| Pressemeldung | Nr. 51

Deutsche Bischofskonferenz und Nord-Amerikanische Vereinigung der Rabbiner

Gemeinsames Wort gegen Antisemitismus und antijüdische Aktionen am Abend von Yom Kippur, 8. Oktober 2000

Gemeinsam verurteilen die Deutsche Bischofskonferenz und die Nord-Amerikanische Vereinigung der Rabbiner den Brandanschlag auf die Synagoge in Düsseldorf sowie Steinwürfe auf andere deutsche Synagogen und Schändungen jüdischer Friedhöfe und Gedenkstätten in diesen Tagen. Die erschreckenden judenfeindlichen Untaten gehen einher mit Äußerungen der Intoleranz gegenüber Minderheiten und des Hasses auf Fremde.
Die Untaten bedeuten eine Steigerung der abscheulichen Qualität, mit der in Deutschland jüdische Menschen in Angst und Schrecken versetzt werden. Sie treffen die jüdischen Familien und Gemeinden nicht nur am "Tag der deutschen Einheit", sondern in den "Jamim Noarim", das heißt in den Ehrfurchtsvollen Tagen zwischen dem jüdischen Neujahrsfest und dem Versöhnungstag. In diesen besonderen Tagen des jüdischen Kalenders gehen die Menschen in sich und prüfen ihr Verhalten gegenüber den Mitmenschen und Gott. Bei ihrer Bestandsaufnahme müssen sich nun jene Männer und Frauen, die in den zurückliegenden Jahrzehnten nach Deutschland zurückgekehrt sind, jüdische Gemeinden wiederbegründet, Synagogen mit Gemeindezentren gebaut und Religionsunterricht für die nachwachsende jüdische Generation gewährleistet haben, besorgt fragen, ob sie wirklich mit gutem Grund der deutschen Mehrheit wieder Vertrauen geschenkt haben.
Wir fordern die Christen in Deutschland auf, in der Situation erneuter jüdischer Sorge und Niedergeschlagenheit ihre von Herzen kommende Anteilnahme deutlich und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen. Die jüdischen Gemeinden, ihre Repräsentanten und Mitglieder bitten wir, auf die Solidarität der überwältigenden Mehrheit der Deutschen zu setzen und am jüdischen Leben in Deutschland festzuhalten.
Im nächsten Monat jährt sich das Datum der Novemberpogrome 1938. Wir erinnern an das Wort der deutschsprachigen Bischofskonferenzen "Die Last der Geschichte annehmen" vom 20. Oktober 1988. Seine Aussagen zur Frage geschichtlicher Schuld, zur Notwendigkeit von Besinnung und Umkehr und zu den Möglichkeiten eines christlich-jüdischen Miteinanders in Offenheit und Wertschätzung bleiben gültig. Wir schlagen den katholischen Gemeinden und Priestern vor, in ihren Gottesdiensten am 9. und 10. November in besonders intensiver Weise Fürbitte zu halten. Die geschichtliche Erinnerung darf nicht verblassen. Die gegenwärtige Bedrohung jüdischen Lebens in Deutschland und andere Akte des Hasses, der Fremdenfeindlichkeit und des Rassismus müssen durch entschiedenen Protest und mutiges Eintreten überwunden werden. Wir appellieren gemeinsam an die Täter, von ihren Untaten zu lassen. Wir rufen alle Menschen guten Willens und Glaubens in Deutschland auf, jeder stillen Zustimmung zu Aktionen der Intoleranz und Gewalttätigkeit zu entsagen und sich gegen fremden- und judenfeindliche Äußerungen in Wort und Tat zu erheben. Wir ermuntern sie auch, an allgemeinen Kundgebungen und kirchlichen Veranstaltungen teilzunehmen, die dem Schutz der Menschenwürde dienen.
Der Antisemitismus ist eine Sünde gegen Gott und die Menschheit. Er darf in der Bevölkerung Deutschlands und besonders unter Christen keinen Raum haben.
Bischof Karl Lehmann, Mainz
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Rabbi Marc Schneier
Präsident der Nordamerikanischen Vereinigung der Rabbiner

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