieren. Öffentlichkeitsarbeit sieht die Menschen in ihrer Nähe und Distanz zur Gemeinde, nimmt sie ernst und entwickelt entsprechende Möglichkeiten der unterschiedlichen Teilnahme.
Die Entwicklung und Realisierung eines Konzeptes von Öffentlichkeitsarbeit gehört zum Auftrag einer Pfarrgemeinde. Dieser ergibt sich aus dem Wirken und der Botschaft Jesu. Zum Auftrag der Pfarrgemeinde gehört es ebenso in einer sich verändernden Welt im Sinne Jesu öffentlich Profil zu zeigen und seine Botschaft verständlich und überzeugend zu verkünden.
2.    AUFGABEN DER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
2.1   Öffentlichkeitsarbeit informiert
Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist es, Menschen gezielt zu informieren. Es geht zum einen um die Information der eigenen Mitglieder mit Blick auf ihre unterschiedliche Nähe zur Pfarrgemeinde. In gleichem Maße geht es um die Präsenz in einer sich verändernden Gesellschaft, in der die Kirche zunehmend als eine Institution unter vielen wahrgenommen wird. Durch die Information über wichtige Standpunkte und Positionen erhält der Einzelne die Möglichkeit zur Orientierung und zur Information. Damit bekommt die Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Aufgabe im Hinblick auf die Lebensgestaltung und Sinnorientierung der Menschen.
2.2   Öffentlichkeitsarbeit macht aufmerksam
Kirche hat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit vielen unterschiedlichen Kompetenzen. Alles, was die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Pfarrgemeinde unternehmen, dient letztlich dem Ziel, dass menschliches Leben unter dem Zuspruch und Anspruch Gottes gelingt. Auf dieses Ziel hin sollen die Angebote und Botschaften einer Pfarrgemeinde besonders nützlich und hilfreich für das Alltagsleben sein. Möglichst viele Menschen sollen den Geist der Liebe Gottes erfahren und sich der Botschaft des Reiches Gottes öffnen. Sie sollen auf die Angebote aufmerksam werden, sich hierfür interessieren, sie bejahen und sich schließlich engagieren. Die Pfarrei und ihre Einrichtungen bieten viele Aktionen, Projekte und Veranstaltungen an. Diese möglichst vielen Menschen bekannt zu machen, ist eine besondere Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit.
2.3   Öffentlichkeitsarbeit stiftet und pflegt Beziehungen
Beziehungen zu knüpfen und im Sinne Jesu zu gestalten - diese Aufgabe ergibt sich für die Öffentlichkeitsarbeit aus dem Wesen Gottes und des Menschen. So wie Gott ein beziehungsfreudiger Gott ist, so ist auch ein Mensch allein sich immer ein bisschen zu wenig. Deshalb muss die Kirche Begegnungsräume schaffen. Hier kann Vertrauen aufgebaut und gepflegt werden. Gelingt dies, so kann die Pfarrgemeinde Heimat und Identifikation mit der Kirche ermöglichen.
Dabei sind die Menschen mit ihren unterschiedlichen Glaubensgeschichten selbst in ihrer je eigenen Weise und Verantwortung Teil des Beziehungsnetzes Pfarrgemeinde. Paulus formuliert im ersten Brief an die Korinther: "Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen ... Den Gesetzlosen war ich sozusagen ein Gesetzloser ... um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten" (1 Kor 9,20-22). Er formuliert damit nicht ein Credo größtmöglicher Beliebigkeit oder der Anpassung an den Zeitgeist. Für ihn geht es mit einer Kommunikation auf Augenhöhe die Botschaft Jesu verständlich und erfahrbar zu machen. Öffentlichkeitsarbeit ist auf menschliche Beziehung und Nähe angewiesen.
