Schreiben des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann an den Generalsekretär des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM), Mons. Carlos Aguiar Retes im Wortlaut:
"Sehr geehrter Bischof Retes,
mit großer Bestürzung haben wir von der Entführung des Präsidenten des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Erzbischof Jorge Enrique Jiménez, und seines Begleiters, den als "Pastor der Armen" bekannten Pfarrer Desiderio Orjuela, gehört. Diese Entführung ist nicht nur ein Angriff auf die Kirche in Kolumbien und Lateinamerika, sie richtet sich auch gegen alle friedensstiftenden Kräfte in dieser Konfliktregion. Gerade die Kirche gilt in Kolumbien als zuverlässige und glaubwürdige Instanz auf der Seite der Armen und Gewaltlosen.
Noch wurden die Entführer nicht identifiziert. Über die Motive dieser Tat kann daher nur spekuliert werden. Wie viele andere Priester und Bischöfe in Kolumbien ist er mehrmals bedroht worden. Mit diesem neuerlichen Gewaltakt ist einmal mehr die Notwendigkeit einer friedlichen Konfliktlösung in Kolumbien deutlich geworden. Erst im vergangenen März wurde der Erzbischof von Cali, Isaías Duarte Cancino, von der Drogenmafia vor einer Kirche erschossen.
Erzbischof Jiménez ist für uns ein wichtiger Partner in der Weltkirche. Wir kennen ihn seit Jahren auch aus vielen persönlichen Kontakten. Glaube und Leben sind bei ihm eng miteinander verbunden. Als Friedensmahner hat er sich immer deutlich hervorgetan. Dabei wirkt er stets vermittelnd, nie polarisierend.
Wir appellieren an alle Verantwortlichen, das Leben von Erzbischof Jiménez und von Pfarrer Orjuela nicht zu gefährden. Wir fühlen uns mit ihnen und der Kirche in Lateinamerika solidarisch verbunden. Auch die deutsche Ortskirche wird sich darum bemühen, dass die Entführten schnell und bedingungslos befreit werden.
In tiefer Verbundenheit
Ihr

Karl Kardinal Lehmann
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz"