| Pressemeldung | Nr. 067

Erzbischof Schick beendet Besuch in Kroatien

„Um die Einheit Europas zu stärken“

Gestern Abend (Donnerstag, 25. April 2019) hat der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), eine viertägige Reise nach Kroatien beendet. Mit der Reise wurde ein Beschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2018 in Ingolstadt umgesetzt, die Kontakte zur Kirche in Ost-, Mittelost- und Südosteuropa zu vertiefen. „Die politischen und sozialen, auch die kulturellen und damit verbundenen religiösen Friktionen in Europa nehmen zu. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Europäer scheint schwächer zu werden“, erklärte Erzbischof Schick. „In dieser Situation ist es wichtig, dass die Beziehungen der katholischen Kirchen in Ost und West, wozu der ökumenische Dialog gehört, verstärkt werden. Die Kirche stand an der Wiege Europas. Zu ihrem gemeinsamen Auftrag gehört die Bildung von universaler Gemeinschaft für das Gemeinwohl. Die Kirchen sind heute verpflichtet, die gemeinsame Heimat Europa mit dem Zeugnis für die Werte des Evangeliums, vor allem der Freiheit und der Einheit, der Eigenverantwortung und Solidarität, zusammenzuhalten und weiterzuentwickeln. Alle meine Gesprächspartner in Kroatien haben mich in dieser Einschätzung bestärkt.“

„Ich bin in Kroatien einer lebendigen, im religiösen und sozialen Leben sowie im Bildungsbereich engagierten Kirche begegnet. Die Berufungen zum priesterlichen Dienst sind stabil und die Verbindung der Jugend zur Kirche stärker als in Westeuropa“, schilderte der Erzbischof seine Eindrücke. „Die Kirche steht aber auch vor großen Herausforderungen. Die kroatische Gesellschaft muss die kommunistische Vergangenheit aufarbeiten und sich mit der derzeitigen gesamteuropäischen Gegenwart auseinandersetzen. Die katholische Kirche ist in dieser spannungsvollen Situation hoch motiviert, an der Bewältigung dieser Aufgabe mit ihrer eigenen Tradition mitzuwirken.“

Erzbischof Schick, der vom Hauptgeschäftsführer von Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit Osteuropa, Pfarrer Dr. Christian Hartl, begleitet wurde, besuchte die slawonischen Städte Dakovo und Pozega sowie die Hauptstadt Zagreb und führte dort Gespräche. Slawonien gehört zu den ländlichen Teilen Kroatiens, die von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes weniger profitieren. Hier ist die Auswanderung besonders stark. „Die Bischöfe aus der Region, aber auch die Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kroatien haben mir berichtet, dass die Emigration aus Kroatien in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Früher – so berichteten sie unisono –  gingen die Männer nach Westeuropa um Geld für Zuhause zu verdienen. Heute wandern ganze Familien aus und kommen nicht wieder. Zurück bleiben die Alten, für die der Familienverband immer weniger sorgen kann. Ganze Landstriche in Kroatien drohen entvölkert zu werden. Bisher gibt es keine Konzepte, wie diese Entwicklung aufgehalten werden kann. Als Gründe für die Auswanderung werden neben fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven die verbreitete Korruption und das mangelnde Vertrauen in die staatlichen Institutionen genannt“, so Erzbischof Schick. Im ländlichen Kroatien seien Tendenzen augenfällig, die auch in anderen Teilen Europas zunehmen. Die Länder der EU müssten dringend einen Ausgleich der wirtschaftlichen und sozialen Standards innerhalb der Länder und zwischen den Staaten Europas anstreben. Anderenfalls werde es immer mehr starke Metropolen und absterbende Provinzen geben, was für die Zukunft Europas unbedingt verhindert werden müsse.

Erzbischof Schick kam bei seinem Besuch unter anderem mit dem Zagreber Erzbischof, Kardinal Josip Bozanič, dem Vorsitzenden der Kroatischen Bischofskonferenz, Erzbischof Želimir Puljič, Erzbischof Djuro Hranič (Đakovo-Osijek), Bischof Antun Škvorčevič (Požega), dem Generalsekretär der Bischofskonferenz von Kroatien, Bischof Petar Palič (Hvar) sowie dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Giuseppe Pinto zusammen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass die Kriege, die vor mehr als 20 Jahren zum Auseinanderbrechen Jugoslawiens geführt haben, bis heute nachwirken. „Kroatien ringt sowohl um seine nationale Identität als auch um seinen Platz in Europa. Das westliche Europa wird als dominant, manchmal auch als arrogant wahrgenommen; von den zur orthodoxen Welt gehörenden Serben und von der mehrheitlich islamischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina trennen die Kroaten die noch nicht aufgearbeitete Kriegsgeschichte und die religiös-kulturellen Unterschiede. Die katholische Kirche ist in dieser Situation bemüht, die mehrheitlich zur katholischen Kirche gehörenden Kroaten auf der Grundlage des katholischen Glaubens zu einen. Dabei sieht sie ihre Verpflichtung, Kroatien mit den angrenzenden Völkern zu versöhnen – eine Aufgabe, die hoch kompliziert ist und wahrscheinlich noch lange Zeit in Anspruch nehmen wird.“

Während seines Besuchs hatte Erzbischof Schick auch Gelegenheit, kirchliche Projekte im Bildungsbereich kennenzulernen. Nachdem die Kirche in der Zeit des Kommunismus daran gehindert war, sich an der Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu beteiligen, wurden seit den 1990er Jahren fast 30 katholische Schulen im Land gegründet. In diesen wird den jungen Menschen eine gesamtheitliche Bildung im Geist des Evangeliums vermittelt. Darüber hinaus wurde 2010 auf Initiative von Kardinal Bozanič die Katholische Universität Zagreb ins Leben gerufen. „Wenngleich noch im Aufbau begriffen, hat die Universität mich sehr beeindruckt. Sie forscht und lehrt bislang in den Fakultäten Geschichte, Psychologie, Soziologie, Betriebswirtschaft und Krankenpflege. Dabei vermittelt sie mit der fachlichen Ausbildung auch menschliche Formung mit den Werten des Christentums. Mit dem Bildungsangebot trägt die Kirche zur Entwicklung der ganzen Gesellschaft bei“, so Erzbischof Schick.

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