| Pressemeldung | Nr. 097

„Die Kirche in Deutschland verfügt über reiche geistliche und geistige Traditionen"

Ansprache von Papst Benedikt XVI. an die zweite Gruppe der deutschen Bischöfe im Rahmen des Ad-Limina-Besuchs

Papst Benedikt XVI. hat am Samstag, den 18. November um 12.00 Uhr die zweite Gruppe der deutschen Bischöfe im Rahmen ihres Ad-Limina-Besuchs zu einer gemeinsamen Audienz empfangen.

In seiner Ansprache an die Bischöfe hat Papst Benedikt XVI. zum Ausdruck gebracht, dass er sich „von den Leistungen wie auch von den Herausforderungen der Kirche in Deutschland besonders berührt“ fühle.

Im Blick auf die notwendige stetige Erneuerung der Kirche betonte er, dass die Suche nach Reformen nicht in einen äußerlichen Aktivismus abgleiten dürfe. Auch wenn in der Kirche natürlich institutionell und strukturell geplant werden müsse, sollten kirchliche Institutionen, Pastoralpläne und andere rechtliche Strukturierungen den Blick auf das wirklich Wesentliche nicht verstellen, sondern am Maßstab der Glaubenswahrheit gemessen und danach ausgerichtet werden: „Letztlich muss und wird es der Glaube selbst sein, der in seiner ganzen Größe, Klarheit und Schönheit den Rhythmus der Reform vorgibt“, so Papst Benedikt. Eine situationsgerechte Weiterentwicklung der pastoralen Strukturen sollte Priestern und Mitarbeitern anvertraut werden, die über die notwendige Einsicht und über entsprechende theologische, kanonistische, kirchenhistorische und praktische Bildung sowie über pastorale Erfahrungen verfügen und denen „die Rettung der Menschen wahrhaft am Herzen liegt“. Zudem sei darauf zu achten, dass das Bild des Priesters, „der als Mann Gottes und der Kirche eine Pfarrgemeinde leitet“, bei der Um- und Neustrukturierung der Seelsorge nicht verschwimme und die Anziehungskraft des Priesterberufes nicht gemindert werde.

Papst Benedikt unterstrich erneut die Notwendigkeit des Laienapostolats. Zu den vielfältigen Aufgaben der Laien gehörten Verkündigung, Katechese, karitative Dienste, Medienarbeit, christliche Kulturinitiativen, das gesellschaftliche Engagement für einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens und für soziale Gerechtigkeit ebenso wie der Dienst als außerordentliche Kommunionspender, als Lektor oder als Leiter von Wortgottesdiensten. Dabei sei es wichtig, „dass diese Aufgaben nicht aus einem Anspruchsdenken, sondern aus dem Geist des Dienens heraus wahrgenommen werden“.

Der Papst ermutigte die deutschen Bischöfe, sich für die Glaubensverkündigung an junge Menschen unserer Zeit einzusetzen, die im Alltag meist eine säkularisierte, ganz aufs Materielle ausgerichtete Kultur erlebten und dennoch auf Gott warteten. Die Weltjugendtage, der Dienst der Ministranten, die Arbeit mit den Chören und die nach dem Konzil entstandenen „Bewegungen“ seien wichtige Wege der Jugendpastoral.

Im Blick auf die kirchlichen Hilfswerke sei darauf zu achten, dass sie in ihren Programmen und Aktionen dem „inneren Impuls der vom Glauben gedrängten Liebe entsprechen« und „nicht in politische Abhängigkeiten kommen“, so Papst Benedikt. Dazu sei eine enge Zusammenarbeit mit den Bischöfen und Bischofskonferenzen notwendig, die die Lage vor Ort kennen.

Der Heilige Vater rief die Bischöfe dazu auf, „alles zu tun, damit Ehe und Familie geformt, gefördert und ermutigt werden“. Die Schöpfungsordnung der Ehe werde heute immer mehr verwischt. Dadurch gerieten die Fundamente, auf denen die Existenz des Menschen und der Gesellschaft stehen, ins Wanken. Jungen Menschen sollte geholfen werden, das endgültige Ja zueinander zu sagen, das der Freiheit nicht entgegenstehe, sondern ihre größte Möglichkeit sei.

