| Pressemeldung | Nr. 42

Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre DOMINUS IESUS über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, zu der Erklärung

Die Kongregation für die Glaubenslehre veröffentlicht am 5. September 2000 die Erklärung Dominus Iesus über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche. Die Erklärung wurde vom Papst am 16.6.2000 bestätigt. Sie fasst einige Aussagen zum Kern unseres Glaubens zusammen, die für den Dialog mit den nichtchristlichen Religionen und auch für das ökumenische Gespräch von Bedeutung sind.

Die Erklärung richtet sich an Bischöfe, Theologen und alle katholischen Gläubigen. Anlass sind gewisse Unsicherheiten, Verkürzungen und Relativierungen von Glaubensinhalten, die in letzter Zeit weltweit bei der Diskussion über das Verhältnis des Christentums zu den nichtchristlichen Religionen aufgetreten sind. Die Erklärung will helfen, "Lösungen zu entwickeln, die mit dem Glaubensgut übereinstimmen und auf die kulturellen Bedürfnisse unserer Zeit antworten." (Nr. 3). Sie tut dies in dreifacher Weise: (1) Sie legt Lehren des katholischen Glaubens erneut dar, (2) sie nennt Probleme, die weiteren vertieften Nachdenkens bedürfen und (3) sie weist irrige oder wenigstens zweideutige Positionen zurück.

Die Kongregation für die Glaubenslehre erinnert an zentrale Aussagen über Jesus Christus und die Kirche mit ihrem Evangelisierungsauftrag, wie sie in vielen, reichlich zitierten Dokumenten des II. Vaticanum, Päpstlichen Schreiben (z. B. Enzyklika Redemptoris missio) sowie Texten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog und der Kongregation für die Evangelisierung der Völker enthalten sind. Auf dieser Grundlage weist die Erklärung Meinungen und Theorien zurück, die die absolute und universale Bedeutung Jesu Christi für das Heil der Welt oder die Heilssendung der Kirche für die gesamte Menschheit schmälern bzw. relativieren oder zentrale Glaubensinhalte beliebig erscheinen lassen.

Die Internationale Theologen-Kommission hat bereits in ihrem 1997 erschienenen Dokument "Das Christentum und die Religionen" (vgl. Arbeitshilfen Nr. 136, hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz) darauf hingewiesen, dass im interreligiösen Dialog die Wahrheit des christlichen Glaubens und die zentrale Bedeutung Jesu Christi nicht zur Disposition stehen dürfen.

Die Kongregation konkretisiert dieses Anliegen dahingehend, dass sie alle Ansätze mit dem christlichen Glauben für unvereinbar erklärt, die die Fülle und Endgültigkeit der Offenbarung Jesu Christi verschleiern, sie beispielsweise als unvollkommen und ergänzungsbedürftig hinstellen. Demgegenüber stellt die Erklärung klar: Jesus von Nazareth ist nicht nur eine historische Gestalt, die Göttliches geoffenbart hat, aber durch andere Heilsgestalten ergänzt werden müsste, Jesus Christus ist vielmehr das ewige Wort, das Mensch geworden ist, er ist der Mittler und Erlöser für alle Menschen. Es gibt nur die eine Heilsordnung des einen und dreifaltigen Gottes, die ein für alle Mal im Geheimnis von Menschwerdung, Tod und Auferstehung des Sohnes Gottes den Menschen mitgeteilt wird.

Auch andere Fragestellungen werden angesprochen, wie das Verhältnis zwischen dem Glauben an die geoffenbarte Wahrheit und den inneren Überzeugungen in anderen Religionen oder die Wertigkeit der heiligen Schriften in anderen Religionen im Verhältnis zu den inspirierten Schriften des Alten und des Neuen Testaments.

Welche Bedeutung religiöse Erfahrungen in anderen Religionen im Heilsplan Gottes haben und auf welche Weise die heilbringende Gnade Gottes den einzelnen Nichtchristen erreicht, darüber muss im Anschluss an die Aussagen des II. Vaticanum (vgl. dazu Lumen Gentium, 16; Gaudium et spes, 19-21; Ad gentes, 7 und die Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen "Nostra aetate") weiter nachgedacht und theologisch geforscht werden.

