| Pressemeldung | Nr. 182

Deutsche Bischofskonferenz übermittelt Aleviten Segenswünsche zum Muharrem-Fasten und zum Aschura-Fest 2015

Der Vorsitzende der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog, Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke (Hamburg), hat den Aleviten in Deutschland zum zwölftägigen Muharrem-Fasten und dem anschließenden Aschura-Fest am 26. Oktober 2015 die Segenswünsche der Deutschen Bischofskonferenz in einer Grußbotschaft übermittelt:

„In diesen Tagen beginnt für Sie die zwölftägige Muharrem-Fastenzeit. Daran anschließend feiern Sie am 26. Oktober das alevitische Aschura-Fest. Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz und aller katholischen Christen in Deutschland wünsche ich Ihnen dazu Gottes reichen Segen.

Tagtäglich erreichen derzeit Menschen unser Land, die vor anhaltendem Terror und vor Verfolgung fliehen und bei uns in Europa Schutz suchen. Sie wünschen sich einen sicheren Ort, wo sie ohne existenzielle Angst leben können. Wir sehen herzzerreißende Bilder und dramatische Szenen von der Flucht. Die Welt scheint einmal mehr aus den Fugen geraten zu sein.

Angesicht dieser scheinbar ausweglosen Lage erlebt unser Land aber auch eine Welle von Hilfsbereitschaft, Solidarität und Mitmenschlichkeit. Viele engagieren sich, um den Neuankömmlingen zu helfen. Für uns Christen wird die freiwillig geleistete Hilfe durch das Wort Jesu bekräftigt: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!‘ Aus der alevitischen Tradition ist von Hacı Bektaş Veli (13. Jh.) der Ausspruch überliefert, dass 72 Nationen als eine zu betrachten sind. Für Christen wie für Aleviten gilt daher: In Not geratenen Menschen zu helfen, ohne dabei nach der Religion oder ethnischer Herkunft zu unterscheiden, ist unser aller Pflicht. Unsere Gesellschaft kann die aktuellen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen; religiöse Menschen sollten sich dabei an vorderster Stelle einbringen.

Die Tradition von Noah, der am Ende der Sintflut alles Essbare zusammenträgt, dient für Sie, liebe alevitische Geschwister, als Vorbild in der Zubereitung der Fastenspeise. Möge die Aschura-Suppe, die Sie auch in diesem Jahr wieder anrühren und vielen Menschen reichen werden, Ihnen und uns als Ihren Gästen auch als Zeichen von Solidarität und Verbundenheit untereinander und mit den vielen Menschen in Not dienen.“

Hintergrund:
Die Muharrem-Fastenzeit geht in diesem Jahr vom 14. bis zum 25. Oktober. Während der
12-tägigen Fasten- und Trauerzeit im islamischen Monat Muharrem (dem ersten Monat des islamischen Kalenders) gedenken die Aleviten nach eigenen Angaben des Massakers an dem Heiligen Pir Imam Hüseyin und an 72 seiner Familienangehörigen und Anhänger im Jahr 680 bei der Stadt Kerbela (Irak). Auslöser für die Tat war Pir Imam Hüseyins Widerstand gegen den sunnitischen Umayyaden-Kalifen Yezit. Für die Aleviten ist der Heilige eine Symbolfigur, da er sich trotz Gewalt nicht von seinen Überzeugungen abbringen ließ. Für das Muharrem-Fasten gibt es feste Regeln: Die Aleviten essen und trinken nicht vom letzten Mahl des Abends bis Sonnenuntergang des Folgetages. Viele Aleviten verzichten auf Fleisch, vermeiden Streitigkeiten und gehen respektvoll miteinander sowie mit Tieren und Pflanzen um. Neben der Trauerzeit ist das Fasten zugleich auch eine Zeit der Dankbarkeit, da eines der Kinder Pir Imam Hüseyins das Massaker überlebte. Abschluss des Muharrem-Fastens bildet am 26. Oktober das Aschura-Fest (Aşure-Tag), an dem traditionell die Süßspeise Aşure, die (in Anlehnung an die zwölf Imame der Prophetenfamilie) aus zwölf Zutaten zubereitet wird. Diese wird dann mit Nachbarn und Freunden geteilt. Viele Ortsgemeinden verteilen die Süßspeise auch auf öffentlichen Plätzen und informieren über die Glaubensgemeinschaft.

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