Angesichts der »von schweren Unregelmäßigkeiten« belasteten Wahl in der Ukraine fordert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, dass »die Völker und Staaten unseres Kontinents ... deutlich machen (müssen), dass allein die Prinzipien des Rechts und demokratischer Selbstbestimmung die Grundlage für eine gemeinsame und friedliche Entwicklung bilden können.« In einem Schreiben an den Großerzbischof von Lemberg, Kardinal Lubomyr Husar, und an den Erzbischof von Lemberg, Kardinal Marian Jaworski, drückt er zugleich seine Solidarität aus »mit allen, die sich gewaltfrei und mit Augenmaß und Vernunft um eine Lösung der schwierigen Situation bemühen«. Die Situation sei »nur zu retten, wenn nun alles getan werde, um dem authentischen Willen der ukrainischen Wähler zum Durchbruch zu verhelfen«, so Lehmann weiter. Es gehe nicht nur um Freiheit und Demokratie in der Ukraine. »Auch Stabilität und Integrität des ganzen Europa stehen auf dem Spiel.«

Das Schreiben von Kardinal Karl Lehmann im Wortlaut:

»Sehr verehrter, lieber Herr Kardinal Husar!
Sehr verehrter, lieber Herr Kardinal Jaworski!

Die Ereignisse, die die Ukraine derzeit erschüttern, lassen auch mich nicht unberührt. Wir haben ja mehrfach über die Situation in Ihrer Heimat gesprochen. Meine Solidarität gilt in dieser Stunde allen, die sich gewaltfrei und mit Augenmaß und Vernunft um eine Lösung der schwierigen Situation bemühen.

Allen Informationen zufolge, die die Wahlbeobachter und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zur Verfügung gestellt haben, war die Wahl des Präsidenten der Ukraine sowohl in der ersten wie in der entscheidenden zweiten Runde von schweren Unregelmäßigkeiten belastet. Die damit entstandene Situation ist nur zu retten, wenn nun alles getan wird, um dem authentischen Willen der ukrainischen Wähler zum Durchbruch zu verhelfen.

Es geht in diesen Tagen um Freiheit und Demokratie in der Ukraine. Mehr noch: Auch Stabilität und Integrität des ganzen Europa stehen auf dem Spiel. Die Völker und Staaten unseres Kontinents müssen deutlich machen, dass allein die Prinzipien des Rechts und demokratischer Selbstbestimmung die Grundlage für eine gemeinsame und friedliche Entwicklung bilden können.

In diesen schwierigen Augenblicken bin ich Ihnen und allen Christen, die für Frieden und Gerechtigkeit in Ihrem Land eintreten, im Gebet besonders nahe.

In der Verbundenheit im Herrn grüße ich Sie herzlich,
Ihr

Karl Kardinal Lehmann«