In der Ökumene müssten in Deutschland die „Bemühungen vor allem den Christen lutherischen und reformierten Bekenntnisses gelten“, ohne dabei jedoch die Brüder und Schwestern in den orthodoxen Kirchen aus dem Blick zu verlieren: „Die Welt darf von allen Christen ein geeintes Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Erlöser der Menschheit erwarten“, so der Papst. Ökumenisches Engagement dürfe sich nicht in gemeinsamen Papieren erschöpfen. Vielmehr würde es dort sichtbar und wirksam, wo Christen sich gemeinsam „zu den vom christlichen Glauben vermittelten Werten bekennen und diese im politischen und gesellschaftlichen Handeln kraftvoll zur Geltung bringen“.

Abschließend unterstrich Papst Benedikt, dass der treue Dienst so vieler Priester, Diakone, Ordensleute und hauptamtlicher kirchlicher Mitarbeiter in nicht immer einfachen pastoralen Verhältnissen Respekt und Anerkennung verdiene. Er sei zudem dankbar, dass nach wir vor zahlreiche Christen bereit seien, sich in Pfarrgemeinden und Diözesen, Vereinigungen und Bewegungen zu engagieren und als gläubige Katholiken auch in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. „Die Kirche in Deutschland verfügt wirklich über reiche geistliche und geistige Traditionen“, so der Heilige Vater. Er teile die Hoffnung der Bischöfe, „dass die Kirche in Deutschland noch missionarischer wird und Wege findet, um den kommenden Generationen den Glauben zu vermitteln“.

Die zweite Gruppe der deutschen Bischöfe unter Leitung von Joachim Kardinal Meisner und Friedrich Kardinal Wetter ist vom 13. bis zum 20. November zum Ad-Limina-Besuch in Rom. Ihr gehören die Bischöfe der Kirchenprovinz Köln – bis auf Limburg – sowie die Bischöfe und Erzbischöfe der Kirchenprovinzen München und Freising sowie Bamberg an. Zudem ist Bischof Petro Kryk, Apostolischer Exarch für die Ukrainer, Mitglied der Gruppe.

Die erste Gruppe der deutschen Bischöfe unter Leitung von Karl Kardinal Lehmann und Georg Kardinal Sterzinsky war vom 6. bis zum 11. November zum Ad-Limina-Besuch in Rom. Ihr gehörten 34 Bischöfe, Diözesan- und Weihbischöfe (einschließlich des Diözesanadministrators von Görlitz), aus 14 Bistümern an (Kirchenprovinzen Freiburg, Hamburg, Berlin und Paderborn sowie das Bistum Limburg).

Im Rahmen des Ad-Limina-Besuches berichtet jeder Bischof dem Papst in Einzelgesprächen über die Situation im jeweiligen Bistum. Gleichzeitig wird der Besuch genutzt, um Gespräche in den verschiedenen Dienststellen des Vatikans zu führen. Ad-Limina-Besuche haben zudem einen geistlichen Charakter: Die Bischöfe haben unter anderem in den römischen Basiliken St. Peter und San Paolo fuori le Mura Gottesdienste gefeiert. Die Besuche Ad-Limina bringen die lebendige Verbindung einer Teilkirche mit der Universalkirche zum Ausdruck. Seinen Ursprung hat der in der Regel alle fünf Jahre stattfindende Besuch Ad-Limina“ (wörtl. an den Schwellen“ der Apostelgräber) in der Pilgerfahrt der Bischöfe zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus in Rom. Durchschnittlich kommen jedes Jahr etwa 500 Bischöfe zu diesen Besuchen nach Rom. Die letzten Ad-Limina-Besuche der deutschen Bischöfe fanden vom 8. bis 20. November 1999 statt.

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