| Pressemeldung | Nr. 048

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zur Einweihung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas am 10. Mai 2005

Heute wird das Denkmal für die ermordeten Juden Europas feierlich eingeweiht. Das riesige Stelenfeld inmitten der deutschen Hauptstadt bringt eindrucksvoll zum Ausdruck, dass das maßstablose Verbrechen des Holocaust unauslöschlich in das historische Gedächtnis der Deutschen eingebrannt ist. Es erinnert unser eigenes Volk an die Stunde größter moralischer Finsternis in seiner Geschichte und alle Welt an die Abgründe menschlicher Möglichkeiten, die in jedem lauern.
Es ist ein gutes Zeichen für unser Land, dass es sich nicht einfach um ein staatliches Mahnmal handelt. Die Idee dazu kam aus der Mitte der Gesellschaft. Über viele Jahre hinweg wurde im politischen, intellektuellen und künstlerischen Bereich eine breite und lebhafte Diskussion geführt. Diese Debatte war mehr als die Vorgeschichte des Denkmals. Sie stellt einen wichtigen Teil des Nachdenkens unserer Gesellschaft über sich selbst dar. Vieles deutet derzeit darauf hin, dass mit der Verbindung zwischen einem "abstrakt" gestalteten Mahnmal und dem unterirdisch angelegten "Ort der Information" eine schlüssige Gesamtkonzeption gefunden wurde. So darf man hoffen, dass die Gedenkstätte davor bewahrt bleibt, schließlich doch zum Ort routinierter Repräsentation und pflichtschuldiger Besuche von Touristen und Schulklassen herabzusinken.Manche Fragen müssen heute noch offen bleiben. Wird das neue Denkmal in der breiten Landschaft von Erinnerungsorten an den Nationalsozialismus seinen angemessenen Platz finden, ohne die anderen Stätten im Bewusstsein der Menschen zu verdrängen? Wie kann man vermeiden, dass das Mahnmal für die ermordeten Juden, wenn auch ganz ungewollt, das Gedenken an andere Opfergruppen in den Schatten rückt? Die Hoffnung, dass unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren gute Antworten auf diese Fragen findet, verbindet sich an diesem Tag mit Worten des Dankes und mit Segenswünschen. Sie gelten dem neuen Denkmal und all jenen, die sich für seine Verwirklichung engagiert haben. Sie gelten darüber hinaus allen Menschen, die es künftig besuchen werden, um ihrer Trauer und Scham Ausdruck zu geben und so ehrlich wie möglich der tiefsten Nachtseite unserer Geschichte inne zu werden.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz