| Pressemeldung | Nr. 117

Für eine gerechtere und menschlichere Migrationspolitik

Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz stellte in Bonn Studie zur Arbeitsmigration vor

„Ökonomisch motivierte Migration zwischen nationalen Eigeninteressen und weltweiter Gerechtigkeit“ lautet der Titel einer Studie der Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ der Deutschen Bischofskonferenz, die heute in Bonn vorgestellt wurde. Die Arbeit in der Integrationsförderung sowie im Flüchtlings- und Asylbereich gehöre „zum Kern seelsorglicher und sozialer Arbeit in der Kirche“, erklärte der Vorsitzende der Migrationskom-mission der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dr. Josef Voß (Münster). Die Studie solle jenseits der tagesaktuellen Debatten zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen. Der Vorsitzende der Unterkommission für wissenschaftliche Aufgaben im weltkirchlichen Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger (München und Freising), bezeichnete ihre Ergebnisse als eine wertvolle Hilfe für die weltkirchliche Arbeit der katholischen Kirche in Deutschland. Zugleich lade die Studie die kirchliche, entwicklungspolitische und allgemeine Öffentlichkeit zu einer intensiveren Diskussion ein.

Arbeitsmigration hat für Herkunfts- wie Aufnahmeländer ambivalente Folgen. Dies führe zu Gerechtigkeitsproblemen, so Voß. Eine Begrenzung von Migration sei moralisch jedoch nur dann zu rechtfertigen, „wenn die reichen Staaten endlich überzeugend die Ursachen bekämpfen, die Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen.“ Dazu gehörten eine umfassende und nachhaltige Entwicklungspolitik, eine gerechte Wirtschafts- und eine friedensorientierte Außenpolitik. Die Aufnahmeländer müssten außerdem den rechtlichen und sozialen Status von Zuwanderern verbessern. Beispielhaft nannte der Weihbischof ein verbessertes Aufenthaltsrecht, Erleichterung des Familiennachzugs und Integrationsförderung. Die Ereignisse in Frankreich zeigten, wie entscheidend gerade für junge Migranten eine Zukunftsperspektive sei, betonte Voß.

Die Ambivalenz der Arbeitsmigration zeigte Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger am Beispiel des so genannten „Brain drain“: Häufig verlassen gerade gut ausgebildete Fachkräfte ihr Land. Während die Herkunftsländer damit jene Bürger verlieren, die sie für die Entwicklung des Landes brauchen, profitieren die Aufnahmeländer von ihrer Arbeitskraft. Zugleich bilden aber ihre Überweisungen einen wesentlichen Teil des volkswirtschaftlichen Einkommens des Herkunftslandes. Hier braucht es geeignete Kompensationsinstrumente, die Auswanderung nicht verhindern, aber dazu beitragen, die Lasten gerechter zu verteilen, erklärte Haßlberger. „Es muss nach geeigneten Verfahren gesucht werden, mit denen Aufnahmeländer oder die Migranten selbst zur Finanzie¬rung des Bildungssystems im Herkunftsland beitragen.“

Die Studie entwickelt aus sozialethischer Perspektive Kriterien, unter deren Berücksichtigung Migration zu erlauben und unter klar definierten Bedingungen eventuell sogar zu fördern ist. Der Vorsitzende der Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“, Professor Dr. Gerhard Kruip (Hannover), führte sie aus: Armutsbekämpfung in den Herkunftsländern; Begrenzung und Kompensation des Brain Drain; Begrenzung und Steuerung von Migration (weder vollständige Freizügigkeit noch vollständiges Verbot); ethisch begründbare Kriterien für die Auswahl von Migranten (Vermeidung von Willkür, keine Diskriminierung); Achtung der Menschenrechte. Aufgabe der Nationalstaaten, regionaler Zusammenschlüsse wie der EU und der internationalen Staatengemeinschaft insgesamt sei es, Migration aus wirtschaftlichen Gründen politisch gerechter zu gestalten und menschlicher zu organisieren.
Die christlichen Kirchen seien auf Grund ihres Menschenbildes, ihrer Botschaft und ihrer eigenen internen Pluralität in besonderer Weise geeignet, aber auch verpflichtet, sich für eine Welt einzusetzen, in der eine menschenwürdige Migration möglichst ohne Verlierer möglich wird.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz