| Pressemeldung | Nr. 080a

Das Engagement der katholischen Kirche im Bereich der Studienförderung

Statement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, beim Pressegespräch am 28.9.2006 in Fulda

Es gilt das gesprochene Wort!

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich, Sie auch meinerseits zu dem heutigen Pressegespräch zur kirchlichen Studienförderung begrüßen zu können.

Die Herbst-Vollversammlung hatte guten Anlass, sich mit der Arbeit ihrer beiden Stipendienwerke „Bischöfliche Studienförderung – Cusanuswerk“ und „Katholischer Akademischer Ausländer-Dienst“ (KAAD) zu befassen.

Das Cusanuswerk kann in diesem Jahr auf seine Gründung vor fünfzig Jahren zurückschauen. Die Initiatoren der kirchlichen Begabtenförderung – Hochschulseelsorger, aktive Laien und auch Bischöfe – hatten angesichts des katholischen „Bildungsdefizits“ im Jahr 1956 das bildungs- und gesellschaftspolitische Anliegen, für einen Ausgleich zu sorgen. Es war die Zeit, in der die Kirche ihren angemessenen Ort in der jungen Bundesrepublik erst noch finden musste. Ungeachtet voller Kirchen deutete sich für nachdenkliche Beobachter bereits an, dass Deutschland de facto zum „Missionsland“ (Ivo Zeiger) geworden war. In diesen Kontext gehört die Gründung des Cusanuswerks. Es hat sich unter Leitung hervorragender Persönlichkeiten – der vor einem Jahr verstorbene Prälat Bernhard Hanssler ist hier an erster Stelle zu nennen – aus kleinen Anfängen zu einem anerkannten Stipendienwerk entwickelt. Heute werden ca. 700 Studierende und 300 Promovenden gefördert.

Der Katholische Akademische Ausländer-Dienst ist zwei Jahre später – im Jahr 1958 – gegründet worden. Seine Wurzeln liegen in einer Zeit, als den Christen in Deutschland angesichts des „Wirtschaftswunders“ ihre solidarische Verpflichtung gegenüber ärmeren Regionen der Erde bewusst wurde. Es waren die Jahre, in denen auch die Bischöflichen Hilfswerke MISEREOR und ADVENIAT entstanden sind. Diese bis dahin beispiellose Solidaritätswelle hat auch auf den staatlichen Bereich und seine Entwicklungszusammenarbeit wegweisend ausgestrahlt. Der KAAD hat heute über 550 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Er konzentriert sich auf solche postgraduierten Studierenden und Wissenschaftler, für die ein Studium bzw. ein Forschungsaufenthalt in Deutschland sachgerecht ist. Der KAAD stimmt seine Förderung auf die Bedürfnisse der Heimatländer und kirchen ab und verfügt dort auch über Partnerstrukturen. Dieser partnerschaftliche Ansatz zeichnet den KAAD im Raum der Universitäten aus.

Beide Einrichtungen verfügen über ein hervorragendes akademisches Niveau. Ihre Gründungsväter waren weise genug, keine kirchlichen „Kaderschmieden“ anzustreben. Vielmehr sollte der einzelne Studierende zu einer eigenen Antwort auf die Herausforderung des christlichen Glaubens eingeladen werden. Die Verantwortlichen versuchten die Überzeugung zu vermitteln, dass Begabung nicht Privileg, sondern Verpflichtung bedeutet; – die Verpflichtung nämlich, die eigenen Gaben zu entwickeln und sich aus christlicher Verantwortung für andere einzusetzen. Entsprechend sind bis zum heutigen Tag die ideelle Förderung und ein reiches Bildungsangebot das Entscheidende in der Arbeit von Cusanuswerk und KAAD – nicht primär oder gar bloß die Vergabe von Stipendien.

Dieser Ansatz fügt sich ein in ein auf gesellschaftliche Pluralität zielendes Konzept staatlicher Begabtenförderung. Die Deutsche Bischofskonferenz begrüßt darum auch die Initiative der Bundesregierung, die Zahl der Begabtenstipendien für Studierende zu erhöhen. Auch die Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk wird diese Entwicklung mitvollziehen und die Zahl ihrer Stipendiatinnen und Stipendiaten maßvoll ausweiten. Umfang und Modalitäten dieser Erweiterung sind freilich noch gemeinsam mit der Leitung des Cusanuswerks näher zu bedenken. Auch unter den neuen Rahmenbedingungen sollen die bewährten Grundsätze der Förderungsarbeit gewahrt bleiben.

Ebenso erfreulich ist, dass sich das kirchliche Engagement für die ausländischen Studierenden auch angesichts der schwierigeren Lage der kirchlichen Haushalte im Wesentlichen auf dem Niveau der Vorjahre hat halten lassen. Wie der aktuelle Bericht des KAAD ausweist, hat die katholische Kirche im Jahr 2005 insgesamt rund 6 Millionen EUR an Stipendien und Studienbeihilfen für ausländische Studierende und Wissenschaftler in Deutschland vergeben. Dies ist nicht wenig und zeigt die fortdauernde weltkirchliche und internationale Solidarität der katholischen Kirche in Deutschland.

Herr Weihbischof Dr. Wehrle als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Cusanuswerk und KAAD wird nun einige Worte zur kirchlichen Studienförderung inmitten einer pluralen Gesellschaft sagen. Anschließend sollten die beiden Generalsekretäre – Frau Dr. Lücking-Michel und Herr Dr. Weber – kurz aus der Arbeit ihrer Einrichtungen berichten.

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