| Pressemeldung | Nr. 080

Entschädigung, Versöhnung, Erinnerung

Kardinal Lehmann und Dr. Neher ziehen Bilanz zum Entschädigungsfonds für Zwangs- und Fremdarbeiter in kirchlichen Einrichtungen

Die Arbeit des Entschädigungsfonds der katholischen Kirche hat sich gelohnt: an 594 Personen konnte die Entschädigungssumme von je 2.556 Euro ausgezahlt werden. Rund 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs war diese Geste der Entschuldigung und Versöhnung für die betroffenen Frauen und Männer von großer Bedeutung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, und der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Monsignore Peter Neher, zogen am Mittwoch (31.08.2005) auf einer Pressekonferenz in Mainz eine Schlussbilanz der Arbeit des kirchlichen Entschädigungs- und Versöhnungsfonds, den die Deutsche Bischofskonferenz am 28. August 2000 eingerichtet hatte.
Die katholische Kirche hatte sich damals mit der Einrichtung des kirchlichen Fonds für ein eigenes Modell entschieden. "Unsere Überlegungen orientierten sich an drei Leitlinien: Entschädigung, Versöhnung, Erinnerung", begründete Kardinal Lehmann diesen Weg. Sie ständen in einem untrennbaren Zusammenhang. "Ein angemessener Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus kann sich nicht in der Zahlung einer eher symbolischen materiellen Leistung erschöpfen", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die Einrichtung eines Versöhnungsfonds sei daher wesentlicher Bestandteil des Doppelbeschlusses der Deutschen Bischofskonferenz im Sommer 2000 gewesen. Mit der Auswahl der Förderprojekte des Versöhnungsfonds wurde die Solidaritätsaktion deutscher Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, RENOVABIS, beauftragt. Bislang seien auf diesem Wege 175 Projekte mit mehr als 2,5 Millionen Euro gefördert worden. Sie "bilden einen weiteren wichtigen Baustein in der bis in die sechziger Jahre zurückreichenden christlich-katholischen Versöhnungsarbeit", würdigte Lehmann die Arbeit des Versöhnungsfonds.
Mit der Einrichtung des kirchlichen Entschädigungsfonds sollte aber auch sichergestellt werden, dass möglichst viele Betroffene eine Entschädigung erhalten. Schon früh habe man vermutet, was die viereinhalbjährige Recherche bestätigt habe: "8 von 10 ausländischen Arbeitskräften der katholischen Kirche waren den Bereichen Landwirtschaft und Hauswirtschaft beschäftigt", so Lehmann. Dieser Personenkreis zählte nach geltender Rechtslage im Jahr 2000 als minderschwere Gruppe der Zwangsarbeiter. Man habe daher damit rechnen müssen, dass ihnen keine Entschädigungszahlungen der Bundesstiftung ausbezahlt worden wären. "Der Großteil kirchlicher Zwangsarbeiter wäre bei einer Beteiligung an der Bundesstiftung also leer ausgegangen", unterstrich Lehmann.
Das hohe Engagement aller Beteiligten bei den Recherchen und der Bearbeitung der Anträge wurde von Monsignore Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, besonders gewürdigt. "Die Caritas-Strukturen in den jeweiligen Ländern, die Unterstützung durch die dortigen Pfarrgemeinden und die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen dem Kirchlichen Suchdienst und den Archivaren der Diözesen haben dies ermöglicht." Die Mühen des Suchens und Findens seien von den meisten betroffenen Menschen als Geste der Entschuldigung und Versöhnung verstanden worden. Dies habe für die heute hoch Betagten einen hohen Wert, wie zahlreiche Schreiben und Gespräche gezeigt hätten.
Es habe auf allen Ebenen eine gute Zusammenarbeit und Unterstützung gegeben, lobte Kardinal Lehmann abschließend die Arbeit der vergangenen Jahre. "Im Namen der Menschen, bei denen wir durch diesen Einsatz die Chance der Versöhnung bekommen haben, danke ich sehr herzlich allen genannten und ungenannten Helfern für ihren Einsatz, der manchmal nur deshalb zum Erfolg führte, weil die penible Einhaltung einengender Verwaltungsvorschriften weniger wichtig war als das Ziel der Entschädigung und Versöhnung."
Die Ergebnisse der Zwangsarbeiterrecherchen werden von der Kommission für Zeitgeschichte dokumentiert und voraussichtlich 2006 veröffentlicht werden.

Hinweis:
Die Statements von Kardinal Lehmann und Dr. Neher finden Sie im Internet unter www.dbk.de und .

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