Der Herr selbst ist in der Kirche gegenwärtig. Sie ist untrennbar mit ihm verbunden. Wie es nur einen einzigen Jesus Christus gibt, so gibt es nur einen einzigen Leib Jesu Christi. Es ist feste Glaubensüberzeugung, dass diese Kirche in der katholischen Kirche verwirklicht ist (vgl. "subsistit in ...": Lumen Gentium, 8). Zugleich ist daran festzuhalten, dass "außerhalb ihres sichtbaren Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind" (Lumen Gentium, 8, vgl. ebd., 16; Unitatis redintegratio, 3). In einem differenzierten Sinne erkennt das Zweite Vatikanische Konzil die verschiedenen nichtkatholischen Glaubensgemeinschaften als Kirchen und kirchliche Gemeinschaften an, mit denen sie sich in unterschiedlicher Nähe verbunden weiß, mit denen aber (noch) keine vollkommene Einheit gegeben ist. Die apostolische Sukzession und die volle Wirklichkeit der Eucharistie sind dabei unaufgebbare Voraussetzungen und bleibende Kriterien. Nicht zuletzt darum hat der Präfekt der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, in einer "Note über den Ausdruck ,Schwesterkirchen'" vom 30.06.2000 darauf hingewiesen, dass sich der Ausdruck "Schwesterkirchen" im theologisch strengen Sinn auf das Verhältnis zwischen der Kirche von Rom und den orthodoxen Kirchen bezieht. Der Ausdruck "Schwesterkirchen" kann Anwendung finden auf Teilkirchen, darf aber im Plural nicht auf der Ebene der im Credo bezeugten einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche Verwendung finden. Es gibt nur eine einzige Kirche (vgl. Lumen Gentium, 8).

Die fehlende Einheit ist für alle eine Wunde. Dies gilt auch für die katholische Kirche. "Obgleich nämlich die katholische Kirche mit dem ganzen Reichtum der von Gott geoffenbarten Wahrheit und der Gnadenmittel beschenkt ist, ist es doch Tatsache, dass ihre Glieder nicht mit der entsprechenden Glut daraus leben, so dass das Antlitz der Kirche den von uns getrennten Brüdern (und Schwestern) und der ganzen Welt nicht recht aufleuchtet und das Wachstum des Reiches Gottes verzögert wird. Deshalb müssen alle Katholiken zur christlichen Vollkommenheit streben ... Auf diese Weise werden sie die wahre Katholizität und Apostolizität der Kirche immer vollständiger zum Ausdruck bringen - Auf der anderen Seite ist es notwendig, dass die Katholiken die wahrhaft christlichen Güter aus dem gemeinsamen Erbe mit Freude anerkennen und hochschätzen, die sich bei den von uns getrennten Brüdern (und Schwestern) finden ... Aber gerade die Spaltungen der Christen sind für die Kirche ein Hindernis, dass sie die ihr eigene Fülle der Katholizität in jenen Söhnen (und Töchtern) wirksam werden lässt, die ihr zwar durch die Taufe zugehören, aber von ihrer völligen Gemeinschaft getrennt sind. Ja, es wird dadurch auch für die Kirche selber schwieriger, die Fülle der Katholizität unter jedem Aspekt in der Wirklichkeit des Lebens auszuprägen." (Unitatis redintegratio, 4) Man sieht an dieser vielschichtigen Aussage des Konzils, wie man über diese schwierige Frage zu sprechen bemüht bleiben muss. Daher muss sich die theologische Forschung noch intensiver der weiteren Klärung dieser zentralen Frage zuwenden, die eng mit dem Problem der Kriterien der Einheit der Kirche verbunden ist.

Die Erklärung bietet klare Orientierungspunkte für einen gedeihlichen Dialog mit den nichtchristlichen Religionen. Interreligiöser Dialog kann nur gelingen, wenn wir nichts von dem ablehnen, was in anderen Religionen heilig und wahr ist, gleichzeitig aber auch die Wahrheit unseres eigenen Glaubens nicht verschweigen. Das Ernstnehmen des Dialogpartners und die eigene Selbstachtung ohne Hintanstellung eigener Überzeugungen bedingen einander. Nur so führt ein Dialog zu gegenseitiger Kenntnis und wechselseitiger Bereicherung.

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