2.4   Öffentlichkeitsarbeit zeigt ein Erscheinungsbild
Das Erscheinungsbild einer Pfarrgemeinde oder eines Pfarrverbundes in der Öffentlichkeit ist in der Mediengesellschaft von großer Bedeutung. Bei der Auseinandersetzung mit dem Erscheinungsbild ist zuerst die Frage nach dem inneren Auftrag sowie dem Netzwerk der Beziehungen zu stellen. Wichtig ist dabei die Übereinstimmung zwischen äußerem Erscheinungsbild und der in der Pfarrei erfahrbaren Wirklichkeit. In dieser Glaubwürdigkeit kann den Menschen ein Sinnangebot gemacht werden, das keine Mogelpackung ist. Die christliche Botschaft und christliche Grundhaltungen können so langfristig ein Angebot zur Orientierung sein. Öffentlichkeitsarbeit meint in diesem Sinne zunächst eine Tätigkeit nach innen. Im Mittelpunkt steht dabei immer auch das eigene Verhalten: Ist das Verhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Pfarrei glaubwürdig und schlüssig? Glaubwürdig meint in diesem Zusammenhang, dass Reden und Handeln übereinstimmen. Schlüssig im Sinne von nachvollziehbar zielt auf Transparenz bei Entscheidungen und Zuständigkeiten. Es geht um einen ehrlichen Umgang miteinander, um Teamarbeit, Strategien von Konfliktlösung und Zusammenhalt. Dies ist Voraussetzung für eine überzeugende Darstellung nach außen.
3.    RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
3.1   Erscheinungsbild und Leitbild
3.1.1  Eine Pfarrgemeinde - unterschiedliche Vorstellungen
In der Öffentlichkeit gibt es unterschiedliche Vorstellungen von Pfarrgemeinde. Dies liegt einerseits an den verschiedenen Erfahrungen und Einblicken des Einzelnen. Andererseits gibt es oft nur ein diffuses Bild der Pfarrei in der Öffentlichkeit.
Weil es sehr differenzierte Angebote zur Wertorientierung und Sinnfindung gibt, ist ein klares und eindeutiges Profil der Pfarrgemeinde notwendig. In einem "religiösen Markt" ziehen die Menschen das Angebot der Pfarrgemeinde nur dann anderen vor, wenn es sich offen, kompetent und vertrauenswürdig präsentiert. Der Bezug zum Alltag spielt dabei eine besondere Rolle. Hier wird deutlich, dass die Öffentlichkeitsarbeit eine Schlüsselfunktion in der Seelsorge hat.
3.1.2 Erscheinungsbilder beeinflussen
In unserer Gesellschaft werden die Einstellungen der Menschen zu Unternehmen oder Organisationen in wachsendem Maße von den Berichten in den Medien positiv oder negativ beeinflusst. Zeitungsmeldungen, eine Aussage eines Vertreters in einer Talkrunde oder eine erlebte Veranstaltung können Einstellungen prägen und beeinflussen das Handeln. Aufgrund der zunehmenden Informationsfülle sind die Menschen immer mehr von vermittelten Informationen abhängig, die medial aufbereitet werden.
Die Bilder, Berichte und Aussagen über Kirche in den Massenmedien sind häufig auf wenige Reizthemen begrenzt. Oft kommt Kirche gar nicht zur Sprache. Dies hat Auswirkungen auf die Einstellung der Menschen, die keine direkten, persönlichen Kontakte zur Kirche und Pfarrgemeinde haben. Meinungen und Einstellungen von Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen oder Nachbarn prägen zusätzlich die Einstellung zu Glaube und Kirche mit.
Öffentlichkeitsarbeit einer Pfarrgemeinde hat die Aufgabe, ein positives und zutreffendes Erscheinungsbild zu erarbeiten, weiter zu entwickeln, zu vermitteln und vor allem persönliche Begegnungen zu ermöglichen.
