| Pressemeldung | Nr. 024

Der Libanon, „die Botschaft des Friedens und der Brüderlichkeit“, ist in großer Gefahr

Erklärung der Vertreter europäischer und nordamerikanischer Bischofskonferenzen

Angesichts des drohenden Zusammenbruchs der staatlichen Ordnung im Libanon richten Bischöfe aus Europa und Nordamerika den Blick auf dieses Land und rufen dazu auf, die noch existierenden staatlichen Strukturen zu erhalten und zu stärken. Durch pragmatische Ansätze und lösungsorientierte Politik im Libanon ist es bis vor einigen Jahren immer wieder gelungen, verfeindete Parteien im Land zusammenzubringen.

So wurde der Jahrzehnte währende Bürgerkrieg 1989 beendet, verließen einige Jahre später die syrischen Truppen das Land und wurde die volle Souveränität und Unabhängigkeit vereinbart. Dafür stehen die Abkommen von Taif und Doha. Es ist jedoch nicht gelungen, diese Verträge vollständig umzusetzen und die Auflösung aller bewaffneter Milizen durchzusetzen, um damit das Gewaltmonopol von Polizei und Armee zu sichern. Auch die internationale Gemeinschaft hat lange Zeit nicht intensiv genug auf die Umsetzung der Abkommen gedrungen. Machtinteressen des Iran und interne Kämpfe unversöhnlicher Gruppen blockieren nun die Politik und haben das Land in den Ruin getrieben.

Gemeinsam mit Vertretern der Bischofskonferenzen der USA, Kanadas, Frankreichs, von England und Wales und dem Vorsitzenden des Außenausschusses der COMECE (Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union) appellieren heute (1. März 2022) Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, und Weihbischof Dr. Udo Bentz (Mainz), Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz, daher an die Regierungen, das Land und seine Nöte nicht zu vergessen und alles zu tun, was den Menschen des Libanon hilft, Stillstand und Verfall zu überwinden.
 

Die Erklärung im Wortlaut:

Der Libanon, „die Botschaft des Friedens und der Brüderlichkeit“,  ist in großer Gefahr

Amerikanische und europäische Bischöfe unterstützen gemeinsam die Kirchen und die Menschen des Libanon

Seit einem Jahr appelliert Kardinal Béchara Pierre Raï, der maronitische Patriarch von Antiochien, an die internationale Gemeinschaft, eine Konferenz zum Schutz des Libanon auszurichten. Das Land ist seit Langem ein Beispiel für die Koexistenz von Christen und Muslimen. Es ist eine „universelle Botschaft des Friedens und der Brüderlichkeit, die vom Nahen Osten ausgeht“ (Papst Franziskus). Aber für viele Menschen im Libanon ist die Gegenwart von Schmerz, Armut und Verzweiflung geprägt. Doch noch gibt es Hoffnung auf Veränderungen, um den einzigartigen Charakter des Landes zu schützen.

Wir haben die Warnung von Papst Franziskus vernommen, dass „der Libanon in großer Gefahr ist“. Wir hören seinen Appell, uns der „beispiellosen Krise“ zuzuwenden, in der sich das Land befindet. Wir schätzen die anhaltenden Bemühungen des Heiligen Stuhls um den Frieden im Libanon und beten dafür, dass der Aufruf von Erzbischof Paul Gallagher zum Dialog, den er während seines Besuchs im Land im Februar 2022 mehrfach wiederholt hat, Früchte tragen möge.

Die Weltgemeinschaft muss sich an die Seite all derer stellen, die sich dafür einsetzen, dass die Grundsätze, die die Verfassung des Libanon prägten, lebendig bleiben. Wir erinnern dabei an Errungenschaften wie das Taif-Abkommen von 1989 und das Doha-Abkommen von 2008, die zur Beendigung der Konflikte im Land beitrugen.

Wir fordern daher unsere Regierungen auf:

  • den Appell von Kardinal Raï zu unterstützen, mit den Vereinten Nationen eine Lösung für die Krise zu finden, die die Unabhängigkeit, Souveränität und Neutralität des Libanon wahrt,
  • das Recht der libanesischen Bürgerinnen und Bürger abzusichern, ihre eigenen Vertreter in freien und fairen Wahlen zu wählen, auch durch das Angebot unabhängiger Wahlbeobachter,
  • die libanesische Bevölkerung bei der Errichtung verantwortungsvoller Regierungsführung, geprägt von Ehrlichkeit, Transparenz und Rechenschaftspflicht, im Dienst des Libanon zu unterstützen.

Unsere Staaten sind mitverantwortlich, denjenigen zu helfen, die von der sich abzeichnenden humanitären Katastrophe betroffen sind, darunter sowohl libanesische Bürger als auch die vielen Flüchtlinge, die aus den Nachbarländern geflohen sind. Wir sind dankbar für den humanitären Einsatz der katholischen Organisationen und ermutigen unsere eigenen Kirchen und Gemeinschaften, diese Bemühungen weiter zu unterstützen.

Vor allem laden wir die Gläubigen ein, sich uns im Gebet für den Libanon anzuschließen. Mit den Worten des Heiligen Vaters: „Die Nacht der Konflikte möge sich verflüchtigen und die Morgendämmerung der Hoffnung heraufziehen. Die Feindseligkeiten mögen aufhören, die Zwistigkeiten untergehen, und der Libanon strahle wieder das Licht des Friedens hinaus in die Welt.“

Weihbischof Dr. Udo Bentz (Mainz), Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz

Bischof Michel Dubost, emeritierter Bischof von Evry-Corbeil-Essonnes (Frankreich) und Apostolischer Delegat für die „Foyers de Charité“

Bischof Garry Gordon, Bischof von Victoria (Kanada), Vorsitzender der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, Kanadische Konferenz der katholischen Bischöfe

Bischof Declan Lang, Bischof von Clifton (England und Wales), Vorsitzender der Abteilung für internationale Angelegenheiten, Bischofskonferenz von England und Wales

Bischof David J. Malloy, Bischof von Rockford (USA), Vorsitzender des Ausschusses für internationale Gerechtigkeit und Frieden, Katholische Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten

Bischof Dr. Bertram Meier, Bischof von Augsburg (Deutschland), Vorsitzender der Kommission Weltkirche, Deutsche Bischofskonferenz

Bischof Rimantas Norvila, Bischof von Vilkaviškis (Litauen) und Präsident der COMECE-Kommission für EU-Außenbeziehungen

Bischof Marc Stenger, emeritierter Bischof von Troyes (Frankreich) und Ko-Vorsitzender von Pax Christi International

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz