| Pressemeldung | Nr. 230

Deutsche Bischofskonferenz bekräftigt Solidarität mit syrischen Christen

Erzbischof Schick: Dem menschenverachtenden Treiben des „Islamischen Staates“ ein Ende setzen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat heute im Rahmen ihrer Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen“ in Berlin eine neue Arbeitshilfe vorgestellt, die Syrien in den Mittelpunkt stellt. Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte in einer Pressekonferenz: „Nachdem wir 2014 den inhaltlichen Schwerpunkt auf den Irak gelegt haben, befassen wir uns dieses Mal mit Syrien. Unsere Solidaritätsaktion hat damit ein außerordentlich aktuelles und zugleich besonders bedrängendes Thema.“

Erzbischof Schick erinnerte an die dramatische Situation im syrischen Bürgerkrieg. „Wie im Irak, so droht auch in Syrien der Krieg zum Auslöser für das Verschwinden des Christentums zu werden, das seit 2000 Jahren im Land lebt und es in beachtlichem Maß mitgeprägt hat.“ Das Überleben des Christentums in Syrien werde in starkem Maße davon abhängen, ob es gelinge, eine politische und gesellschaftliche Befriedung des Landes zu erreichen. „Die deutschen Bischöfe unterstützen deshalb alle auf dieses Ziel gerichteten Bemühungen der internationalen Gemeinschaft. Wir wissen: Militärische Gewalt darf niemals ein reguläres Mittel – sozusagen das Mittel der Wahl – sein, um die Verhältnisse zu wenden und auf friedliche Zustände hinzuwirken“, so Erzbischof Schick. Mit einer terroristischen Organisation wie dem „Islamischen Staat“ sei jedoch keine Verhandlungslösung möglich. „In Übereinstimmung mit den Bischöfen in der Region hat die Deutsche Bischofskonferenz deshalb bereits im Jahr 2014 – nach dem Vormarsch der Dschihadisten in Syrien und im Irak – deutlich gemacht, dass wir den Einsatz militärischer Mittel für ethisch vertretbar halten, wenn nur so dem menschenverachtenden Treiben des IS ein Ende bereitet werden kann“, betonte Erzbischof Schick.

In der Pressekonferenz ging das Oberhaupt der maronitischen Christen weltweit, Patriarch Béchara Pierre Kardinal Raï (Beirut/Libanon), auf die Situation der Christen und der Flüchtlinge in seiner Heimat ein. „Anstatt das Aufkommen eines friedlichen ‚Arabischen Frühlings‘ zu erleben, ist dieser Prozess mit einem Mal zu einem fürchterlichen Bürgerkrieg zwischen fundamentalistischen und terroristischen Gruppierungen geworden, in den nach und nach religiöse Gruppen und vor allem die Zivilbevölkerung mit hineingezogen worden sind. Wir rufen die internationale Gemeinschaft und den UN-Sicherheitsrat auf, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Wir sehnen uns nach einem gerechten, globalen und dauerhaften Frieden!“, sagte Patriarch Raï.

Dazu gehöre es auch, Konzepte zu entwickeln, wie man Flüchtlingen helfen könne, in ihre angestammte Heimat zurückzukehren. Patriarch Raï erinnerte daran, dass eine Friedenslösung im Nahen Osten ein stabiles Syrien hervorbringen müsse, „weil der Libanon die hohen Flüchtlingszahlen aus Syrien allein nicht verkraften kann. Wir brauchen die Rückführung der Menschen zu einem würdigen Leben und zu einer Stabilisierung der gesamten Region“. Davon sei auch die christliche Präsenz im Libanon und in Syrien betroffen. „Politische Regime vergehen, Staaten werden umgewandelt, aber die auf Christus gegründete Kirche wird bleiben und überleben gegen alle Anfeindungen von außen. Wir im Libanon sind stolz auf unseren kulturellen und religiösen Pluralismus, ein Vorbild für den gesamten Mittleren Osten“, betonte Patriarch Raï. „Wir Christen im Mittleren Osten wollen mit den moderaten Muslimen weiter zusammenleben und -arbeiten. Wir wollen gemeinsam an der Identität der Region mitwirken, so wie wir es bereits seit Jahrhunderten getan haben.“ Patriarch Raï hält sich seit Donnerstag letzter Woche in Deutschland auf, um maronitische Gemeinden zu besuchen und Spitzengespräche mit Vertretern von Kirche und Politik zu führen. Am Montagabend (30. November 2015) nimmt er an der von der Deutschen Bischofskonferenz ausgerichteten Tagung „Ende der religiösen Pluralität? Zur Zukunft der Christen im Nahen Osten“ teil und wird bei einem Podiumsgespräch mit Erzbischof Schick und dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, diskutieren.

Der Präsident des kirchlichen Werkes Missio Aachen, Prälat Dr. Klaus Krämer, erinnerte an die Hilfsmaßnahmen, die vor Ort in Syrien und im Libanon geleistet werden. Dabei gehe es um Nothilfe ebenso wie um Traumabewältigung, Schulbildung, interreligiösen Dialog und die Erziehung zum Frieden. Dafür habe Missio seit 2011 rund 2,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. So sollen Menschen zum Bleiben in ihrer Heimat bewegt werden: „Gerade Minderheiten sind bedroht. Nur wenn sie eine Zukunftsperspektive für die eigene Gemeinschaft sehen, sind Menschen bereit, in Syrien zu bleiben“, so Prälat Krämer.

Die Arbeitshilfe „Syrien“ enthält zahlreiche Informationen zur Geschichte des Christentums in Syrien, zum aktuellen Konflikt mit seinen Hintergründen und zur Lage der Kirche in der Gegenwart. Dabei kommen Stimmen der syrischen Ortskirchen zu Wort, die von eindrucksvollen Fotografien des Hagener Fotografen Andy Spyra ergänzt werden.

Die Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen“ wurde von den deutschen Bischöfen 2003 gegründet. Sie möchte vor allem die Kirchengemeinden für die Lage bedrohter Glaubensgeschwister weltweit sensibilisieren. Höhepunkt der Initiative ist der Gebetstag für die verfolgten Christen am 26. Dezember (Stephanustag), der in allen deutschen Diözesen begangen wird.

Hinweise:
Das Statement von Erzbischof Schick finden Sie untenstehend als pdf-Datei zum Herunterladen.

Die Arbeitshilfe „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen – Syrien“ kann in der Rubrik „Veröffentlichungen“ bestellt oder als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Das Plakat und der Gebetszettel zum Gebetstag für die verfolgten Christen am 26. Dezember können ebenfalls in der Rubrik „Veröffentlichungen“ bestellt oder als pdf-Dateien heruntergeladen werden.

Weitere Informationen gibt es auf der Initiativseite „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“.

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