3.1.3 Ein Leitbild entsteht im Dialog
Der Entwicklung eines Leitbildes für die Pfarrgemeinde geht ein längerfristiger Prozess voraus. Am Beginn des Entstehungsprozesses steht der Auftrag, den Jesus Christus seiner Kirche gegeben hat. Dieses Ziel muss in vielen kleinen Teilzielen erreicht werden. Auf diese Teilziele müssen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pfarrei einigen. Sie sind Grundlage ihrer Arbeit und prägen das Erscheinungsbild nach außen.
Ist ein klares und verständliches Leitbild entwickelt, so kann es über ein Zeichen, ein Logo, das Wiedererkennung garantiert, auch optisch kommuniziert werden. Die Informations- und Werbeträger werden mit diesem Logo versehen.
3.1.4 Kommunikationswege
Zur Kommunikation des Erscheinungsbildes tragen zum einen die verschiedenen Medien bei. Genauso wichtig und maßgebend aber ist die Kommunikationsarbeit von Einzelpersonen wie zum Beispiel eine Rede oder Handlung des Pfarrers, einer pastoralen Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters oder eines Mitgliedes des Pfarrgemeinderates. Letztlich trägt jedes Mitglied einer Gemeinde durch seine Kontakte seinen Teil dazu bei, was über Kirche gedacht und geredet wird.
3.2   Träger der Öffentlichkeitsarbeit
3.2.1 Der Pfarrgemeinderat als Leitungsgremium
Zur Aufgabe des Pfarrgemeinderates gehört es, die verschiedenen Gruppierungen, Verbände und Anliegen in einer Pfarrei und im Pfarrverbund zu vernetzen. Im Blick auf das Ziel der Seelsorge werden im Pfarrgemeinderat Teilziele formuliert, diskutiert und beschlossen. Auch wenn die Satzungen in deutschen Diözesen eine unterschiedliche Bewertung der Stellung des Pfarrgemeinderates in der Bandbreite zwischen Leitungs- und Beratungsgremium vornehmen, so kommt dem Pfarrgemeinderat ohne Zweifel eine Schlüsselfunktion innerhalb der Pfarrgemeinde zu. Im Pfarrgemeinderat kommen viele Informationen aus den verschiedenen Gruppierungen und Initiativen zusammen. Hier werden wichtige und bedeutsame gemeindliche Entscheidungen getroffen. Der Pfarrgemeinderat verdeutlicht durch seine Zusammensetzung, dass Gemeinde viele sind und jede und jeder eine Verantwortung und Gabe zur Gestaltung des Gemeindelebens hat.
Die Ziele der Pastoral werden im Pfarrgemeinderat formuliert, diskutiert und beschlossen. Sie sind Voraussetzung für die Entwicklung eines Leitbildes. Dies sind zentrale Aufgaben eines Pfarrgemeinderates.
Die Gemeinde vor Ort lebt von aktiven kleinen, überschaubaren Gruppen, die der Pfarrgemeinderat kennen und in ihrer Eigenständigkeit stärken und vernetzen sollte. Als öffentliches Vertretungsgremium der ganzen Gemeinde ist es ihm ein wichtiges Ziel, Transparenz zu schaffen und sowohl eigene Themen und Projekte wie auch die anderer Gruppierungen und Initiativen professionell in der Öffentlichkeit darzustellen. Der Pfarrgemeinderat mit dem Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit trägt in besonderer Weise dazu bei, dass dies gelingt.
3.2.2  Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit
Die Verbände, Gruppierungen und Einrichtungen sind für ihre Öffentlichkeitsarbeit selbst verantwortlich. Um diese Vielfalt in der Öffentlichkeitsarbeit der Pfarrgemeinde und des Pfarrverbundes angemessen, ausgewogen und professionell darzustellen, braucht es ein koordinierendes und unterstützendes Team. Dazu eignet sich in besonderer Weise der Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit. Er gibt zum Beispiel den Pfarrbrief heraus , in dem sich die verschiedenen Gruppierungen und Einrichtungen in eigener Verantwortung darstellen können. Ebenso kann er durch die Einrichtung einer Homepage für die Pfarrgemeinde ein Instrumentarium anbieten, welches die einzelnen Gruppen und Verbände nutzen und gestalten können. Hier hat der Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit eine koordinierende und motivierende Funktion.
