| Pressemeldung | Nr. 069

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, fordert Sicherheit für Israel und den Schutz von Zivilisten im Libanon

In gleich lautenden Briefen an die katholischen Patriarchen des Nahen Ostens hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, die Solidarität der deutschen Katholiken mit allen Leidtragenden der aktuellen Auseinandersetzungen in Israel und im Libanon zum Ausdruck gebracht. Nachdrücklich verurteilt Kardinal Lehmann die seit Herbst 2005 anhaltenden "Terrorakte gegen die israelische Zivilbevölkerung und die Verschleppung israelischer Soldaten, die den Auftakt des neuerlichen gewalttätigen Konflikts bilden". Israel habe das Recht, "seine Existenz in gesicherten Grenzen zu verteidigen". Mit Blick auf die aktuellen Kampfhandlungen erinnert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zugleich an das Prinzip der Verhältnismäßigkeit beim Einsatz militärischer Mittel und stellt fest: "Zudem wird den Bestimmungen des humanitären Völkerrechts ganz sicher dort nicht Rechnung getragen, wo Kampfhandlungen fast unterschiedslos auch einer großen Zahl von Zivilisten schwerste Schäden zufügen". Von allen Verantwortlichen wird "ein ernsthaftes und rasches Bemühen" um die Beendigung der Kämpfe gefordert.
Der Brief an den Maronitischen Patriarchen, S. S. Nasrallah Kardinal Sfeir, den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, S. S. Michel Sabbah und den Griechisch-Katholischen Patriarchen, S. S. Gregor III. Laham, im Wortlaut:

"Eure Seligkeit, verehrter Mitbruder,
am 23. Juli sind Christen in der ganzen Welt der Bitte von Papst Benedikt XVI. gefolgt und haben für den Frieden im Libanon gebetet. Auch die Katholiken in Deutschland haben die Initiative des Heiligen Vaters durch inständiges Gebet mitgetragen.
In dieser Stunde der Gewalt und des Leids so vieler Menschen fühlen sich die deutschen Bischöfe mit allen Brüdern und Schwestern Ihnen persönlich, Ihren Gläubigen, aber auch allen anderen Menschen im Nahen Osten besonders nahe. Wir sind bestürzt über die dramatischen Entwicklungen und verfolgen die Nachrichten mit großer Sorge.
Wir verurteilen die Terrorakte gegen die israelische Zivilbevölkerung und die Verschleppung israelischer Soldaten, die den Auftakt des neuerlichen gewalttätigen Konflikts bilden. Die seit dem letzten Herbst anhaltenden Angriffe der Hisbollah gegen Israel sind in keiner Weise zu rechtfertigen. Die offenkundige Unterstützung dieser Attacken durch andere Staaten der mittelöstlichen Region hat die Bedrohungslage für Israel dabei in gravierender Weise verstärkt. Ohne Zweifel hat der Staat Israel das Recht, seine Existenz in gesicherten Grenzen zu verteidigen.
Zugleich darf jedoch auch nicht davon abgesehen werden, dass der Einsatz militärischer Mittel stets dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit entsprechen muss. Zudem wird den Bestimmungen des humanitären Völkerrechts ganz sicher dort nicht Rechnung getragen, wo Kampfhandlungen fast unterschiedslos auch einer großen Zahl von Zivilisten schwerste Schäden zufügen. So schwierig es ist, die Auseinandersetzung mit verhältnismäßig kleinen, jedoch hoch gewaltbereiten und verdeckt aus dem Schatten heraus operierenden Kräften zu führen, so wenig dürfen die Regeln des internationalen Rechts dabei außer Kraft gesetzt werden.
Ich sehe zudem mit großer Sorge, wie die fragile multireligiöse Gesellschaft des Libanon, die sich eben erst wieder erfolgreich auf den Weg der Demokratie gemacht hat, durch den derzeitigen Konflikt in eine außerordentliche und schwer beherrschbare Krise hineinzugeraten droht und am Ende politischer und religiöser Radikalismus und Fanatismus die Oberhand gewinnen könnten.
Mit den Worten von Papst Benedikt XVI. unterstreichen deshalb auch die deutschen Bischöfe "das Recht der Libanesen auf Integrität und Souveränität ihres Landes, das Recht der Israelis, in Frieden in ihrem Staat zu leben, und das Recht der Palästinenser auf eine freie und souveräne Heimat". Der Nahe Osten braucht stabile und dauerhafte Lösungen. Alle an der derzeitigen Auseinandersetzung Beteiligten sind aufgerufen, alles zu unterlassen, was einen künftigen Prozess des Friedens weiter erschwert.
Mit dem Heiligen Vater fordern wir ein ernsthaftes und rasches Bemühen um eine Beendigung der Kampfhandlungen. Wir rufen die Verantwortlichen dazu auf, befriedigende Lösungen am Verhandlungstisch zu suchen. Der Einsatz einer internationalen Friedenstruppe im Südlibanon könnte sich als ein geeignetes Mittel erweisen, um für eine Übergangszeit Stabilität und Sicherheit herzustellen. Die Entwaffnung der Hisbollah gehört dabei zu den unverzichtbaren Aufgaben, wie die Vereinten Nationen schon länger fordern.
Zunächst einmal aber ist dies die Stunde humanitärer Hilfe. Das Leid der Menschen in der Krisenregion wächst von Tag zu Tag. Hunderttausende im Libanon sind vor den Kämpfen auf der Flucht; die Versorgungslage ist prekär. Für die leidgeprüfte Zivilbevölkerung müssen deshalb humanitäre Korridore eingerichtet werden. Gerne versichere ich Ihnen, dass auch unsere kirchlichen Hilfswerke zusammen mit ihren Partnern vor Ort den von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffenen Menschen nach besten Kräften helfen.
Wir deutschen Bischöfe und die Katholiken in unserem Land erflehen in unserem Gebet und in unserer Fürbitte für die Menschen im Nahen Osten - für Juden, Christen und Muslime, für Libanesen, Palästinenser und Israelis - Gottes Beistand für einen gerechten Frieden.
Verbunden in der Liebe Jesu Christi
bin ich Ihr
Karl Kardinal Lehmann"


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