Um diese Aufgaben effektiv und professionell wahrzunehmen, ist eine entsprechend ausgestattete Haushaltsstelle dauerhaft einzurichten.
3.2.3  Die Seelsorgerinnen und Seelsorger als Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit
Die Seelsorgerinnen und Seelsorger einer Pfarrgemeinde tragen durch ihre Rolle und ihr Amt eine wesentliche Verantwortung für das Erscheinungsbild einer Pfarrgemeinde. Durch ihre Person prägen sie den Kommunikationsstil in der Begegnung mit Einzelnen, Gruppen, der Gottesdienstgemeinde und den Bewohnerinnen und Bewohnern einer Gemeinde oder Stadt.
Ihre Aussagen gelten in der Öffentlichkeit als kirchlich-amtlich und damit auch verbindlich. Damit sind sie für die Öffentlichkeitsarbeit exponierte Meinungsbildner und dies in einem doppelten Sinn. Einerseits hat ihr Reden und Tun nach innen Gewicht und die Chance, die Vielfalt der Beziehungen und Unternehmungen zu fördern und zu pflegen. Sie können hier für Transparenz, gegenseitigen Respekt und die Rückbindung der gemeindlichen Aktivitäten an die Botschaft Gottes und seines Sohnes Jesus von Nazareth eintreten. Andererseits repräsentieren sie in der Öffentlichkeit eines Dorfes oder einer Stadt auch die Pfarrgemeinde und prägen das Erscheinungsbild entscheidend mit. Für lokale und überregionale Medien sind sie die Kirche betreffende Fragen kompetente Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner.
Öffentlichkeitsarbeit ist Bestandteil der Leitungsaufgabe von Seelsorgerinnen und Seelsorgern in der Gemeinde. Dabei werden unter anderen folgende Anforderungen an sie gestellt:
Auftritt in der Öffentlichkeit Informationsweitergabe intern und extern Hintergrundwissen zu den verschiedenen Medien und deren Einsatzmöglichkeiten Kontakt und Umgang mit Medienvertretern
Öffentlichkeitsarbeit erfordert immer mehr Arbeitsaufwand und Fachkompetenz. Die Delegation an kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellt hier eine wichtige Leitungsaufgabe dar. Damit können die verschiedenen Fähigkeiten und Kenntnisse in der Öffentlichkeitsarbeit für die Gemeinde gefördert und genutzt werden.
Professionelles Auftreten als öffentliches Repräsentieren der Gemeinde muss gelernt sein. Eine entsprechende Ausbildung sollte für alle Hauptamtlichen bereits in der Phase zwischen Studienabschluss und Gemeindeeinsatz durchgeführt werden. Dies sollte Bestandteil der diözesanen Ausbildungsordnungen sein. Eine regelmäßige Weiterbildung ist aufgrund der sich ständig entwickelnden Medienlandschaft notwendig. Die diözesanen Bildungswerke sollten für haupt- und ehreamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu entsprechende Fortbildungen entwickeln und anbieten.
3.2.4  Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarrgemeinde - Ein Ausblick
Alle Gemeinden sind heute nicht mehr in der Lage, den pluralen Situationen angemessen zu begegnen. Kooperation und Arbeitsteilung sind angesagt, um eine differenziertere Pastoral zu ermöglichen, die den verschiedensten Lebenssituationen gerechter wird. Außerdem machen die geringere Zahl der Priester und geringeren finanziellen Möglichkeiten eine pastorale Kooperation notwendig.
Darum müssen sich die Gemeinden unter dem Begriff der kooperativen Pastoral vernetzen. Dieser Prozess einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen muss von Seiten der Verantwortlichen in den Diözesen beratend begleitet werden.
Für die Kooperation von mehreren Gemeinden, die künftig eine pastorale Einheit bilden sollen, kommt der Öffentlichkeitsarbeit eine zentrale Rolle für diese Entwicklung zu.
4.    METHODEN UND MEDIEN DER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Um die Menschen in der Gemeinde und auch darüber hinaus zu erreichen, nutzt die Öffentlichkeitsarbeit verschiedene Methoden und Medien. Von vorrangiger Bedeutung bleibt aber der persönliche Kontakt. Er bietet die Chance zum Dialog, auf Kritik und Einwände kann unmittelbar reagiert werden und er fördert die Beziehungen der Menschen untereinander.
Einige Beispiele für persönliche Kontakte:
Einzelbegegnungen Verschiedene Gruppierungen und Gruppen Veranstaltungen Pfarrversammlungen Besuchsdienste Feste Gratulationen Ausstellungen Tage der offenen Tür Pressegespräche
Die Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarrgemeinde nutzt Medien im lokalen wie im überregionalen Bereich.
Einige Beispiele für lokale Medien:
Pfarrbrief Gemeindewegweiser Begrüßungsbrief Gottesdienstordnung Schriftenstand Schaukasten Plakate Handzettel Persönlicher Brief Werbung im Kino Lokale Presse Lokalradio Lokalfernsehen Jahrespressekonferenz
Einige Beispiele für überregionale Medien:
Kirchenzeitung Fachzeitschriften Zeitschriften und Magazine Öffentlich rechtlicher Rundfunk Privater Rundfunk Internet
Eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit wird die unterschiedlichen Medien und Methoden nutzen. Dabei muss im konkreten Einzelfall geprüft werden, welche Methode oder welche Medien für die Öffentlichkeitsarbeit notwendig und sinnvoll sind. Hierbei stellt die Bedeutung des jeweiligen Ereignisses das entscheidende Kriterium für die Auswahl dar.
5.    ZEHN THESEN FÜR EINE GELINGENDE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT IN DER PFARRGEMEINDE
Öffentlichkeitsarbeit gehört zu den Kernaufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Pfarrgemeinde. Dies ergibt sich aus der Art und Weise der biblischen Verkündigung. Öffentlichkeitsarbeit ist zuerst Beziehungsarbeit. Sie prägt das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit und kommuniziert verständlich die christliche Botschaft. In der heutigen Mediengesellschaft ist das Leitbild einer Pfarrgemeinde von zentraler Bedeutung. Es muss deutlich machen, dass keine Pfarrgemeinde mehr für sich bestehen kann. Dieses bedarf der Entwicklung, Pflege und Kommunikation nach innen und außen. Öffentlichkeitsarbeit bedient sich eines breiten Spektrums von Methoden und Medien. Der Pfarrgemeinderat besitzt bei der Öffentlichkeitsarbeit eine Schlüsselrolle. Der Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit koordiniert, unterstützt und motiviert die verschiedenen Aktivitäten und Projekte. Die kirchlichen Gruppierungen, Initiativen und Verbände tragen in Kooperation mit ihm eigenständig Verantwortung für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger tragen durch ihre Rolle und ihr Amt wesentliche Verantwortung für das Erscheinungsbild einer Pfarrgemeinde. Öffentlichkeitsarbeit braucht Professionalität. Dazu sind qualifizierende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Haupt- und Ehrenamtliche notwendig. Für die Öffentlichkeitsarbeit sind entsprechende Finanzmittel im Haushalt auszuweisen. Die neuen Formen der Kooperation zwischen gewachsenen Pfarreien brauchen zu ihrer positiven Entwicklung Öffentlichkeitsarbeit, die diese Prozesse nach innen und außen kommunizieren und transparent macht.
15. März 2001
Anmerkungen
name="Anm01"1 Vgl. Pastoralkonstitution "Communio et progressio" vom 23. Mai 1971 (Trier 1971) 11.
- zurück zum href="#Text01" - name="Anm02"2 Vgl. Grkundlagenpapier zur Pfarrbriefarbeit vom 11. Mai 1995. Eine Handreichung der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (Bonn 1995).
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